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Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Titel: Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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grausamen Klauen der Natur befreit hatte. Es war mehr als ein Wunder. Es war die Bestätigung all dessen, woran Herodes glaubte. Die Bestätigung, dass die Zeiten der alten Mythen und alten Götter zu Ende waren. Dass die Neue Welt ein Ort war, an dem Wunder von Menschenhand vollbracht werden würden.
    Eine Welt, in der Götter überflüssig waren.
    Im römischen Lager war Herodes mit einem simplen Vorschlag an den Magier herangetreten. Dieser Vorschlag war ihm einfach so in den Sinn gekommen, wie in einem Traum.
    Die Entscheidung, Rom bei seinen innenpolitischen Problemen einzuschalten, hatte sich als katastrophal herausgestellt. Doch in jeder Krise lag auch eine Chance, und wieder einmal gelang es seinem Verstand, die positive Seite an einem Übel zu erkennen. Herodes achtete sorgfältig darauf, seinen Vorschlag außer Hörweite von Pontius Pilatus zu unterbreiten – denn er wusste, dass dem römischen Kommandanten nicht gefallen würde, was er zu sagen hatte.
    Ausnahmsweise einmal nicht in Begleitung seines Kaders aus Kurtisanen und Wachen betrat Herodes das gewaltige, luxuriöse Zelt des Magiers. Dort fand er den dunklen Priester allein und im Schlafgewand vor. Er saß mit dem Rücken zum Zelteingang, erleuchtet vom Schein der Öllampen und mit dem ziemlich magielosen Akt beschäftigt, sich mit gekochtem Lammfleisch vollzufressen.
    »Augustus weiß dich nicht zu schätzen«, setzte Herodes an.
    Der Magier hielt mitten im Kauen inne. Er tupfte sich den Mund ab und drehte sich langsam zu Herodes um. Ja … dreh dich nur langsam um, denn ich habe dich beim Menschsein ertappt, und du musst deine geheimnisvolle Aura wiederherstellen.
    »Nimm es nicht persönlich«, sagte Herodes, als der Magier seine langsame, mystische Drehung vollendet hatte. »Mich weiß er auch nicht zu schätzen.«
    Er trat ganz ins Zelt und ließ die Plane am Eingang hinter sich zufallen.
    »Vorwürfe will ich ihm deswegen keine machen. Damit wir uns richtig verstehen. Für einen mächtigen Mann ist es nicht einfach, anderen zu vertrauen. Selbst ich kann gelegentlich zu selbstsicher sein, zu stur. Das gehört mit dazu, wenn man Anführer ist. Doch die Römer … die Römer haben ein besonderes Talent dafür, sich allen Menschen überlegen zu fühlen. Sieh dir ihre Mythen an. Selbst ihre Götter können nicht anders, sondern verlieben sich in sie und steigen mit ihnen ins Bett. Es ist widerlich.«
    Er trat näher, weil er hoffte, so trotz seiner trüben Augen den Gesichtsausdruck des Magiers besser einschätzen zu können. Doch da war kein Ausdruck, der sich einschätzen ließe. Der Magier blieb statuenhaft und verhalten.
    »Weißt du, wer ich bin?«, fragte Herodes.
    Der Magier nickte langsam, fast unmerklich.
    »Dann weißt du, wie viel ich mit dem, was ich hier sage, aufs Spiel setze.«
    Der Magier musterte ihn ein oder zwei Momente und nickte dann nochmals, sogar noch leichter. Lächelnd ließ Herodes sich auf einem Stuhl nieder, wobei er diesmal gut aufpasste, nicht ins Wanken zu geraten. Keine Anzeichen von Schwäche … nicht jetzt.
    Er wusste, wie man mit diesen Mystikern zu reden hatte. Nach außen hin trugen sie ihre Frömmigkeit wie eine Krone, verzichteten auf die trivialen Wonnen des irdischen Lebens und legten sich eine geheimnisvolle Ausstrahlung zu. Man nehme den Magier. Er sprach nicht – und zwar nicht aufgrund eines Leidens oder weil er keine Zunge hatte, sondern wegen der Aura, die so um ihn her entstand. Ja, da war dieser ganze Unsinn über uralte Schweigegelübde, und dass man seine Stimme für Zaubersprüche rein zu halten hatte, und so weiter. Doch für Mystiker galt im Grunde das Gleiche wie für Könige: Für je mächtiger die Menschen einen hielten, desto mächtiger war man. Und dieser kleine Trick funktionierte, weil die meisten Menschen schwachsinnig waren. Die meisten Menschen waren Schafe.
    Doch nicht Herodes.
    Ja, der Magier kannte ein paar Tricks. Ja, anscheinend konnte er sich die Gesetze der Natur zu Diensten machen. Und das hatte seinen Wert. Doch letztlich war er ein Mensch – und Menschen waren Menschen. Sie hatten die gleichen Schwächen und Wünsche, ob sie nun die Gewänder von Königen, Bauern oder Priestern trugen.
    »Du und ich«, sagte Herodes. »Wir sind Männer, für die die Welt keine Verwendung mehr hat.«
    Er wartete auf eine Reaktion. Eine hochgezogene Augenbraue, ein verwirrtes Blinzeln. Irgendetwas. Doch der Magier gewährte ihm nichts dergleichen.
    »Die Welt hat nichts mehr übrig für

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