Die Nacht am See
bestellt, und Jocelyn war in ihr Zimmer gegangen, um sicherzustellen, dass die Alarmanlage morgen wie besprochen installiert wurde.
Er starrte vor sich hin und genoss für einen Moment die Ruhe, während er an die Unterhaltung in der Halle am Morgen dachte.
Als er Jocelyns vorurteilsbeladenen Anschuldigungen eine eigene entgegengestellt hatte, hatte er sie völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie hatte schneller eingelenkt als ein verschreckter Hase.
Was hatte sie für eine Vergangenheit? Als er sie nach ihrem Privatleben befragt hatte, hatte er Angst, die schon fast Panik war, in ihren Augen gelesen, so als hätte noch nie jemand versucht, ihre Seele zu enträtseln.
Warum, fragte er sich auch, hatte sie solch eine negative Einstellung zu seinem Lebensstil?
Er war kein Krimineller, doch sie betrachtete ihn und alles, was er besaß, nur mit Missfallen und Verachtung.
Er stand auf, ging zum CD-Spieler und legte „Eric Clapton, Unplugged” ein, um einen freien Kopf zu bekommen. Der Klang einer Gitarre ertönte, und innerhalb von Sekunden kam Jocelyn den Flur entlang. Sie trug noch immer die braune Hose und die weiße Bluse, doch ein paar Knöpfe waren geöffnet. Der Blazer war verschwunden, ihr Scheitel saß nicht mehr gerade, ihre Bluse war ein wenig aus der Hose gerutscht; sie sah tatsächlich ein bisschen lockerer aus.
Und absolut hinreißend.
Jetzt war ein anderer Ausdruck auf ihrem Gesicht, einer, den er noch nicht gesehen hatte.
Sie wirkte viel weicher.
Sie hob die Augenbraue. „Sie hören Eric Clapton?”
„Ja, sehr oft.”
Jocelyn lehnte sich gegen eine der weißen Säule am Eingang zum Wohnzimmer und lauschte einen Moment lang, bevor sie langsam ins Zimmer geschlendert kam. Ihre Stimme hatte einen wehmütigen Klang, als sie weitersprach. „Die CD habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gehört. Einmal, als ich nach Florida in den Urlaub gefahren bin, habe ich sie immer wieder im Auto gespielt. Es war toll.”
Lächelnd setzte er sich. „Wann war das?”
„Oh, vor vier Jahren. Seitdem habe ich keinen Urlaub mehr gemacht.”
„Das hört sich so an, als könnten Sie einen gebrauchen.”
„Nicht wirklich. Ich arbeite gern.” Jocelyn setzte sich ans andere Ende des Sofas.
„Jeder braucht mal eine Auszeit.”
„Ich habe ja zwischen zwei Jobs frei, obwohl ich die Zeit meistens nutze, um mich über den nächsten Klienten zu informieren. Aber Sie wissen ja, was man sagt, eine Veränderung ist so gut wie eine Erholungspause.”
„Vielleicht.” In dem Moment klingelte es. „Das wird das Essen sein.” Donovan stand auf, doch Jocelyn hielt ihn zurück.
„Lassen Sie mich das machen.” Sie ging in den Flur, schaute durch den Spion und öffnete dann die Tür, ohne die Kette zu lösen. „Hallo, was müssen wir zahlen?”
Der Mann nannte ihr die Summe. „Einen Augenblick.” Sie schloss die Tür wieder.
Donovan stand direkt hinter ihr und reichte ihr ein paar Scheine. „Er kann das Wechselgeld behalten.”
Sie öffnete die Tür, zahlte und schloss dann wieder ab.
„Sie sind ja wirklich gründlich”, meinte Donovan und trug die große Papiertüte in die Küche.
„Dafür bezahlen Sie mich schließlich.”
Sie folgte ihm in die Küche und half ihm, den Tisch zu decken. „Sie haben solch ein herrliches Esszimmer, doch ich vermute, Sie essen trotzdem meist hier.”
„Ja, das stimmt”, antwortete er und setzte sich zu ihr. „Weil hier alles griffbereit ist und ich sowieso fast immer allein bin.”
„Aber ich dachte, Sie kochen gern?” Sie schenkte sich etwas zu trinken ein. „Laden Sie sich keine Leute zum Essen ein, um sie mit Ihren Gourmetmahlzeiten zu beeindrucken?”
Er zog die Augenbrauen zusammen und warf ihr einen Blick zu, der besagte, dass sie es schon wieder tat.
Sie schlug sich die Hand vor den Mund. „Oh, es tut mir Leid.”
„Ich nehme Ihre Entschuldigung unter einer Bedingung an.”
„Oh, oh. Das hört sich gar nicht gut an.” Ihr spielerischer Ton war wieder einmal alles andere als professionell. Verflixt, dachte sie.
„Keine Angst”, erwiderte er. „Es ist nichts Unzüchtiges. Nicht, dass ich nicht ein wenig Unzüchtigkeit mit meiner attraktiven Leibwächterin genießen würde, aber irgendwie bezweifle ich, dass es in Ihrer Jobbeschreibung enthalten ist.”
Sie wurde ernst. „Allein schon darüber zu sprechen ist unangebracht, Donovan.”
Sein Puls beschleunigte sich, als er sie zum ersten Mal seinen Vornamen benutzen hörte.
„Okay, ich will
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