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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und ging dann auf die Toilette.
    Hinterher wusch er sich unter dampfend heißem Wasser die Hände.
    Was, wenn die Pillen nicht wirken? Was mache ich dann? Sie will, dass ich ihr von den anderen Mädchen erzähle.
    Seine Hände waren schon beinahe verbrüht, und er drehte den Wasserhahn zu. Er trocknete sie mit einem Handtuch ab, das noch immer feucht war, da sie es vor ihm benutzt hatte.
    In seinem Kopf begann ein Beatles-Song zu spielen, Paul McCartneys >I've Just Seen a Face<.
    An Beatleslieder zu denken oder sie zu singen, half ihm immer dabei, sich zu beruhigen, besonders die von Paul. Er mochte Pauls Melodien, und während er das Lied summte, schwappte eine Woge der Ruhe über ihn hinweg. Es war wirklich schade, dass es schon so spät war, sonst hätte er noch eine Beatlesplatte aufgelegt.
    Johnny fuhr sich mit den Fingern übers Gesicht, fühlte sämtliche Beulen und Wunden und fragte sich erneut, weshalb die Lady so scharf darauf gewesen war, mit ihm zu kommen. Ihre Bereitwilligkeit und die Tatsache, dass sie ihn zu mögen schien, verwirrten ihn. Es machte ihn schwach.
    Er würde das nicht noch einmal zulassen.
    Als er glaubte, die Kontrolle wiedergewonnen zu haben, öffnete er die Badezimmertür, ging den Flur hinunter und ins Wohnzimmer.
    Sie lag ausgestreckt auf dem Boden, Kaffee hatte sich auf dem Teppich ausgebreitet.
    Er eilte hinüber, hob die Tasse auf und stellte sie auf den Tisch.
    »Sieh nur, was du angerichtet hast«, sagte er und ging in die Küche, um einen Lappen und Putzmittel zu holen.
    Er konnte aber nicht allzu böse auf sie sein. Zumindest hatten die Schlaftabletten gewirkt. Darüber sollte er sich freuen.
    Und das tat er. Er war glücklich und erleichtert.
    Er füllte einen Eimer mit Wasser, schüttete etwas Putzmittel hinein, warf ein paar Lappen dazu und ging wieder ins Wohnzimmer.
    Die Lady atmete ruhig. Johnny stand über ihr und betrachtete ihre Brust. Als er bemerkte, dass er eine mächtige Erektion hatte, wandte er seinen anzüglichen Blick ab und machte sich daran, die Sauerei aufzuwischen.
    Er wollte nicht, dass Mum ihn beim Gaffen erwischte.
    Er musste lachen.
    Er konnte so viel gaffen, wie er wollte. Wer sollte ihn daran hindern?
    Niemand. Kein Mensch.
    Er konnte jetzt alles tun, wozu er Lust hatte.
    Und dann tat er etwas, was er so spät nachts noch nie getan hatte. Er stellte sich vor seine Plattensammlung, zog Help! heraus, legte die Scheibe auf den Plattenspieler, führte den Arm zum drittletzten Lied, drehte die Lautstärke voll auf und verlor sich völlig in der vertrauten Stimme von Paul McCartney.
    Die Digitaluhr auf dem Kaminsims zeigte 2.43 Uhr.
    Es war ungefähr vier Uhr nachmittags, als die Lady wieder zu sich kam.
    Johnny hatte den Tag damit verbracht, das Haus zu putzen, den Müll rauszubringen, das Geschirr abzuspülen und, natürlich, die Lady im Keller zu fesseln.
    Er hatte Mums Zimmer nicht betreten, denn er wollte sie nicht stören. Noch nicht. Nicht, solange er mit der Lady noch nicht fertig war. Johnny hatte sich die Zeit im Keller vertrieben, bis sie zu sich kam, hatte zum 23. Mal Weißes Rauschen gelesen und ihre schwarze Sporttasche durchsucht. Sie enthielt hauptsächlich langweiliges Zeug: alte Klamotten, ein paar neue Kleidungsstücke, an denen noch immer das Preisschild hing, Wasserflaschen und Damenbinden. Was er in ihrer Handtasche gefunden hatte, interessierte ihn weit mehr - ihr Portemonnaie. Es war aufgrund der Dinge interessant, die es enthielt
    Und jenen, die es nicht enthielt.
    Für das Portemonnaie einer Frau war es auffallend leer. Es gab keinen Führerschein und keine Kreditkarte und auch sonst nichts, womit man die Lady hätte identifizieren können (nicht, dass er ihren Namen hätte wissen wollen). Alles, was es enthielt, waren ein Haufen Geld (etwas mehr als tausend Dollar, hauptsächlich in Hundertdollarnoten, mit ein paar Zehnern und Zwanzigern) und ein Foto. Das Foto zeigte ein Mädchen um die zwanzig; sie war außergewöhnlich hübsch - sie erinnerte Johnny an Mum in ihren Jugendjahren.
    Die Entdeckung des Fotos erregte und verärgerte Johnny gleichermaßen - die Lady hatte behauptet, sie habe keine Familie, um die sie hätte Angst haben können. Wenn das ihre Tochter war, hatte sie ihn angelogen. Aber wenn nicht, wer war sie dann?
    Auf dem Plattenspieler, den er in den Keller gebracht hatte, lief >Love Me Tender<, als die Lady erwachte.
    Er ging hinüber und drehte die Lautstärke herunter,

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