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Die Nacht am See

Die Nacht am See

Titel: Die Nacht am See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne MacLean
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Familie, die Sie besuchen kommen, und auf Ihrem Anrufbeantworter sind sieben Nachrichten von Frauen, die alle auf einen Rückruf warten.”
    Er runzelte die Stirn. „Sie haben meine Nachrichten abgehört?”
    „Sie haben mir erlaubt, Ihre Unterwäsche zu durchwühlen. Ihre Nachrichten abzuhören fand ich bei weitem nicht so schlimm. Außerdem habe ich nach Hinweisen auf den Täter gesucht.”
    „Und Sie glauben, Sie haben etwas gefunden.”
    Jocelyn zuckte mit den Schultern. „Frustrierte ehemalige Geliebte sind die klassischen Verdächtigen.”
    Donovan steckte den Schlüssel ins Schloss, öffnete die Tür jedoch noch nicht. Es gab eine Menge, was er ihr über sein Privatleben erzählen könnte, um ihren Eindruck zu widerlegen, doch er hatte nicht vor, das zu tun. Dafür war er viel zu wütend. Stattdessen drehte er den Spieß um.
    „Sie glauben, mich einschätzen zu können, aber was ich gern wissen möchte, ist Folgendes: Wie kommen Sie dazu, mich zu verurteilen, wenn Sie sich hinter der Fassade der kühlen, abweisenden Geschäftsfrau verbergen und den Menschen zu verstehen geben, dass Sie niemanden an sich heranlassen wollen? Beantworten Sie mir das, Miss Mackenzie, und ich verspreche Ihnen, dass ich keine weiteren persönlichen Fragen stellen werde, solange unsere Geschäftsbeziehung andauert.”
    Es bereitete ihm Freude zu sehen, dass er sie aus der Fassung gebracht hatte. Sie hatte vor Überraschung den Mund geöffnet, als wüsste sie nicht, was sie sagen sollte.
    Dann fügte er bissig hinzu: „Das heißt, wenn diese Beziehung länger als einen Tag dauert.
    Denn ich habe wirklich nicht die Absicht, eine Leibwächterin zu engagieren, die sich für eine Therapeutin hält.”

4. KAPITEL
    Spiele ich wirklich die Kühle, Abweisende? überlegte Jocelyn geschockt. Einen Augenblick lang sann sie über seine Einschätzung nach. Himmel, hatte sie sich tatsächlich in so einen unnahbaren Menschen verwandelt? War sie schon zu lange allein und hatte vergessen, wie man mit Menschen umging? Oder war sie emotionslos, weil sie zu häufig von den Menschen, denen sie vertraut hatte, enttäuscht worden war?
    Sie verspürte einen Stich, als sie daran dachte, wie sie im Alter von etwa fünf Jahren zu ihrem Vater auf den Schoß gekrochen war, um in den Arm genommen zu werden. Stattdessen hatte er sie zurückgestoßen und angeschrien, weil ihre Hände klebrig gewesen waren.
    Hatte sie aus diesem Grund aufgehört, anderen Menschen nahe sein zu wollen? Wegen der unzähligen Male in ihrer Kindheit, als sie so lieblos zurückgewiesen worden war?
    Jocelyn sah Donovan an und schob dann alle Sorgen bezüglich ihrer Persönlichkeit oder ihrer Ausstrahlung beiseite, denn es lag ihr nicht, in Selbstmitleid zu schwelgen. Außerdem war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um an ihre Kindheit zu denken.
    Schließlich war es ihr Job, hart und eiskalt zu sein!
    Sie hätte ihm das gern gesagt, doch sie entschied, dass es total unprofessionell wäre, sich mit einem Klienten auf eine Debatte über ihre Psyche einzulassen. Am besten gab sie einfach klein bei.
    „Ich bekenne mich erneut schuldig”, sagte sie. „Ich habe Vorurteile Ihnen gegenüber. Sie haben Recht, ich kenne Sie nicht sehr gut, und es tut mir Leid. Offensichtlich steckt in Ihnen mehr, als ich dachte.”
    „Sie wollen mich doch nur besänftigen.”
    „Es tut mir Leid, okay?”
    Er sah erstaunt aus. „Für eine toughe Leibwächterin geben Sie aber schnell nach.”
    „Es ist mein Job, Konflikte zu verhindern und den Feind nicht zu reizen, es sei denn, es ist absolut nötig”, gab Jocelyn beleidigt zurück.
    „Nun nennen Sie mich auch noch den Feind.”
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das tue ich nicht.”
    „Na, da bin ich aber froh, dass wir das geklärt haben.”
    Eine Weile standen sie in der Halle und starrten sich nur an.
    Jocelyn betrachtete seine ausgeprägten hohen Wangenknochen und die funkelnden grünen Augen und hatte auf einmal Schmetterlinge im Bauch. Dabei sollte sie wirklich nicht so empfinden, schon gar nicht, nachdem er gerade versucht hatte, sie über ihr Privatleben auszufragen.
    Sie war solche Fragen nicht gewöhnt. Die anderen Klienten erkundigten sich nie nach ihrem Leben. Sie wollten nur unversehrt bleiben.
    Du meine Güte, was hatte dieser Mann nur an sich, dass er sie dazu brachte, sich wie ein unreifer Teenager zu benehmen? Wieso brachte er sie dazu, zu vergessen, wer sie war, und sich zu wünschen, sie könnte in seinen Armen

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