Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)
Nora.«
Wohin unterwegs?
»Sie suchen nach Medikamenten. Für mich.«
Dr. Goodweather muss unter allen Umständen geschützt werden. Er ist äußerst verwundbar.
Vasiliy legte die Stirn in Falten und sah den Blutgeborenen an. »Denen geht’s bestimmt gut.«
Manhattan
Eph und Nora verließen die U-Bahn an der Pennsylvania Station. Hier hatte Eph vor zwei Jahren Nora, ihre Mutter und Zack zum Zug gebracht, damit sie die Stadt in letzter Minute verlassen konnten. Aber eine Vampirhorde hatte ihren Zug im North River Tunnel zum Entgleisen gebracht – und Kelly hatte Zack entführt.
Sie entdeckten eine kleine geschlossene Apotheke an der Ecke des Macy’s-Gebäudes. Passanten liefen mit gesenkten Köpfen daran vorbei, auf dem Weg zur Arbeit oder zur Essensausgabe am Empire State Building, wo sie ihre Lebensmittelgutscheine einlösen konnten.
»Und jetzt?«, fragte Eph.
Nora blickte sich um. »Wir gehen durch das Kaufhaus. Komm mit!«
Die Drehtür am Eingang zu Macy’s war seit langem versperrt, die Glasfronten mit Brettern zugenagelt. So unauffällig wie möglich stemmte Eph eine Sperrholzplatte am Eingang an der 34th Street auf, und sie schlüpften schnell hinein.
Das Innere des »Größten Kaufhauses der Welt« war ein einziges Chaos. Die Regale waren umgestürzt, überall lagen Kleider und anderes Inventar herum. Es sah weniger nach einem Akt der Plünderung aus als nach einem Kampf oder einer richtigen Schlacht – als hätten sich die Vampire hier mit ganz besonderem Eifer auf die Menschen gestürzt.
Schnell liefen Nora und Eph den Gang hinunter und betraten die Apotheke durch den Inneneingang. Nora suchte einige Medikamente und eine Handvoll Spritzen zusammen, während sich Eph – als sie gerade einmal nicht zu ihm sah – eine Flasche Vicodin in die Tasche steckte.
»Ich brauche noch ein paar warme Sachen«, sagte Nora dann. »Und feste Schuhe. Diese Lagerschlappen taugen nichts.«
Eph lag ein Witz über Frauen und ihren Einkaufsfimmel auf der Zunge, aber er verkniff sich jede Bemerkung und nickte einfach nur.
Sie stiegen die berühmten hölzernen Rolltreppen – die ersten, die jemals in einem Gebäude installiert worden waren – in den ersten Stock hinauf, und Eph zuckte erschrocken zusammen, als das Licht ihrer Taschenlampen auf eine der Kleiderpuppen fiel: Mit ihrem dumpfen Starren erinnerte sie ihn an die strigoi .
»Sieh mal, ihre Haare«, sagte Nora schmunzelnd. »Das ist jetzt der letzte Schrei.«
Nachdem sich Eph vergewissert hatte, dass hier keine Vampire auf sie warteten, wandte er sich Nora zu, die eine Schuhschachtel nach der anderen öffnete. »Ich habe Angst, Nora. Unser Plan … Was, wenn es nicht funktioniert?«
»Ja. Es wird nicht einfach sein, den Meister zu täuschen. Vielleicht solltest du ihm sagen, dass wir das Buch Quinlan geben wollen, damit er es lesen kann – der Meister weiß ja über ihn Bescheid. Und dann lockst du ihn an einen bestimmten Treffpunkt, wo wir die Bombe gelegt haben. Egal wie viele seiner Vampire er mitbringt – Bombe ist Bombe.«
Eph nickte. Beobachtete ihr Gesicht. War dort irgendein Hinweis zu erkennen, dass sie log, dass sie die Verräterin war? Sie waren allein hier; wenn sie sich ihm offenba ren wollte, dann war dies der richtige Moment. »Die Attrappe muss einfach echt aussehen. Wenn wir einmal die erste Hürde überwunden haben, dann wird alles sehr schnell gehen.«
Nora durchwühlte die Regale weiter nach Schuhen in ihrer Größe. »Vasiliy kriegt das schon hin. Vertrau ihm.« Dann hob sie den Kopf, als wäre ihr gerade etwas bewusst geworden. »Hör zu, Eph. Vasiliy und ich, wir …«
»Schon gut, Nora, du musst mir nichts erklären. Ich verstehe euch. Die Welt geht den Bach runter, und das Einzige, was wir tun können, ist, uns an den Menschen festzuhalten, die uns wirklich lieben. Weißt du, in gewisser Weise bin ich froh, dass es Vasiliy ist. Er würde sein Leben für dich geben, solltest du in Gefahr geraten. Und er wird immer für dich da sein – im Gegensatz zu mir.«
Nora wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Ephs Worte erinnerten sie an den Mann, den sie einmal geliebt hatte: großzügig, intelligent, fürsorglich. Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug.
Eph kniff die Augen zusammen. »Was, wenn der Meister will, dass ich ihm das Buch bringe?«
»Sag ihm, dass wir hinter dir her sind. Dass ihr euch an einem geheimen Ort treffen müsst. Oder du verlangst, dass er Zack vorher zu dir bringt.«
Ephs Gesicht
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