Die nachhaltige Pflege von Holzböden
intelligent und so treu â nein, nicht treu, das klingt, als ob er ein Hund wäre. Was ich meine, ist: Ich mag es, dass er mich mag, obwohl es eigentlich keinen rechten Grund dafür gibt, soweit ich sehe. WeiÃt du, er gibt mir das Gefühl, liebenswert zu sein. Und vielleicht geht es ihm mit mir genauso. Ich glaube, gegenseitige Anerkennung ist eine wichtige Komponente jeder Freundschaft, ich meine, man sucht sich seine Freunde ja nicht wirklich aus, es gibt wahrscheinlich gute Gründe dafür, dass man befreundet ist, aber sie sind einem nie so ganz bewusst. Man kann jemanden auch mögen, ohne zu wissen, warum.« Wie dich, zum Beispiel , setzte ich im Stillen hinzu. Ich mag dich, Michael, keine Ahnung, wieso.
Ich verstummte, besorgt, ich könnte ins Schwafeln geraten sein. Michael schien über meine Worte nachzudenken. Vielleicht hatte er auch einfach nicht richtig zugehört und wollte es sich nicht anmerken lassen. Ich trank zügig von meinem Wein, der ein bisschen herb war, mir aber mit jedem Schluck besser schmeckte.
»Warum glaubst du, dass er dich mag?«, fragte Michael.
»Vielleicht tut er das ja gar nicht.« Mich selbst infrage zu stellen, schien mir der schnellste Weg, diese leicht beklemmende Analysesitzung zu beenden. Leider ist unsere Zeit schon wieder abgelaufen â¦
»Natürlich mag er dich«, sagte Michael mit Nachdruck. »Du bist ja schlieÃlich hier, nicht? Er hat dir seine Wohnung überlassen.«
Da hatte er recht. Ich zuckte die Achseln. »Nur in seiner Abwesenheit. Auf meine Gesellschaft legt er keinen besonderen Wert.«
»Gut, aber du bist hier«, beharrte Michael. Ich fing wieder an, mich unbehaglich zu fühlen, nicht bedroht oder unter Druck, nur irgendwie aus der Wohlfühlzone gerutscht. Das störte mich aber nicht weiter. »Du hast ganz bestimmt Qualitäten«, fuhr Michael fort, »sonst hätte er dir seine Wohnung nicht anvertraut.«
Und man sieht ja, was er davon hat, dachte ich. In gewisser Weise war ich schon dabei, meine Freundschaft mit Oskar vorsorglich zu beenden. Ich wusste, dass es Ãrger geben würde wegen des Bodens, wegen des Sofas, wegen der Katzen, und ich war mir ziemlich sicher, dass es sich negativ auf unsere Beziehung auswirken und sie für immer verändern würde. Im Prinzip war unsere Freundschaft noch völlig intakt, und Oskar hatte noch die gleiche Einstellung zu mir wie eh und je. Aber meine Einstellung zu ihm war nicht mehr die gleiche, seit ich in seiner Wohnung hauste, und es würde unausweichlich eine Zeit kommen, da er die Folgen meiner Anwesenheit gewahrte und von mir enttäuscht sein würde. Unsere Freundschaft war ein totes Ding, das noch atmete. Sie war wie Schrödingers Katze in dem Kasten, weder tot noch lebendig. Doch wenn Oskar die Tür zu seiner Wohnung öffnete, würde die Welle sich überschlagen, und alles würde zu Ende sein. Ich war mir da ganz sicher, und die Sicherheit war befreiend.
»Wir haben als Studenten zusammen in einer WG gewohnt«, sagte ich. »Er kennt meine Gewohnheiten.«
» WG ?« Michaels Stirn zog sich in Falten.
»Ja, Wohngemeinschaft, enge Buden, alle dicht an dicht.«
Michael hörte gar nicht zu. Er winkte dem Kellner und deutete auf unsere fast leere Flasche. Ich erschrak. Noch eine Flasche? Mein Begleiter hatte schon weit mehr intus als ich, selbst wenn man den Gin in der Bar vorhin mitzählte, aber mit jedem Glas, das er trank, wirkte er entschiedener und artikulierter. Ich dagegen fühlte mich immer beduselter und zu langatmigem Gebrabbel aufgelegt. Ein immer schneller bröckelnder Damm hielt eine Flut von Peinlichkeiten und Faux-pas zurück. Immerhin war der Kater endlich verschwunden, und ich wurde lockerer.
»Wie ist es denn nun, mit Oskar zu arbeiten?«, fragte ich noch mal. Ich hatte nicht vor, den ganzen Abend nur über unseren gemeinsamen Freund zu reden, aber es war eine einmalige Gelegenheit, mehr über die so sorgfältig im Verborgenen gehaltene Existenz meines abwesenden Gastgebers herauszufinden. AuÃerdem wollte ich das Gespräch gerne von mir ablenken.
»Er ist natürlich sehr anspruchsvoll. Alles muss immer perfekt sein. Wenn etwas schiefgeht, kann er sehr wütend werden. Unheimlich wütend. Aber wenn es gut geht ⦠alles bestens. Du kennst die Variationen über Trambahnfahrpläne ?«
Ich nickte, im Stillen dankbar, dass ich meine
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