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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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Vollkommenheit ist aggressiv, vorwurfsvoll.
    Die Katze. Ich wusste nicht, ob Geister aßen, auf jeden Fall aber würde Oskars Katze nach vierundzwanzig Stunden in freier Wildbahn hungrig sein. Wenn sie nachts zu Besuch gekommen war, hatte sie vielleicht etwas von dem Futter gefressen, das ich ihr hingestellt hatte.
    Ehe ich das Arbeitszimmer verließ, überprüfte ich lieber noch mal, ob der Pianodeckel wirklich geschlossen war. Die schwarz lackierte, schwungvolle Kurve des Flügels reflektierte das Sonnenlicht in senkrechten Linien, hilflos der Ordnung untertan.
    Ob das Katzenfutter angerührt worden war oder nicht, war schwer zu erkennen. Die Schale war noch gut gefüllt, aber ich teilte ja nach wie vor ganze Dosen aus, genug für zwei. Sicher konnte man nur sein, wenn man die leere Dose aus dem Müll holte und den Inhalt der Schale wieder hineinschaufelte. Das widerstrebte mir.
    Auf dem Küchentisch standen eine drittelvolle Flasche Wein, ein gebrauchtes Glas und ein Teller, von dem ich gestern mein frugales Nachtmahl gegessen hatte. Pflege von Holzböden lag daneben. Chandler Novacks Hollywoodgrinsen strahlte mich vom Buchdeckel her an.
    Ich warf einen Blick auf die erfolglos reparierte Stelle am Boden. Sie war immer noch genauso auffällig, eher noch gelber geworden. Die Oberfläche war allzu glänzend, ein billiger, ordinärer Glanz, der von dem dezenten Seidenmatt der unbeschädigten Dielen abstach. Was hatte Novack dazu zu sagen? In seinem Buch musste doch wohl noch mehr drinstehen als Geschwafel über Yggdrasil und inneres Einssein.
    Im Falle von sehr weitreichenden Schäden wird man vielleicht den gesamten Boden neu abschleifen müssen.
    Nein, völlig unmöglich. Ich blätterte vor, durch endlose Seiten über Schleifmaschinen und Staub und Atemmasken, lauter Dinge, die mich nicht interessierten. Aber dann:
    Je nach Qualität des Bodens wäre es andernfalls auch möglich, eine beschädigte Bodendiele herauszuheben und umzudrehen, um die Problemzone zu verbergen.
    Das klang interessant, nein, besser noch, es klang nach der perfekten Lösung, ebenso effektiv wie elegant. Die Flecken brauchten gar nicht zu verschwinden – Oskar konnte mit ihnen leben, ohne sie je zu bemerken.
    Aber wie konnte man die Holzdielen anheben? Oskar besaß zwar Werkzeug, doch die Dielen waren sorgfältig verlegt, ohne Rillen, in die auch nur ein Zigarettenpapier gepasst hätte. Die kleinen Nägel, mit denen die Dielen fixiert waren, wirkten eher wie chirurgisches Gerät – ihre mattsilbernen Köpfe waren winzige, organisch mit dem Holz verschmolzene Punkte. Es war unverkennbar, dass man weder die Dielen hochstemmen noch die Nägel mit der Zange herausziehen konnte, ohne Kerben im Holz zu hinterlassen.
    Perplex suchte ich den Boden nach irgendeiner Stelle ab, an der man Schraubenzieher oder Stemmeisen ansetzen könnte, und schließlich fiel mir die Schwelle zwischen Küche und Wohnzimmer ins Auge. An deren Kante befand sich eine Schutzleiste, die mit einfachen Kreuzschlitzschrauben befestigt war. Wenn man diese Schrauben und die Leiste entfernte, würden die Enden der Bodendielen bloßliegen, sodass man sie leicht hochstemmen und umdrehen konnte. Wahrscheinlich hatten die Unterseiten nicht den gleichen seidenmatten Schliff wie die Oberseiten – wozu auch? Aber einen Versuch war es allemal wert.
    Ich legte mir das passende Werkzeug auf einem Blatt Papier neben der Schwelle zurecht und hielt erst einmal inne. Wieso, weiß ich nicht, vielleicht, weil ich dort nun schon kniete – plötzlich war mir danach, um gutes Gelingen zu beten. Dieser Versuch musste unbedingt gelingen. Wenn die Dielen sich nicht umdrehen ließen oder wieder irgendein Missgeschick dabei passierte, hatte ich alle Möglichkeiten erschöpft, den Boden instand zu setzen. Ich würde aufgeben müssen und entweder Oskar die Wahrheit gestehen oder außer Landes flüchten. Ersteres war keine reizvolle Aussicht, Letzteres schon eher. Ich war noch nie aus einem Land geflüchtet, wie wohl auch sonst keiner meiner Bekannten. Das hatte etwas Abenteuerliches, ließ mich an die Aufregung denken, die mich angesichts der Abflugtafel am Flughafen erfasste, diese endlos erfrischende Namensliste – La Paz, Riga, Lagos, Djakarta …Bei dem Anblick fächerte sich die gerade Route meiner geplanten Reise wie ein Lichtstrahl, der durch ein Prisma fällt, zu einem

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