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Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Titel: Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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bist kein Kämpfer oder Bauer oder Sklavenhändler … Du bist ein Geldwechsler . Und obendrein einer der dicksten, der mir je untergekommen ist.
    Dick war gut. Je fülliger sie waren, desto weniger Körpergefühl besaßen sie normalerweise.
    Balthasar griff nach der Leiter, bereit, nach unten zu klettern und seinem Opfer durch die Menge zu folgen. Ihm zu folgen und auf den rechten Zeitpunkt zu warten, um in Aktion zu treten und den Mann anzurempeln. Anrempeln. Bei dickeren Opfern funktioniert das immer gut. Im richtigen Augenblick würde er »versehentlich« mit dem Geldwechsler zusammenstoßen. Es musste ein guter Stoß sein – ausreichend, ihn aufzuschrecken, aber nicht so heftig, dass es ihm wehtat. Wehtun will man ihnen nie, nein. Man will sie nicht wütend machen. Wie schon tausendmal zuvor, würde Balthasar sich ausgiebig für seine Tollpatschigkeit entschuldigen und verschwunden sein, bevor dem Geldwechsler klar wurde, was genau ihm im Moment des Zusammenstoßes abhandengekommen war. Da Balthasars Plan nun gefasst war, setzte er einen Fuß auf die Leiter, um nach unten zu klettern und …
    Da ist wieder dieses Gefühl.
    Das Gefühl von Augen, die auf ihn gerichtet waren. Das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Doch während es das erste Mal vage und ohne den geringsten Beweis gewesen war, bestätigte es sich diesmal beinahe unverzüglich. Indem Balthasar auf die Leiter gestiegen war, um nach unten zu klettern, hatte er sich von dem Basar abgewandt. Jetzt hob er den Blick und sah über den Rand der Mauer in die Wüste, die sich davor erstreckte. Und als Balthasar das tat, sank ihm sämtlicher Mut, denn er wusste, dass sie kaum eine Chance hatten, lebendig aus Hebron zu entkommen.
    Römer.
    Und zwar Tausende, scharenweise in der Wüste, weniger als eine Meile nördlich von Hebron. Sie waren in Reih und Glied angetreten, doch sie stürmten nicht mit erhobenen Säbeln auf das Nordtor zu. Ebenso wenig schleppten sie sich vorwärts, als wären sie Balthasar und den anderen den ganzen Tag durch die Wüste gefolgt. Sie standen einfach reglos da. Tatsächlich sahen sie überhaupt nicht aus wie Soldaten, die jemanden verfolgten. Sie sahen aus wie Soldaten, die …
    Warteten. Sie haben auf uns gewartet.
    Man hatte Balthasar und seine Gefährten in eine Falle gelockt. Sie sollten sich auf ihrem Ritt nach Hebron sicher und unbeaobachtet vorkommen, bloß damit man sie bei ihrer Ankunft umzingeln konnte. Sie waren gefangen in Hebrons beinahe vollkommen quadratischen, glatten Mauern. Das »Wie« würde sich, wenn überhaupt, später ergeben. Im Moment musste Balthasar die anderen finden.
    Pilatus war ein geduldiger Mann.
    Auch wenn er noch immer nicht so ganz wusste, wie, hatte der Magier – beziehungsweise seine Schlange – ihre Beute in einer Höhle südlich von Emmaus aufgespürt. Und obwohl er nicht so ganz wusste, warum, hatte er entschieden, den Magier beim Wort zu nehmen, als dieser berichtet hatte, eine Vision von sechs Flüchtlingen gehabt zu haben, die eine auf beiden Seiten von hohen, gleichmäßigen Palmen gesäumte Straße entlanggingen. Falls diese Vision zutraf, dann befand sich der Geist von Antiochia auf dem Weg nach Hebron. Das ergab Sinn. Hebron lag auf dem Weg nach Ägypten. Ein idealer Ort, um sich auszuruhen und neuen Proviant zu besorgen. Es stellte sich die Frage, was mit dieser Information anzufangen war.
    Pilatus wusste, dass er Hebron nicht stürmen und ein scheinbar unschuldiges Paar kaltblütig niedermetzeln lassen konnte.
    Ihr Baby am helllichten Tage mit einem Schwert erstechen? Nur ein Wahnsinniger wie Herodes würde so etwas tun. Außerdem würde es unter der Bevölkerung zu Ausschreitungen kommen.
    Ebenso wenig konnte er den Geist von Antiochia in der offenen Wüste stellen. Nicht mit zehntausend seiner Männer im Rücken, die ordentlich Staub aufwirbelten. Man würde sie von Weitem sehen, und den Flüchtlingen bliebe zu viel Zeit zu entkommen.
    Eine Falle. Das war die kluge Vorgehensweise. Die geduldige Vorgehensweise.
    Pilatus würde nach Hebron eilen, doch er würde es nicht betreten. Er würde den Großteil seiner Männer außerhalb der Stadtmauern postieren, wo sie den hoch geschätzten Magier des Kaisers hüten und sich in respektvollem Abstand von den Pilgern aufhalten konnten, die gekommen waren, um sich die Höhle von Machpela anzusehen. Gleichzeitig würde er Reiter losschicken, um alle möglichen Ausgänge abzudecken – jedes Tor an jeder Seite der Stadt. Ein kleiner Trupp

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