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Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Titel: Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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herum, genau wie damals, als Maria ihm das erste Mal von ihrem Traum erzählt hatte. Die Säbel des Zweifels klirrten vor seinen Stadtmauern, darauf wartend, dass er die Waffen streckte. Gib es zu, Josef, sie ist eine Lügnerin. Gib es zu, Josef, das hier war ein Fehler. Gib es zu, Josef, er ist nicht der Messias. Und ja, in Zeiten der Schwäche und Erschöpfung – Zeiten wie diesen – pflegten diese Stimmen lauter zu werden. Doch dann hatten die Reisenden den Hügel erklommen und sahen die Mauern von Hebron in der Ferne, und Josef hatte einen tiefen Atemzug in der Wüstenluft getan. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie etwas derart Schönes gesehen. Sein Wüstenmantra hatte nie wahrer geklungen.
    Gott wird für uns sorgen …
    Ganz Hebron hatte sich ihren Blicken unvermittelt dargeboten – eine von Mauern umschlossene Wüstenoase. Zu klein, um als Stadt bezeichnet zu werden, aber zu groß für ein Dorf. Es war von einer beinahe vollkommen quadratischen Mauer aus beigefarbenem Backstein umgeben. Hinter dieser Mauer würde es Märkte geben, auf denen sie ihre Vorräte auffüllen konnten. Bäder, in denen sie sich den Staub von den Gesichtern waschen konnten. Betten, in denen sie die Nacht verbringen konnten, bis sie ausgeruht und wiederhergestellt waren. Wie immer hatte Gott für sie gesorgt.
    Ein paar schweigende Meilen später, auf dem Weg zum Nordtor von Hebron, ritt die Gruppe zu ihrer Linken an einem kleinen Hügel vorbei. Auf seiner Spitze hatte man ein Dutzend Holzpfähle in gleichmäßigen Abständen tief und auf Dauer in die Erde getrieben. Für Uneingeweihte sahen sie aus wie die nackten Stützen irgendeines unfertigen Bauwerks. Doch auf Balthasar und seine Diebeskumpanen wirkten sie wie Klauen, die aus dem Boden griffen, um sie zu packen, falls sie sich zu dicht in ihre Nähe verirren sollten.
    Kreuzigungen gehörten zu den besonders blutrünstigen Neuerungen, die die Römer aus dem Westen mitgebracht hatten, und sie waren in diesem Teil des Reiches schnell zu einer bevorzugten Hinrichtungsmethode avanciert. Die Verurteilten wurden an Balken geheftet, indem man durch ihre Handflächen Nägel in das Holz trieb. Nachdem diese Balken aufgerichtet waren, hingen Männer einfach stundenlang, manchmal tagelang in Todesqualen da, erniedrigt durch ihre Nacktheit, von den Rückständen ihres eigenen Kots bedeckt. Wenn Hunger und Durst einsetzten, verhöhnte man sie mit leeren Versprechen von Nahrung und Wasser. Sie wurden mit Steinen beworfen und mit Speeren verletzt.
    Manchen zerschlugen die Soldaten die Beine mit Knüppeln. Gelegentlich geschah dies, um den Tod schneller herbeizuführen. Häufiger jedoch, um ihre letzten Stunden sogar noch elender zu gestalten. Wenn sie endlich tatsächlich starben – gewöhnlich durch Blutverlust, Erfrieren, Schock, Verhungern oder eine Infektion –, ließ man ihre stinkenden, verfärbten Leichname wochenlang in der Hitze verdorren … als Warnung für Menschen, die mit dem Gedanken spielten, ähnliche Verbrechen zu begehen. Eine Warnung für Menschen wie Balthasar.
    Glücklicherweise hingen heute keine Männer an jenen Pfählen. Balthasar war schon Zeuge der Qualen einer Kreuzigung geworden und wollte dergleichen nie wieder zu Gesicht bekommen. Doch als er den Hügel hinter sich ließ und die anderen durch das Nordtor führte, gefror ihm dennoch das Blut in den Adern. Diese Pfähle ließen ihn nicht los. Es lag an ihrem Aussehen – nackt und auf der Suche nach Gesellschaft. Hungrig.
    Beinahe, als würden sie uns ansehen.
    Etwas stimmte nicht. Auf einmal verspürte Balthasar ein seltsames Gefühl. Das Gefühl, beobachtet zu werden. Es war vage und rein instinktiv, aber es war real. Vielleicht hatte er aus dem Augenwinkel ein Glitzern bemerkt, vielleicht hatte er eine winzige, schier unmerkliche Veränderung in seiner Umgebung wahrgenommen. Was auch immer es war, Balthasar beschloss insgeheim, dass sie die Nacht nicht in Hebron verbringen würden.
    Sie passierten das Tor und stürzten sich in das geschäftige Treiben. Direkt vor ihnen führte eine breite, zu beiden Seiten von hohen Palmen gesäumte Hauptstraße voller Menschen schnurgerade zur anderen Seite des Dorfes. Links von ihnen befand sich ein Basar, auf dem ein lautes Durcheinander von Kaufleuten, Kunden und Tieren herrschte. Rechts von ihnen schwärmten Dutzende jüdischer Pilger auf ein gewaltiges quadratisches Bauwerk in der Ferne zu – einen sauberen, fensterlosen Würfel aus weißen Steinblöcken mit

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