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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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schrubbte seine Haut so heftig und energisch, bis er sicher war, dass auch das letzte bisschen halbzerkauten Essens verschwunden war. Nachdem er sein Gesicht sorgfältig abgespült und abgetrocknet hatte, gurgelte er mit Mundwasser.
    »Schlampe«, sagte er, und fing an zu weinen.
    Dann verwandelte sich sein Weinen in einen Schrei, der seinen gesamten Körper erfasste und in seiner Kehle brannte. Wenn sie seine Angst vor Keimen und Krankheiten ausnutzen wollte, würde er sichergehen, dass sie begriff, was wahre Angst war. Der Tod ihrer Tochter hatte ihr großen Schmerz bereitet, er würde ihr nun noch größeren Schmerz zufügen.
    Sein Schrei verebbte, und allmählich fühlte er sich besser. Es schlich sich sogar ein Lächeln auf sein Gesicht. Als er das Badezimmer verließ und wieder in den Keller hinunterging, kribbelte die Vorfreude in ihm.
    Er trat vor die Lady. Sie grinste boshaft.
    »Nun, wie ich sehe, schmeckt dir mein Essen nicht. Na schön. Ab jetzt bekommst du gar nichts mehr zu essen.«
    Er ging in die Hocke, um außerhalb ihrer Schusslinie zu sein, falls sie noch mehr Essen im Mund hatte. Er sah ihr direkt in die Augen. »Ich möchte, dass du weißt, wie es ist, zu verhungern. Ich weiß schon, wie sich das anfühlt, weil ich es selbst erlebt habe. Natürlich bin ich nicht richtig verhungert, aber ich war verdammt nahe dran. Als Strafe dafür, dass ich meinen Vater geschlagen hatte - ich war vierzehn und habe aus reiner Notwehr gehandelt -, wurde ich eines Tages ohne Wasser und irgendetwas zu essen hier unten eingesperrt. Ich war eine ganze Woche hier unten, in der Kälte und der Dunkelheit, ohne irgendetwas zu essen oder zu trinken.«
    Johnny grinste, als er sich an diese Zeit zurückerinnerte. Schon seltsam, wie ihm Dinge, die damals so schrecklich gewesen waren, heute fast komisch vorkamen. Tragödie plus Zeit, in der Tat.
    »Na ja, ich hatte schon ein bisschen was zu essen. Mum und Dad wussten nichts davon, aber ich habe es geschafft, ein paar Spinnen und Ratten zu fangen und zu töten. Dicke, fette, haarige Spinnen und hässliche, fette Ratten. Die Ratten waren natürlich die beste Fleischquelle, aber die Spinnen waren leichter zu fangen. Daher kommt auch meine Angst vor Spinnen, ob du's glaubst oder nicht. Als ich sie fangen und essen musste - roh, wohlgemerkt, denn ich konnte hier unten ja kein Feuer machen und mir das Fleisch braten - wurde ich oft gebissen und bekam
    Krankheiten. Ich schätze, die Spinnen hatten wohl irgendetwas an sich, das mir nicht bekam. Trotzdem: Am Ende der Woche hatte ich meine Schmerzgrenze bereits so weit hinter mir gelassen, dass ich nicht einmal zusammenzuckte, als ich über ein Brett stolperte, aus dem mehrere lange Nägel herausragten, die sich in meine Stirn und meine Wangen bohrten. Weißt du, die ersten paar Tage sind am schlimmsten. Dein Körper ist daran gewöhnt, regelmäßig etwas zu essen, deshalb fehlt im die Nahrung noch sehr. Und dann ist da noch der Durst.« Johnny schüttelte den Kopf. »Der Durst macht deinen Körper richtig fertig. Ich hatte Glück, ich konnte wenigstens noch meine Pisse trinken. Aber dir werde ich nicht einmal diesen Luxus gewähren. Für dich gibt's keine Spinnen und keinen Urin. Nein, für dich gibt's den kalten Entzug.«
    Das Grinsen war aus dem Gesicht der Lady verschwunden. Nun starrte sie ihn mit leerem, gottlosem Blick an. Tränen rannen über ihre Wangen, aber sie schluchzte nicht.
    Elvis sang noch immer im Hintergrund. Johnny ging zum Plattenspieler und schaltete ihn aus. Er wollte der Frau keinerlei Trost gönnen, nicht einmal Musik. Er nahm die Schallplatte vom Teller und hielt sie in die Höhe. »Hab Elvis nie richtig gemocht«, sagte er, und schleuderte die Platte gegen die Kellerwand. Sie zersprang in schwarze Scherben.
    Er bückte sich, griff nach dem größten, schärfsten Stück der zerbrochenen Schallplatte und stapfte wieder zur Grube zurück. »Was hat Elvis gesungen? Don't be cruel to a heart that's true? Nun, dein Herz ist ganz sicher nicht aufrichtig. Du bist eine Lügnerin, die die Menschen ausnutzt. Ich glaube nicht, dass es den King gestört hätte, dass ich grausam zu dir bin.« Johnny setzte sich an den Rand der Grube und beugte sich nach vorne. »Ich werde dich in mich verwandeln. Wie gefällt dir das?«
    Er kratzte mit der zackigen Seite der Scherbe über die rechte Wange der Lady. Sie fuhr zurück, und ihr Kopf krachte mit einem dumpfen Schlag gegen die Ziegelwand.
    Blut tropfte wie eine Träne über ihr

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