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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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nicht gerade geheimnisvoll, Reihen von schlafenden Soldaten, eine liegende Harfe. Ich schlug eine Taste an, und einer der Hämmer sprang hoch wie Toast aus einem Toaster, eine Note, die sich ungebeten zu den Tönen von der noch laufenden CD gesellte. Solch ein reiner, schwebender Klang aus dem Zusammenwirken klobiger Elemente – Holz, Filz, Stahl. Noch eine Note, klar, schlicht, anachronistisch im Tongewitter der Musik.
    Ein schrilles Klingeln zerriss die Harmonie und ließ mich zusammenfahren. Fast hätte ich mein Glas fallen lassen, und wäre es nicht leer gewesen, hätte ich sicher etwas verschüttet. Zur Sicherheit stellte ich es zurück auf den Schreibtisch, und schon ließ das Klingeln sich wieder vernehmen. Was macht man in so einem Fall? Bei jemand anderem ans Telefon gehen? Vielleicht war es Oskar – wie spät war es in Los Angeles? Meine größte Befürchtung war, dass die Person am anderen Ende, falls ich ans Telefon ging, nicht englisch spräche, mich für einen Einbrecher hielte und die Polizei rufen würde. Eher unwahrscheinlich, oder?
    Das dritte Klingeln. Klingeln? Es klang wie der Todesschrei einer Robotermöwe. Ostblocktechnik, eine leicht abgewandelte Version des Störfallalarms auf einem Atom-U-Boot.
    Das vierte Klingeln. Wenn es Oskar war, würde es sich besser machen, anwesend zu sein, brav am Wohnungshüten. Wenn es ein des Englischen Unkundiger war, würde ich einfach wie ein Idiot Oskars Namen wiederholen. Mitten im fünften Klingeln, einem abgewürgten Diskant, hob ich ab.
    Â»Hallo?«
    Zischelndes Fernleitungsrauschen aus alten, staubigen Kupferkabeln. »Hallo, hallo, hier ist Oskar.«
    Â»Hallo, Oskar. Wie geht’s?«
    Â»Mir geht’s gut, glaube ich.« Elektrische Leere lauerte hinter seinen Worten, drohte, sie in sich einzusaugen. Ich versuchte mich im Kopfrechnen; Los Angeles ist sieben Stunden hinter London, und hier war ich zwei Stunden weiter vorn, es war nach eins … da stimmte doch irgendwas nicht.
    Â»Wie spät ist es bei dir?«
    Â»Spät. Oder früh. Ich hab Jetlag. Hörst du dir meine Musik an?«
    Die Variationen liefen noch. Ich konnte Oskars Frage also kaum verneinen. »Ja, ist echt gut.«
    Â»Hm. Ist alles okay mit der Wohnung?«
    Mein Blick wanderte zu den Katzen auf dem Sofa und dem Fleck auf dem Boden. Der Fleck war zwar vom Couchtisch verdeckt, aber sehen konnte ich ihn trotzdem, eingebrannt in die Netzhaut, immer im Mittelpunkt des Blickfelds, außer wenn man versuchte, ihn zu fixieren, dann verschwamm er.
    Â»Jaja, alles klar. Ich wollte noch fragen …«
    Â»Ja?«
    Â»Du hast eine Putzfrau erwähnt – wann kommt die denn?«
    Â»Muss irgendwas sauber gemacht werden?«
    Ja, alles, dauernd. »Nein, ich dachte nur, falls ich dann gerade nackt bin oder so.«
    Eine Trambahn ratterte vorbei, nahm jede Hoffnung mit sich, meinen letzten Satz ungesagt zu machen.
    Â»Bist du jetzt gerade nackt?«
    Â»Nein! Aber ich weiß ja nicht, ob ich dann da sein muss, um sie reinzulassen.«
    Â»Sie hat einen Schlüssel.«
    Â»Okay.« Vor mir auf dem Küchentisch lag ein Korken. Mit der freien Hand fing ich an, ihn hin und her zu rollen. War dieser Anruf wirklich notwendig? Verbarg sich da noch irgendeine Frage im Hintergrundrascheln der Leitung? Wartete Oskar auf eine Bestätigung von mir, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte?
    Â»Du lässt es dir gut gehen?« Oskar hatte die Angewohnheit, Fragen als Feststellungen zu formulieren, also quasi das Gegenteil der nervtötenden kalifornischen Art, Feststellungen wie Fragen zu betonen; es wirkte meist so, als wäre er bestrebt, einen Konsens herzustellen, nach dem Motto: Wir können natürlich davon ausgehen, dass … Hier aber handelte es sich wirklich nur um eine Frage.
    Â»Ja, ich hab mir gestern die Stadt angesehen, das Nationalmuseum …«
    Â»Solange du da bist, solltest du unbedingt mal in die Philharmonie gehen. Das wirst du machen?«
    Â»Ja, vielleicht, wenn ich Zeit habe …«
    Â»Zeit? Was machst du denn sonst? Die Philharmonie ist mitten in der Sommersaison, und ich habe das Programm mitgestaltet. Es ist sehr gut. Du wirst morgen hingehen?«
    Â»Morgen?« Ich wollte schon anderweitige Pläne vorschieben, aber das wäre eine allzu durchsichtige Lüge gewesen. Während ich krampfhaft nach einer besseren Ausrede suchte (fast hatte ich eine),

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