Die nachhaltige Pflege von Holzböden
bunten Spektrum auf; jeder Ort der Welt schien gleich nah und leicht erreichbar.
Aber ich würde nirgendwohin reisen â ich würde nach Hause flüchten, zurück nach London, zurück zu den Rissen und dem Grauschleier an den Wänden und einem neuen Stapel Rechnungen auf der FuÃmatte. Seltsam, wie wenig wir uns die Räume aussuchen können, in denen wir unser Leben verbringen â mir war nur eine dürftige Bleibe mit Klo neben der Wohnungstür vergönnt, in der ich mich mit ebenso dürftigen Aufträgen abmühte, um die Miete zu zahlen. Oskar dagegen hatte â was? Talent, Können, Glück? â die Fortüne , die es ihm ermöglichte, völlige Kontrolle über seine Umgebung auszuüben, sein privates Paradies aufzubauen. Und als er mir die Chance geboten hatte, sein Paradies zu hüten, hatte es ausgesehen, als könnte ich dadurch aus unguten alten Mustern in meiner unbefriedigenden Lebenswelt ausbrechen. Nun war eine Woche vergangen, und alles, was ich vorzuweisen hatte, war eine Spur der Verwüstung. Durch die Beschädigung von Oskars Wohnung machte ich mir auch die Chance zunichte, sie als Sprungbrett zur Selbstoptimierung zu nutzen. Wenn es irgendeine Möglichkeit gab, den Schaden zu beheben, musste ich sie unbedingt wahrnehmen. Und ich musste sofort herausfinden, ob mein Plan aufging. Am Ende dieses Tages, schwor ich mir, würde ich entweder den Boden repariert haben oder Oskar anrufen und ihm alles beichten: nicht nur das mit dem Boden, sondern auch das mit dem Sofa, der Putzfrau, der Katze ⦠den Katzen, falls die andere nicht wieder aufgetaucht war.
Ich machte mich ans Werk. Die Schrauben an der Leiste waren schnell entfernt, und ein Stück von gut einem halben Meter lieà sich leicht abheben und ebenso leicht wieder an Ort und Stelle anbringen.
Jetzt lagen die Enden der Küchendielen frei. Sie mit den bloÃen Fingern hochzustemmen, war nicht möglich â ich musste etwas zwischen die Dielen und die Trägerbalken schieben. Sie lagen sehr dicht auf, festgetreten von all denen, die je durch Oskars Küche gelaufen waren. Die Schraubenzieher waren nicht dünn genug, um dazwischenzupassen, und so etwas wie ein Stemmeisen besaà Oskar nicht.
Also sah ich mich nach dem Küchenmesser um, das ich am Vorabend zum Salamischneiden genommen hatte. Es hatte eine schmale Klinge und eine scharfe Spitze. Doch es war auch noch fettig, und ich fürchtete, es könnte stumpf werden oder abbrechen, wenn ich es zweckentfremdet benutzte. Ich öffnete die Spülmaschine, zog das Geschirrfach auf Rollen hervor und räumte das Messer und die anderen Sachen vom Tisch ein, mit Ausnahme des Weinglases. Dann nahm ich die Suche nach einem passenden Werkzeug wieder auf und fand bald ein biegsames Pfannenmesser in der Schublade.
Zu meiner Ãberraschung glitt das Messer butterweich zwischen Brett und Balken, und die Holzdiele lieà sich ohne groÃe Mühe nach oben drücken. Als die Lücke breit genug war, schob ich die Finger hinein und zog die Diele hoch. Ihre Unterseite fühlte sich glatt und kühl an, genau wie die obere Fläche. Meine Fingerspitzen kribbelten vor Erregung â es fühlte sich genau gleich an! Die Seiten waren gleich!
Aus dem Flur kam ein Geräusch â ein gedämpftes Klirren, vielleicht von einer Katze, die etwas umgeworfen hatte. Ich horchte. Nichts.
»Miez?«
Wieder klirrte es, unverkennbar diesmal: ein Schlüssel im Türschloss. Das Herz rutschte mir in die Hose.
»Oskar?«
Keine Antwort. Die Tür sprang auf, ich hörte FüÃe schlurfen. In einem schrecklichen Schwindelanfall sah ich mich selbst, sah, was ich im Begriff war zu tun, sah, wie es anderen Augen erscheinen musste. Die Flecken, die abgeschraubte Leiste, die verschobenen Dielen. Panik befiel mich â ich wollte alles in Sekundenschnelle wieder herrichten oder verdecken, aber das war unmöglich, dazu blieb keine Zeit mehr. Ich stand auf, ganz instinktiv, ohne Plan. Meine Knie schmerzten, und die Wunde am Fuà machte sich wieder bemerkbar.
Durch die gläserne Trennwand sah ich die Putzfrau den Flur entlangkommen. Und sie sah mich, fixierte mich mit mürrischer Miene. Sie trug einen Mopp, die schlackernden grauen Fransen oben wie der aufgespieÃte Kopf eines ihrer Opfer. In verzweifelter Hast stürzte ich ihr entgegen, um sie aufzuhalten, bevor sie den Küchenboden sah. In der Hand ohne
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