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Die Mutter des Erfolgs - Die Mutter des Erfolgs

Titel: Die Mutter des Erfolgs - Die Mutter des Erfolgs Kostenlos Bücher Online Lesen
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«Mehr Drehungbeim Vorhand-Volley!» oder «Halt beim Twist-Aufschlag den rechten Fuß ruhig!» Natürlich stopft sich Lulu sofort die Ohren zu, und wir streiten, aber ich habe meine Botschaft angebracht, und ich weiß, dass sie weiß, dass ich recht habe.

Koda
     
     
    Unsere Familie 2010
     
    Der Tiger ist stürmisch und vorschnell und verschließt die Augen gegen Gefahr. Doch er lernt aus Erfahrung und gewinnt dadurch neue Energie und große Kraft.
     
     
    Am 29. Juni 2009, an dem Tag nach unserer Rückkehr aus Russland, begann ich dieses Buch zu schreiben. Ich wusste nicht, wozu oder wohin es führen würde, aber obwohl ich sonst immer mit Schreibblockaden kämpfe, strömten die Sätze diesmal einfach aus mir heraus. Für die ersten zwei Drittel brauchte ich nur acht Wochen. (Das letzte Drittel war eine Qual und dauerte ewig.) Ich zeigte Jed und den Mädchen jede Seite. «Wir schreiben das zusammen», sagte ich zu Sophia und Lulu.
    «Nein!», riefen beide. «Das ist dein Buch, Mama, nicht unseres.»
    «Außerdem dreht sich sicher sowieso wieder alles nur um dich», fügte Lulu hinzu.
    Aber die Zeit verging, und je mehr sie lasen, desto mehr trugen sie bei. Tatsächlich war es eine Art Therapie – eine westliche Vorstellung, wie meine Töchter mir unter die Nase reiben.
    Ich hatte im Lauf der Jahre vieles vergessen, Gutes und Schlechtes, und die Mädchen und Jed halfen meiner Erinnerung auf die Sprünge. Um ein möglichst vollständiges Bild zu zeichnen, fahndete ich nach alten Mails und Computerdateien, holte Musikprogramme und Fotoalben hervor. Jed und mich überkam oft eine gewisse Wehmut: Gestern noch, schien es, war Sophia ein Baby, und heute fehlt ihr noch ein Jahr bis zum College. Sophia und Lulu überkam in erster Linie Entzücken, wie süß sie beide einmal waren.
    Verstehen Sie mich nicht falsch: Es war nicht leicht, dieses Buch zu schreiben. In unserer Familie ist nichts je leicht. Es brauchte zahlreiche Fassungen und dauernde Änderungen, um die Einwände der Mädchen zu berücksichtigen. Große Teile über Jed fielen ganz heraus, weil sie ein weiteres Buch ergäben, und eigentlich wäre das überhaupt eine Geschichte, die er erzählen müsste. Manche Teile musste ich zwanzig Mal umschreiben, bevor beide Mädchen zufrieden waren. Mehrfach kam es vor, dass die eine oder andere den Entwurf eines Kapitels las, dann plötzlich in Tränen ausbrach und davonstürmte. Oder ich bekam ein knappes «Klasse, Ma, sehr witzig, ich weiß bloß nicht, über wen du schreibst – unsere Familie jedenfalls nicht» zu hören.
    «O nein!», rief Lulu einmal aus. «Soll ich etwa Pushkin sein, die Dämliche? Und Sophia ist Coco, die so schlau istund alles lernt?» Ich wies sie darauf hin, dass Coco auch nicht schlau ist und ebenfalls nichts lernt, und versicherte den Mädchen, dass die Hunde durchaus nicht als Metaphern für sie gemeint seien.
    «Was für einen Zweck erfüllen sie dann?», fragte Sophia, immer die logisch Denkende. «Warum kommen sie überhaupt vor?»
    «Weiß ich noch nicht», räumte ich ein. «Aber ich weiß, dass sie wichtig sind. Es ist etwas von Natur aus Instabiles an einer chinesischen Mutter, die Hunde aufzieht.»
    Ein andermal beklagte sich Lulu: «Ich glaube, du übertreibst den Unterschied zwischen Sophia und mir absichtlich, um das Buch interessanter zu machen. Du stellst mich hin wie den typischen amerikanischen Teenager, und dabei trennen uns Welten!» Sophia hatte unterdessen nur gesagt: «Ich finde, du milderst Lulu zu sehr ab. Sie hört sich ja an wie ein Engel.»
    Natürlich fühlten sich beide Mädchen durch das Buch übervorteilt. «Du solltest es auf jeden Fall Lulu widmen», sagte Sophia einmal großmütig. «Sie ist ja offensichtlich die Heldin. Ich bin die Langweilige, über die alle Leser lachen werden. Während sie diejenige mit Verve und Elan ist.» Und von Lulu kam: «Vielleicht solltest du dein Buch ‹Das perfekte Kind und der menschenfressende Teufel› nennen. Oder ‹Warum die Erstgeborenen besser sind›. Darum geht’s doch, oder?»
    Währenddessen ging der Sommer ins Land, und die Mädchen hörten nie auf zu bohren: «Also, wie hört es jetzt auf, dein Buch? Wird es gut ausgehen?»
    Ich gab immer ausweichende Antworten wie: «Das hängt von euch ab, Leute. Ich vermute allerdings, es wird eine Tragödie.»
    Monate vergingen, und mir fiel einfach nicht ein, wie ich zum Ende kommen sollte. Aber eines Tages lief ich zu den Mädchen und rief: «Ich hab’s! Ich bin fast

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