Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)
sagte Gus.
»Erst wenn wir da sind«, erwiderte Vasiliy und ging zur Brücke. »Wir dürfen keine Zeit verlieren. Bald kommt die Sonne raus.«
Mürrisch setzte sich Gus neben den Sprengkopf, legte seine Pistole in den Schoß und ließ Eph und Creem nicht aus den Augen.
Etwa eine Stunde später waren sie zurück am Fährhafen und verstauten den Sprengkopf im Laderaum des Hummer, wo Quinlan zuvor auch die Eichenurnen der Alten deponiert hatte.
Vasiliy setzte sich ans Steuer, und dann fuhren sie nach Norden in Richtung George Washington Bridge. Eph fragte sich, ob sie wohl auf Straßensperren stoßen würden, aber er beruhigte sich mit dem Gedanken, dass der Meister ihr Ziel nicht kannte. Außer …
Er drehte sich nach hinten um, wo Creem eingekeilt zwischen Gus und Quinlan saß. »Hast du dem Meister von der Bombe erzählt?«
Creem antwortete nicht, sondern starrte Eph nur mit leeren Augen an.
Er hat ihm nichts davon erzählt.
Jetzt funkelte der Kolumbianer Quinlan zornig an.
Keine Straßensperren oder andere Verzögerungen – obwohl Eph Creems Wagen ziemlich verbeult hatte, als er damit über das Universitätsgelände gerast war. Sie fuhren über die Brücke nach New Jersey und folgten den Schildern zur Interstate 80 West. Auf der Anzeige sah Eph, dass sie kaum noch Benzin hatten. Das passte ja – denn sie hatten auch kaum noch Zeit; sie mussten unbedingt zum Mittagslicht im Depot sein.
Bald darauf verließen sie den Highway und rasten Richtung Picatinny. Ein hoher Stacheldrahtzaun kam in Sicht, der das riesige Militärgelände umgab.
Creems Plan sah vor, einen Kilometer weiter im Wald zu parken und zu Fuß zu gehen, aber Vasiliy winkte ab. »Dafür haben wir keine Zeit. Wo ist der Haupteingang?«
»Was ist mit der Sonne?«, sagte Nora.
»Die kommt schon gleich. Wir können nicht länger warten.« Der Kammerjäger sah Eph an und deutete auf die Maschinenpistole. »Mach dich bereit.«
Dann bog er ab und hielt in Sichtweite eines großen Tores, über dem PICATINNY MILITÄRDEPOT stand. Sein Fuß spielte mit dem Gas. »Jetzt oder nie«, knurrte er, legte den Gang ein und raste auf das flache Gebäude mit der Aufschrift BESUCHERKONTROLLE zu. Die grellen Scheinwerfer des Hummer blendeten die aus dem Gebäude stürzenden Vampire, so dass sie Vasiliy mühelos überfahren konnte. Gleichzeitig feuerte Eph mit der MP vom Beifahrersitz aus auf alles, was sich bewegte. Er wusste, dass die strigoi dem Meister sofort melden würden, was hier geschah, aber das nahende Mittagslicht – die dunklen Wolken hellten sich schon etwas auf – würde ihnen einen Vorsprung verschaffen.
In diesem Moment krachte der Hummer durch das Tor, und Eph sah einige menschliche Wachen aus dem Gebäude kommen und zu ihren Fahrzeugen laufen.
»Da lang«, rief Creem und deutete nach rechts. Vasiliy bog ab und fuhr die breite Straße hinunter. Auf beiden Seiten erstreckten sich langgezogene Gebäude; die ganze Anlage wirkte wie eine kleine Stadt. »Hier muss es sein!«, sagte der Kolumbianer kurz darauf, und Vasiliy trat auf die Bremse. Sie standen vor einem nahezu quadratischen Betonblock. »Keine Schilder, Mann. Das heißt, dass sie da drin die wirklich üblen Sachen aufbewahren.«
»Weiter wären wir ohnehin nicht gekommen.« Vasiliy klopfte mit dem Finger gegen die Benzinanzeige. »Der Sprit ist alle.«
Sie sprangen aus dem Wagen, und Quinlan hob den Sprengkopf aus dem Laderraum, während sich die anderen – mit Ausnahme von Creem – mit Waffen eindeckten. Dann betraten sie das Gebäude, das merkwürdigerweise nicht verschlossen war.
Auf den ersten Blick wirkte es wie das Restpostenlager irgendeiner Import-Export-Firma. Überall standen Regale mit kleinen Kisten, in denen die einzelnen Waffenteile sortiert waren. Daneben Werkbänke und Tische für die anfallenden Reparaturen.
»Wonach suchen wir?«, fragte Eph.
Quinlan stellte die Bombe auf den Boden, und Vasiliy zog die Plane ab. Der Sprengkopf sah tatsächlich wie ein kleines Ölfass aus: ein schwarzer Zylinder mit Gurten an allen Seiten, auf denen kyrillische Buchstaben standen. An der Oberseite ragte ein Bündel Drähte heraus.
»Das ist alles, Mann?«, zischte Gus.
Auch Eph blickte skeptisch auf den Sprengkopf. »Glaubst du, das funktioniert?«
»Das wissen wir erst, wenn wir den Pilz am Himmel sehen«, erwiderte der Kammerjäger. »Das ist eine Kilotonne, nicht viel für eine Atombombe, aber mehr als genug für unsere Zwecke. Dieses Ding wird im Umkreis von einem
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