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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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Sturköpfe. Und meiner ist der Schlimmste von allen. Als wir dann wussten, dass er Lungenkrebs hat, hat der Arzt seine anderen Organe untersucht, und natürlich hatte der Krebs sich unter anderem schon bis aufs Gehirn ausgebreitet.«
    »Und wie lange ist das her?« Im Vergleich zu Marthas warmem Klang hörte sich Kristas Stimme leer an.
    »Die ursprüngliche Diagnose bekam er im Februar 2003, also vor über anderthalb Jahren, aber krank war er schon vorher: Er hat Chemo- und Strahlentherapien bekommen, aber die haben ihn nur noch kranker gemacht. Also haben wir die Behandlungen abgebrochen und beschlossen, stattdessen durchs Land zu reisen. Wir haben das Haus verkauft, alles, was wir hatten, und uns dieses Monstrum zugelegt. George liebt es, ich finde es hässlich. Aber mir ist egal, wo wir sind oder wie wir dort hinkommen, solange ich George bei mir weiß, habe ich alles, was ich brauche.«
    »Und wie geht es ihm heute?«
    »Er hat gute Tage und nicht so gute Tage. Als wir Queensland letzten Monat verlassen haben, fühlte er sich schlecht, aber
    sobald er die Behandlung abgebrochen hatte, ging es ihm ein wenig besser. Das ist aber nur eine vorübergehende Besserung, Es wird wieder schlimmer werden. Es hat schon angefangen das konnte ich sehen, als wir heute Morgen vom Campingplatz gefahren sind. Der Krebs hat sich zu stark und zu weit ausgebreitet. Bald wird er Sauerstoff brauchen und dann ... nun, alles, was er sich wünschte, war, noch einmal die Farm zu besuchen auf der er aufgewachsen ist, bevor es ihm zu schlecht geht. Das ist der wahre Grund für unsere Reise.«
    »Und die Farm liegt in der Nähe von Tarcutta?«
    »Genau. Anscheinend ist heute nicht mehr viel davon übrig, denn die Farm ist schon lange nicht mehr in Betrieb und das Letzte, was wir gehört haben, war, man wolle sie plattwalzen. Ein Jammer, denn nach allem, was George mir erzählt hat, war es wirklich eine schöne Farm.«
    Das war sie allerdings, verdammt noch mal, dachte George und wischte sich ein paar Tränen aus den Augen.
    Er hatte nicht weinen wollen und wusste nicht, weshalb er wie ein Kind heulte, dessen Hund gerade gestorben ist. Das Weinen ging bald in einen Hustenanfall über, der seinen schwachen Körper schüttelte. Er setzte sich auf, während seine Lunge das Gift ausstieß. Der Schmerz durchbohrte seine Brust und schoss bis in sein Gehirn. Ihm wurde furchtbar übel. Er sprang auf, schwankte zur Toilette, schloss die Tür und übergab sich. Was aus ihm herauskam, war ein wenig Schwarz und jede Menge Rot. Die Schmerzen waren entsetzlich stark und raubten ihm die letzten Kräfte.
    Als sein Körper endlich aufhörte, sein Innerstes auszuspucken, kniete er auf dem Boden, legte seinen Kopf auf den Rand des Plastiktoilettensitzes und schloss die Augen.
    Als die Übelkeit abnahm, stand George auf, spülte die widerlich riechende Masse die Toilette hinunter und verließ den viel zu kleinen Raum. Er wusch sich im Waschbecken neben der Toilette den Mund aus und spritzte sich ein wenig Wasser ins schweißnasse Gesicht und in den Nacken.
    Da er sich nicht wieder hinlegen wollte und sich fragte, wie lange es wohl noch bis zur Farm dauern würde, wankte George
    durch das Wohnmobil zur Fahrerkabine, blieb jedoch stehen, als ihm einfiel, dass er seine Mütze nicht trug.
    Wut und ein Gefühl der Verlegenheit stiegen bei dem Gedanken in ihm auf, dass Krista vielleicht seinen völlig kahlen Schädel gesehen hatte.
    Verdammt, wieso hatte Martha sie auch ausziehen müssen? Sie weiß doch, dass ich es nicht mag, wenn Fremde mich so sehen.
    Er sah seine graue Golfmütze auf dem Tisch neben der Mikrowelle liegen. Er setzte sie auf und fühlte sich sofort besser.
    An der Fahrerkabine zog George genau in dem Augenblick die Vorhänge auf, als eine Werbetafel vorbeizog, die den Autofahrern mitteilte, in fünf Minuten kämen sie in den Genuss eines McDonald's.
    Martha, die am Steuer saß, sagte: »Ah, hallo, Fremder.« Sie drehte sich zu ihm um und lächelte. Hinter ihrem Lächeln lag Angst. Sie sah wieder nach vorne. »Gut geschlafen?«
    »Nicht schlecht«, antwortete er, wobei seine Stimme ebenso erschöpft klang, wie er sich fühlte. »Wie lange war ich denn weg?«
    »Fast eine Stunde. Wir sind nicht mehr weit von der Farm weg
    - vielleicht noch fünfzehn Minuten. Es sei denn, jemand möchte bei McDonald's zu Mittag essen?«
    Allein bei dem Gedanken, einen Burger oder Pommes Frites
    - oder überhaupt irgendetwas - zu essen, drehte sich George der Magen

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