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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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herausfinden, was sie mit dem Brief gemeint hatte - »Finde den Brief«, hatte sie gesagt - und er wollte ihr helfen. Er war teilweise schuld daran, dass sie so viel Schmerz in sich trug, und er konnte keinen Schlussstrich ziehen, solange er nicht mit jedem, dem er wehgetan hatte, Frieden geschlossen hatte - zumindest mit denen, die noch am Leben waren. Er wollte eine Chance, um sich zu rehabilitieren, und wenn schon nicht in Cynthias Augen, dann wenigstens in seinen - und Gottes.
    Greg ging die Stufen hinunter. Er nahm ganz langsam eine nach der anderen, um nicht hinzufallen.
    Er war halb unten, als sein linker Fuß ausrutschte und er nach hinten stürzte. Er fiel auf Metall, und sein Hintern und sein Rücken bekamen den Fall am schlimmsten zu spüren. Ihm blieb mit einem Schlag die Luft weg, und er brauchte ein paar Augenblicke, um wieder zu Atem zu kommen. Der Regen prasselte ihm ins Gesicht. Er zog sich wieder hoch und ging die restlichen Stufen hinunter.
    Auf dem Parkplatz sah er keine Spur von Cynthia, und so lief er zum Highway.
    Als er den Hume erreichte, blieb er stehen, außer Atem und immer noch schmerzgeplagt von seinem Sturz.
    In der Ferne sah er eine Gestalt eilig über den Fußgängerweg laufen. Das musste Cynthia sein.
    Greg folgte ihr. Er rannte, so schnell er konnte.
    Als er die Stelle erreichte, an der er sie gesehen hatte, blickte er sich um, aber sie war verschwunden.
    Sie hatte sich im Regen aufgelöst.
    Er seufzte.
    Seine erste richtige Prüfung, bei der er einem von Gottes verlorenen Kindern hatte helfen sollen - und er hatte versagt.
    Es tut mir leid, Cynthia. Es tut mir so leid.
    Scheinwerfer durchbohrten die Nacht.
    Falls sie jemand mitgenommen hatte, hoffte Greg, der Fahrer würde sie ins nächste Krankenhaus bringen.
    Er hoffte, dass es ihr gut gehen und sie finden würde, wonach sie suchte.
    Du willst Antworten? Finde den Brief.
    Greg stand auf dem Gehweg, vom Regen völlig durchnässt. Er umfasste das Kreuz um seinen Hals, schloss die Augen und betete für ihre Seele.
    Der Lake Mokoan bei Nacht ist ein spektakulärer Anblick. Dann ist es dort totenstill, und die Bäume, die aus dem Wasser ragen, sehen weniger bedrohlich aus - eher wie schlafende Riesen. Es herrscht nicht dieselbe Untergangsstimmung, die dort tagsüber in der Luft liegt... Zumindest habe ich es so empfunden, als ich vor ein paar Wochen dort war.
    Ich hatte beschlossen, dort hinzufahren, weil ich mir Hilfe für meine endgültige Entscheidung erhoffte.
    Ich weiß, dass Sie jetzt wahrscheinlich glauben, ich sei entweder verrückt oder extrem makaber, wenn man bedenkt, dass das der Ort ist, an dem Rebeccas Leiche gefunden wurde. Aber, na ja, ich weiß nicht genau, wie ich es erklären soll Ich fühle mich Rebecca dort sehr nahe. Ich spüre eine Verbindung.
    Ich musste weit weg von unserm Haus, irgendwo hin, wo ich in Ruhe über meine gesamte Situation nachdenken konnte, und der Lake Mokoan war der erste Ort, der mir einfiel.
    Es war niemand dort - wieso auch, um zehn Uhr nachts an einem Winterabend? Ich parkte den Wagen in der Nähe des Gebüsches, in dem man Rebecca gefunden hatte, löschte die Scheinwerfer, stieg aus und stand einfach da, im Schutz der Dunkelheit. Das Geräusch der Frösche und Grillen war laut, aber tröstlich. Die Nachtluft war kalt und klar.
    Ich ging zu dem Baumstamm hinüber, an dem er Rebeccas Leiche abgelegt hatte, schloss die Augen, sprach mit ihr. Ich habe ihr vieles erzählt, und auch wenn das meiste nur Rebecca und mich etwas angeht, kann ich Ihnen eines sagen: Ich habe mich bei ihr entschuldigt. Ich habe ihr gesagt, wie leid es mir tut, dass ich nicht für sie da war, und dass ich es wieder gutmache. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das anstellen wollte, ich wusste nur, dass die Person, die für ihren Tod verantwortlich war, bezahlen würde.
    Ich fragte sie, ob sie fand, dass das, was ich vorhatte, das Richtige sei.
    Tief in meinem Herzen kannte ich die Antwort, aber ich wollte es von Rebecca hören. Und wissen Sie, was? Ich habe meine Antwort
    bekommen. So wahr ich hier sitze und diesen Brief schreibe, spürte ich, dass Rebecca mir ihre Erlaubnis gab. Ich spürte, wie ein warmer Wind wehte, ein Wind, in dem das Leben zu rascheln schien. Er strömte durch meinen Körper und erfüllte mich mit einem Gefühl der Ruhe, einem Gefühl der Bestimmung - und dann war er fort
    Ich habe mich entschieden.
    Ich war nicht für Rebecca da, als sie mich brauchte. Ich habe sie weggestoßen, als sie meine Hilfe

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