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Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Titel: Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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selbstzufriedene Miene von Männern zur Schau trugen, denen ein weiterer schlauer Streich gelungen war.
    Die Römer kamen.
    Die kleine Horde Toter wurde von einer Riesenhorde Lebender ersetzt. Eine Verbesserung war das nicht – jedenfalls nicht zahlenmäßig. Doch wenigstens wusste Balthasar, wie die Geschöpfe zu töten waren, die auf ihn zugeritten kamen. Erneut hob er das Schwert und machte sich zu einem rücksichtslosen, selbstmörderischen Angriff bereit, alles, um seinen Freunden – da haben wir mal ein Wort, das mir einfach so herausgerutscht ist, aber es passt irgendwie – Zeit zu erkaufen.
    Auf zum Sterben …
    Er war es leid wegzulaufen. Er hatte so viel Zeit damit verbracht, von einem Ort zum nächsten zu ziehen – hatte den Anhänger gesucht, hatte gestohlen, um zu überleben, getötet, um zu leben. Sterben war gut. Wenn sein Tod seinen Freunden ein wenig Zeit verschaffen konnte, dann sollte es ihm recht sein. Du hast verdient zu sterben nach allem, was du getan hast. Nach all den Leben, die du ausgelöscht hast. Nach all den Dingen, die du den Menschen gestohlen hast – nicht nur ihre Gegenstände, auch ihre Zukunft.
    Er würde sich ihnen entgegenstellen und so viele mit sich nehmen, wie er konnte. Zum zweiten Mal in den letzten paar Minuten stürmte Balthasar auf den sicheren Tod zu, das Schwert hoch erhoben. Schreiend. Zum zweiten Mal in den letzten paar Minuten stürzte er sich kopfüber und ohne jegliche Hoffnung in eine Flutwelle aus Leibern. In die blendende Mauer aus rudernden Gliedmaßen und klirrenden Rüstungen.
    Das Letzte, woran er sich erinnerte, war ein kurzer Kampf, ein heftiger Schmerz. Dann … endlich Friede.
    Und Abdi, die Arme um ihn geschlungen, sagte ihm, dass alles gut werden würde.

»Darum werde auch ich lachen, wenn euch Unglück trifft, werde spotten, wenn Schrecken über euch kommt – wenn der Schrecken euch wie ein Unwetter naht und wie ein Sturm euer Unglück hereinbricht, wenn Not und Drangsal euch überfallen.«
    – Sprichwörter 1,26–27

Herodes ruhte sich mit geschlossenen Augen aus und genoss das leichte Schaukeln seiner Reisesänfte. Ein Baby, das in den Schlaf gewiegt wurde. Er befand sich auf dem Weg zu seinem Sommerpalast, seinem geliebten Zufluchtsort an der Mittelmeerküste, wo der Wind den kühlenden Dunst tosender Wellen herantrug und der Gesang von Meeresvögeln jegliche Nerven beruhigte, die in der Löwengrube von Jerusalem strapaziert worden waren. Und obwohl Herodes noch nicht hören konnte, wie die Wellen gegen Küstenfelsen schlugen, wusste er, dass es nicht mehr weit war, denn er konnte schon das Salz in der Luft riechen. Er atmete tief ein. Genoss es. Vielleicht war es das Süßeste, das er je gerochen hatte.
    Die Welt war in schönster Ordnung.
    Irgendwo jenseits der weinroten Vorhänge seiner Sänfte wurde der Gefangene quer durch die Wüste geschleift, und zwar nackt. Erniedrigt und blutüberströmt. Römische Soldaten urinierten auf ihn, während sein Körper über Sandkörner und vertrocknete Grasbüschel schrammte. Er war die Zielscheibe von Steinen wie auch von Beleidigungen. Bald schon würde er die unvorstellbarsten Qualen erleiden, die das Reich zu bieten hatte, bevor man ihn in das Ödland des Todes verbannte. Der »Geist von Antiochia« würde tatsächlich nur noch ein Geist sein. Und das war gut so. Ohne ihren Beschützer würden die restlichen Flüchtlinge schon bald geschnappt werden. Und das war auch gut so. Doch es war bei Weitem nicht so gut wie das, was im Innern der Sänfte des Herodes vor sich ging. Im Innern passierte etwas Außergewöhnliches.
    Ein Wunder. Anders ließ es sich nicht beschreiben.
    Zum ersten Mal seit Jahren war Herodes der Große auf dem Weg … der Besserung. Er spürte es von Minute zu Minute, von Meile zu Meile. Die nässenden Wunden an seiner Haut – jene seit langem vertrauten blutigen Schorfe und eitrigen Knötchen – verheilten unnatürlich rasch, und seine Haut war nicht mehr kränklich blass, sondern hatte allmählich wieder ihren gesunden Olivton angenommen. Er hörte wieder deutlicher, seine Muskeln waren stärker, seine Haare bereits wieder eine Nuance dunkler, seine Zähne eine Nuance weißer, und sein Verstand eine Spur schärfer. Seine Augen, die so lange trübe gewesen waren, waren auf einmal wieder so klar und feucht wie am Tag seiner Thronbesteigung.
    Ich war blind und kann jetzt sehen.
    Es war ein Wunder. Doch nicht das Wunder irgendeines Gottes. Dies war Menschenmagie, die ihn aus den

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