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Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Titel: Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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und voller ungewollter Tränen dank seiner ungewollten Magenentleerung, konnte er sich ganz gut vorstellen, um wen es sich handelte. Genau wie er sich ganz gut vorstellen konnte, wo er sich befand, und wie er hierhergekommen war.
    Man hatte ihn mit einem Hieb auf den Kopf bewusstlos geschlagen. So viel stand dank der verschwommenen Sicht und aufgrund seines unglaublich schmerzenden Schädels fest – die Schmerzen strahlten den ganzen Weg bis hin zu seinen Fingerspitzen aus. Und auch wenn Balthasar es im Moment nicht überprüfen konnte, da seine Hände gefesselt waren, hegte er außerdem den Verdacht, dass die Haare, die an seiner Kopfhaut klebten, dort mithilfe von Blut festgetrocknet waren. Ihm war schwindelig und übel von dem brutalen Schlag, und weil er völlig ausgetrocknet war – auf Letzteres ließen sein unerträglicher Durst und die gesprungenen Lippen schließen. Sein Hals war so steif, dass er sich zu beiden Seiten lediglich um ein paar Grad drehen ließ.
    Nein, sie hatten ihm eins über den Schädel gegeben, daran bestand kein Zweifel. Und während er durch die Unendlichkeit geschwommen war, hatte man Balthasars bewusstlosen Körper auf ein Pferd gehoben und ihn an der Taille an den Soldaten darauf gebunden, damit der Gefangene nicht hinunterrutschte. Weshalb sie ihn rückwärts hingesetzt hatten, blieb ihm ein Rätsel. Er konnte nur annehmen, dass es sich um eine Art Beleidigung handelte. Vielleicht etwas, das sich die judäische Reiterei für ihre Gefangenen hatte einfallen lassen. Doch ob es sich nun um eine Tradition handelte oder eine Beleidigung, die Resultat einer spontanen Eingebung war, sie zeigte Wirkung. Abgesehen davon, dass es ihm schwerfiel sich zu orientieren, konnten die Soldaten hinter ihm sein Gesicht sehen, was sie dazu nutzten, ihn mithilfe von Worten und Gesten zu verhöhnen.
    Zudem war es auch nicht gerade angenehm, seine Nase direkt über einem Pferdearsch zu haben.
    Doch einmal abgesehen von obszönen Gesten und dem hartnäckigen Geruch nach Dung war Balthasar am Leben. Jedenfalls im Moment. Er war sich so gut wie sicher, dass sie auf dem Weg zum Palast des Herodes in Jerusalem waren, wo man ihn wie die Trophäe, die er ja auch darstellte, präsentieren und dann vor Ablauf des Tages auf diverse schreckliche Arten umbringen würde.
    Balthasar war sich sicher, wenn er sich nur umdrehen könnte, würde er Hauptmann Petrus erblicken, der an der Spitze des Rudels ritt und von einem Ohr zum anderen grinste, während er insgeheim seine große Begrüßungsrede vor dem König einübte und im Geiste seine Belohnung zählte. Herodes würde sich ein wenig an Balthasars Anblick weiden und dann seine umgehende Hinrichtung anordnen – jedenfalls vorausgesetzt, die eiternde Wunde an Balthasars Schädel würde ihm nicht schon vorher den Garaus machen.
    Während die Sonne die letzten Tropfen Feuchtigkeit aus Balthasars Körper brannte, ließ er die Ereignisse des Tages noch einmal in seinem schmerzenden Kopf Revue passieren – eine haarkleine Aufrechnung jeder Aktion und Reaktion. Eine Untersuchung dessen, was schiefgelaufen war. War es der Versuch gewesen, die badenden Frauen zu beruhigen, anstatt wegzulaufen und sich ein anderes Versteck zu suchen? Hätte er es mit den zehn Soldaten hinter dem Bad aufnehmen sollen, anstatt seitlich an dem Gebäude emporzuklettern? Ein Pferd statt eines Kamels stehlen? Hätte er Flavia den Hieb auf den Kopf verpassen sollen, als sich ihm die Gelegenheit bot?
    Ich hätte niemals nach Damaskus gehen sollen.
    Das war die echte Fehleinschätzung gewesen, nicht wahr? Das war die Entscheidung, die seine Nase letztlich über einen Pferdearsch geführt hatte. Wenn er nicht nach Damaskus gegangen wäre, hätte er niemals von Tel Arad und dem dortigen korrupten Statthalter erfahren. Doch er war hingegangen, auf der Jagd nach seiner einzigen großen Schwachstelle. Jenes schwer fassbare Schmuckstück … derselbe Schatz, dem er nun schon seit Jahren nachjagte.
    Der Anhänger …
    Balthasar war Gerüchten von seiner Existenz durch das ganze Reich gefolgt, und diese Gerüchte hatten sich immer – immer – als Zeitverschwendung entpuppt. Er hätte sich denken können, dass es in Damaskus das Gleiche sein würde. Er hätte auf Kreta bleiben sollen, wo es ihm in so mancherlei Hinsicht gut ergangen war. Doch jedes Mal, wenn ihm dieses alte Gerücht zu Ohren kam, ganz egal wie unbegründet oder weit hergeholt es sein mochte, ließ Balthasar alles stehen und liegen und jagte

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