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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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seine wollene Golfkappe fielen, musste er erneut heftig husten. Dieses Mal spukte er Blut, und er tat es so diskret wie möglich, wobei er der Frau seinen Rücken zukehrte. Als er sich wieder umdrehte, die Lippen rot umrandet, sah die Frau ihn eher besorgt als wachsam an.
    »Sind Sie okay?«
    »Ja, ja, alles gut«, versicherte George. »Sie sollten sich entscheiden, Miss. Ich will mir keine Erkältung einfangen.« Ein schwarzer Sinn für Humor, bis zum bitteren Ende.
    »Also, ich will eigentlich nirgendwo Bestimmtes hin«, sagte sie. »Ich habe mir ein paar Tage freigenommen ... ich reise nur so durch die Gegend und schaue mir das Land an.«
    »Haben Sie kein Auto?«
    »Es ist in der Werkstatt. Ich hatte letzte Woche einen Unfall, ziemlich schlimm. Mein Auto war beinahe ein Totalschaden. Ich
    war ohnehin reif für Urlaub, also hat mein Chef gesagt, ich soll mir freinehmen und mich von dem Unfall erholen.«
    »Hätten Sie nicht mit dem Zug oder mit dem Bus fahren können?«
    »Das kann ich mir nicht leisten. Mein ganzes Geld steckt in der Autoreparatur. Es wird erst in ein paar Wochen fertig sein, bis dahin muss ich mich transportmäßig auf meine Füße verlassen.«
    »Also, mein Wohnmobil ist schön gemütlich, und Sie müssten nicht durch diesen Regen wandern. Das Angebot steht, wenn Sie es annehmen wollen.«
    »Okay«, sagte sie und hob ihren Rucksack und ihre Mütze vom Boden auf.
    Ihre Haltung hatte sich von defensiv und wachsam zu entgegenkommend gewandelt. Auch ihr Gesicht hatte sich verändert; es war noch immer schrecklich hager, und sie sah kränklich blass und beinahe so aus, als sei sie eben erst von den Toten wiederauferstanden, aber wenigstens wirkte sie etwas entspannter.
    »Ich bin George«, sagte er, während er sich in Richtung Rastplatz aufmachte.
    »Krista«, erwiderte sie, folgte ihm und stopfte die Mütze in ihren Rucksack.
    »Wo arbeiten Sie?«
    »Conrad's.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Das ist ein kleines Restaurant in Holbrook.«
    »Leben Sie da?«
    »Jep.«
    »Wie lange arbeiten Sie schon in dem Restaurant?«
    »Etwa einen Monat.«
    »Die haben Ihnen nach nur einem Monat Urlaub gegeben?«
    »Es sind nette Leute. Ich kenne die Besitzer schon seit einer Weile, und nach dem Unfall und so ... nun, sie waren einfach froh, dass ich nicht getötet wurde.«
    »Ich wette, man trifft jede Menge interessante Leute, wenn man im Restaurant arbeitet.«
    »Nach einer Weile verschwimmen die Leute irgendwie zu
    einem einzigen fremden Gesicht. Man nimmt einzelne Personen gar nicht mehr richtig wahr und konzentriert sich einfach darauf seinen Job zu erledigen.«
    Je mehr Krista sprach, desto mehr beunruhigten George ihre Stimme und ihr Verhalten - es schien, als sei alles Leben aus ihr gewichen. Die einzigen anderen Menschen mit so wenig Lebensfreude, die er je getroffen hatte, waren Drogensüchtige. Selbst die Menschen, die er im letzten Jahr im Krankenhaus kennengelernt hatte, hatten mehr Elan als diese Frau.
    Vielleicht stand sie immer noch ein wenig unter Schock von dem Unfall - wenn es überhaupt einen Unfall gegeben hatte. Es war nur so ein Gefühl, aber er glaubte nicht, dass sie ihm die Wahrheit darüber erzählt hatte, weshalb sie ohne Auto unterwegs war. Sie war eine seltsame, verschlossene Person. Punkt.
    Sie erreichten den Lkw-Parkplatz des Rastplatzes. Georges Apollo Euro Cruiser war das einzige Fahrzeug dort. Als er Krista darauf zuführte, sagte er: »Von außen sieht es vielleicht nicht nach allzu viel aus, aber da können drei Personen drin schlafen. Es hat alle Annehmlichkeiten, die ein alter Trottel wie ich braucht: Fernseher, Mikrowelle, Herd, Dusche, Toilette, Kühlsch...«
    Er hustete wieder, nass und qualvoll. Die Kopfschmerzen wurden schlimmer, ebenso die Übelkeit und die Müdigkeit. »Kühlschrank«, endete er und öffnete die Tür. Krista stieg in sein Wohnmobil. Er folgte ihr nach drinnen, und sofort schlang sich die Wärme um seinen zitternden Körper.
    George schloss die Tür und sah sich im Wohnmobil nach Martha um, aber es war niemand zu sehen, also nahm er an, dass sie auf der Toilette war.
    »Martha, ich bin wieder da. Und ich hab Besuch mitgebracht.«
    Hinter der geschlossenen Toilettentür sagte seine Frau: »Das ist schön, Schatz. Ich bin gleich bei euch.«
    »Martha, wer ist Martha?«, fragte Krista, und dabei sah sie sowohl verwirrt als auch ein wenig verärgert aus.
    »Meine Frau, Martha. Ich habe Ihnen doch von ihr erzählt.«
    »Nein, haben Sie nicht.«
    George öffnete

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