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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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unscheinbares, unverheiratetes Mädchen sich den Brautstrauß zu schnappen versucht. Doch kurz bevor sie den Korken erreichte, riss ich ihn am Bindfaden zurück. Die Katze hinterher. Es war ein Spiel; ob die Katze das wusste? Sie konnte doch nicht wirklich glauben, dass sie irgendein Tier jagte, aus dem eine Mahlzeit werden könnte. Spielen – noch etwas, das uns nicht von den Tieren unterscheidet. Möglich allerdings, dass es mich von Oskar unterschied. Ob er wohl auch so mit den Katzen spielte? Schwer vorstellbar, doch ich hätte es ihm auch nicht zugetraut, überhaupt Haustiere zu haben. Höchstens Fische, weil die sich in ihrem eigenen Bereich aufhielten und klar abgegrenzte Bedürfnisse hatten, die seinem Ordnungssinn entgegenkamen. Stattdessen schuf er in seinem Leben, in seiner Wohnung, Raum für ein so autonomes und lästiges Wesen wie die Hauskatze. Sogar zwei.
    Es kränkte mich ein bisschen, dass die Katze noch vor mir des Spiels überdrüssig wurde. Es war, als wäre die Illusion, dass es sich um eine lebende Beute handelte, wie eine Seifenblase geplatzt, und das Ganze hätte sich auf einmal als das offenbart, was es war – ein Mann, der eine Katze mit einem angebundenen Korken verulkt. Als ich den Korken zum fünfzehnten oder sechzehnten Mal warf, rührte meine Mitspielerin sich einfach nicht mehr. Sie beäugte das Projektil mit geologischem Gleichmut und wanderte ab, den Schwanz wie einen Mittelfinger hochgestreckt.
    Diese sportliche Übung hatte mich ermüdet, und der Tag war warm geworden. Ich ließ mich tiefer ins Sofa sinken und nestelte an dem Knoten, der den Korken an dem Bindfaden hielt. Ein Anflug von Kopfweh stieg vom Nacken her hoch. Zu viel Wein, zu früh am Tag.
    Emma hatte zu viel zu früh am Tag getrunken, als Oskar und Laura zum Essen kamen. Jemand in ihrer Firma – sie arbeitete bei einer Werbeagentur – hatte an jenem Freitag seinen Abschied gefeiert, und das Team war zusammen mittagessen gegangen und gar nicht wieder zur Arbeit zurückgekehrt, sondern vom Bistro gleich weiter ins Pub. Als Oskar und die in Öl machende Dame pünktlich um halb acht erschienen, war Emma noch nicht da. Mein besorgter Anruf um halb sieben hatte nur die Information erbracht, sie sei auf dem Weg. Kurz vor halb acht brachte ein weiterer, schon panischer Anruf die Tatsache ans Licht, dass sie immer noch auf dem Weg sei, obwohl sie die Kneipe noch gar nicht verlassen hatte, wie man deutlich an den Lachsalven erkennen konnte, die ihre Ausreden übertönten.
    Oskar fragte sofort, wo sie denn sei.
    Â»Sie ist auf dem Weg«, sagte ich. Das war ja praktisch nicht gelogen. Emma war Oskar noch nie begegnet; er war mein Freund, und sie war von der Essenseinladung nicht gerade begeistert gewesen. Doch ich hatte ihr versichert, Oskar sei »wirklich ein supernetter Typ«, was auch nur in einem sehr dehnbaren Sinne der Wahrheit entsprach.
    Â»Ich weiß nicht, wie ihr Briten mit so kleinen Wohnungen klarkommt«, sagte Laura, nachdem wir uns im Wohnzimmer niedergelassen hatten. Vielleicht versuchte sie nur, höflich Konversation zu machen, ich aber klopfte jedes ihrer Worte auf verborgene Stacheln ab und fand sie auch.
    Â»Für mich reicht es«, sagte ich, während ich den Wein entkorkte. »London ist halt sehr teuer.«
    Â»Selbst Clapham?« Falsch ausgesprochen, Clap-Ham, nicht Clappam. Ich spürte eine Aufwallung von Anti-Amerikanismus, die prompt als Selbsthass-Boomerang zurückschnellte – die typisch vorhersehbare, doof-linksintellektuelle Reaktion. Wenn ich mich selbst schon als so langweilig empfand, wie sollte ich da als charmanter Gastgeber rüberkommen? Ich schenkte den vorhersehbaren Merlot aus und legte die vorhersehbare Easy-listening-Dinner-Jazz- CD auf.
    Â»Das ist ein sehr angesagtes Viertel«, verteidigte ich meine Wahlheimat.
    Â»Tatsächlich?« , wunderte sich Laura.
    Â»Sollen wir jetzt über Schulen reden?«, warf Oskar ein, ganz kühl und kontinental. »Ich glaube, das ist das nächste Thema auf der Liste für solche Anlässe.«
    Mein schwaches Kopfweh war immer noch schwach, aber es waren noch andere Symptome dazugekommen – ein saures Aufstoßen, ein allgemeines Unwohlsein. Ich fühlte mich einfach ein bisschen verkatert, mitten am Nachmittag, wo ich vor ein paar Stunden doch noch stocknüchtern gewesen war. Mir blieb nichts weiter übrig, als zwischen zwei

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