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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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schaltete aber nicht aus - schließlich sang hier The King. Dann trat er wieder an die Grube heran - ein großes, flaches Loch im Erdboden, das Johnny vor ein paar Jahren gegraben hatte - und blieb über der Lady stehen. »Gut geschlafen?«, erkundigte er sich.
    Sie blickte sich in dem flachen Graben um, in dem sie saß, und schaute dann hinter sich auf das Seil, mit dem ihre Hände an einem aus der Wand ragenden Rohr festgebunden waren.
    »Du musst das nicht tun«, sagte sie, und ihre Stimme klang immer noch verschlafen. »Ich hätte alles getan, was du verlangst.«
    Johnny schob seinen Stuhl näher an die Lady heran und setzte sich. »Brauchst du Wasser?« Sie schüttelte den Kopf.
    »Bist du sicher? Hier unten kann die Luft ganz schön dünn werden. Vor allem, sobald das Geschrei losgeht.« Die Lady sah zu ihm hinauf. »Du willst mir wehtun? Warum?« »Du hast mich angelogen.«
    Sie runzelte ihre schweißbedeckte Stirn. »Ich habe nicht gelogen.«
    Johnny griff in seine Hemdtasche und zog das Foto heraus. »Du hast mir gesagt, du hättest keine Familie. Als ich dich nach deiner Angst gefragt habe, hast du gesagt, du hättest keine, weil du keine Familie hast, um die du Angst haben könntest. Wer ist dann das?«
    Sie schaute das Foto mit unendlicher Traurigkeit an. Johnny wartete auf eine Antwort. Er bekam keine. »Willst du es mir nicht sagen?«
    »Wenn ich es dir sage, wirst du mich dann wieder losbinden und mir das Foto zurückgeben?« »Ja.«
    Es gab Johnny einen Kick, ihnen falsche Hoffnungen zu machen.
    Die Lady atmete tief ein. »Das ist meine Tochter.« »Dann hast du mich angelogen!«, kreischte Johnny, und warf
    das Foto in die Grube. Es landete neben ihrem nackten rechten Fuß. »Wo ist sie?«
    »Tot«
    »Du lügst«, sagte er.
    Das Kinn der Frau begann zu zittern. »Tue ich nicht. Sie ist vor über einem Jahr gestorben.«
    »Was ist mit ihr passiert?«
    Tränen rannen aus den Augen der Lady, als sie zu ihm hochsah. »Ich hatte gehofft, du könntest es mir sagen.«
    Johnny zögerte. »Du denkst, ich hätte deine Tochter getötet?«
    »Hast du das denn nicht?«
    Johnny spürte ihren Schmerz und ihre Wut, und das machte ihn richtig heiß. Er verstand die Lady allmählich. Was sie antrieb oder was sie damit meinte, keine Angst vor dem Tod zu haben. Er wusste jetzt, wie er ihr Angst machen konnte. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich hab so viele Mädchen mit nach Hause gebracht, da ist es schwierig, den Überblick zu behalten.«
    Die Schultern der Frau sackten herunter, und sie atmete lange und zitternd aus. »Du Scheißkerl. Du verdammtes, widerliches Monster.«
    Dieses Wort von ihr zu hören, fühlte sich an wie ein Schlag in die Magengegend.
    »Nenn mich nicht so.«
    Er hatte wirklich geglaubt, die Lady habe Gefallen an ihm gefunden und trotz seines abscheulichen Gesichts Gefühle für ihn entwickelt.
    Er hatte sich geirrt. Wie jede andere Frau, die er je getroffen hatte, war alles, was sie sah, ein Freak. Sie benutzte ihn, um Informationen zu bekommen, das war alles - Informationen, die er nicht preisgeben würde. Er würde sie im Ungewissen lassen. Während er sie folterte, würde sie sich die ganze Zeit fragen, ob er derjenige war, der ihre hübsche kleine Tochter umgebracht hatte.
    Sie würde sterben, ohne es zu erfahren, und er wusste, dass ihm selbst dies die größte Befriedigung überhaupt verschaffen würde.
    Dabei war er sich noch nicht einmal sicher, ob er das Mädchen
    umgebracht hatte. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr war er selbst davon überzeugt, dass er es möglicherweise wirklich getan hatte. Das Mädchen auf dem Foto kam ihm irgendwie bekannt vor.
    »Ich dachte, du wärst anders«, sagte Johnny. »Ich dachte, du hättest mich wirklich gern. Ich habe keine Ahnung, wie das passieren konnte, aber ich habe mir selbst weisgemacht, dass es so ist. Jetzt weiß ich, dass du genauso eine verlogene Schlampe bist wie alle anderen. Und dafür wirst du bezahlen.«
    >All Shook Up< lief leise im Hintergrund.
    Johnny ging zu dem Eimer mit kaltem Wasser hinüber, den er neben dem Kellerwaschbecken hatte stehen lassen, und schleppte ihn zur Grube. »Du hast mich angelogen, als ich dich nach deinen Ängsten gefragt habe. Alles, was ich wollte, war die Wahrheit, aber du musstest ja lügen, und deshalb wirst du jetzt alles über Angst und Schmerz erfahren. Ich will, dass du weißt, wie es ist, ich zu sein. Der Schmerz, die Qualen - wie es ist, jeden Tag mit diesem Gesicht zu leben.« Er

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