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Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Titel: Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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geduldig mit ihm gewesen – vor allem mit seiner Trinkerei –, doch irgendwann war ihre Geduld aufgebraucht gewesen und sie hatte beschlossen, ihr eigenes Leben zu leben. Und für ihre Mutter da zu sein.
    Die sie gerade am Ärmel zupfte.
    Nora öffnete die Augen wieder.
    Mrs. Martinez fuhr sich mit der Hand hektisch über die Wangen. »Da ist ein Haar in meinem Gesicht.«
    Nora sah genauer hin. Sie konnte kein Haar erkennen. Aber sie tat so, als hätte sie eine Strähne entdeckt, und ließ ihre Mutter für einen Moment los, um sie zu entfernen. »Hab’s. Siehst du? Jetzt ist alles wieder gut.«
    Der Trick funktionierte jedoch nicht – ihre Mutter versuchte weiter, sich das imaginäre Haar aus dem Gesicht zu pusten. »Es juckt so!«
    Einige der Leute auf dem Bahnsteig wandten ihnen bereits die Köpfe zu. Sahen, wie sich diese seltsame Frau mit beiden Händen über das Gesicht fuhr. Wie sie die Kapuze ihrer Regenjacke zurückschlug …
    »Mama!«, zischte Nora und zerrte ihrer Mutter die Kapuze wieder über den Kopf. Aber für ein paar Sekunden war der silber-graue Haarschopf der alten Frau sichtbar gewesen. Ein paar Sekunden zu viel.
    Nora hörte ein Keuchen neben sich. Sie zwang sich dazu, nicht hinzusehen, sondern weiterhin so normal und unverdächtig wie nur möglich zu erscheinen. Dann glaubte sie ein Flüstern zu vernehmen.
    Sie beugte sich nach vorne, blickte in den Tunnel. Wann kam nur dieser verdammte Zug?
    »Sieh mal!«, rief ihre Mutter plötzlich. »Da ist er ja. Rodrigo. Wir haben Sie erkannt, Rodrigo! Versuchen Sie nicht, sich zu verstecken!«
    Rodrigo war der Name ihres Vermieters gewesen, damals, als Nora noch ein Kind gewesen war. Sie erinnerte sich gut an ihn: ein spindeldürrer Mann mit schwarzem Haar, das wie ein Wischmopp auf seinem Kopf saß, und so schmalen Hüften, dass er zusätzliche Löcher in seinen Werkzeuggürtel hatte stanzen müssen. Der Mann, dem seine Mutter jetzt zurief, hatte ebenfalls schwarze Haare, aber sonst erinnerte nichts an ihm an den Rodrigo von vor dreißig Jahren. Er sah die beiden Frauen verwirrt an.
    Nora stellte sich vor ihre Mutter und bedeutete ihr, still zu sein. Doch Mrs. Martinez ließ nicht von dem Phantom-Vermieter ab. »Rodrigo!«, rief sie wieder, beugte sich zur Seite – und in diesem Moment glitt die Kapuze von ihrem Kopf.
    »Mama«, sagte Nora mit gepresster Stimme. »Bitte! Sieh mich an. Sei endlich still!«
    »Er macht mir immer schöne Augen, aber wenn es um die Arbeit geht …«
    Nora zog ihrer Mutter wieder die Kapuze über und schob sie dann den Bahnsteig hinunter – was nur noch mehr Auf merksamkeit erregte. »Mama, bitte . Die Leute schauen schon.«
    »Dieser elende Faulpelz!«
    Selbst wenn man ihre Mutter für betrunken gehalten hätte, wäre das nicht ohne Folgen geblieben; die Vampire hatten Alkohol streng verboten – weil er das Blut verunreinigte und »asoziales Verhalten« förderte.
    Es blieb ihnen also keine andere Möglichkeit, als die Station wieder zu verlassen. Doch in diesem Moment sah Nora die Lichter im Tunnel. Endlich! »Mama, unser Zug kommt. Jetzt ist alles in Ordnung!«
    Die U-Bahn fuhr in die Station ein. Nora und ihre Mutter standen ganz vorne beim ersten Waggon. Sie ließen einige Fahrgäste aussteigen, dann gingen sie schnell hinein und setzten sich. Mit der Linie 6 würden sie in wenigen Minuten an der 59th Street sein. Nora zog die Kapuze ihrer Mutter glatt und wartete darauf, dass sich die Türen schlossen.
    Plötzlich fiel ihr auf, dass sich niemand neben sie gesetzt hatte. Sie sah sich im Abteil um – die anderen Passagiere wichen ihrem Blick aus. Dann wandte sie sich zum Fenster und bemerkte auf dem Bahnsteig ein junges Pärchen, das sich mit zwei – menschlichen – Polizisten der Tran sit Authority unterhielt. Sie deuteten auf ihren Waggon. Auf Nora.
    Macht endlich die verfluchten Türen zu!
    Im selben Moment schlossen sich die Türen mit jener willkürlichen Effizienz, die das New Yorker Nahverkehrssystem schon immer ausgezeichnet hatte. Nora lehnte sich zurück. Nur weg von hier! Sie freute sich auf Roose velt Island, wo es keine Vampire gab. Sie freute sich auf Vasiliy …
    Doch der Zug fuhr nicht los. Nervös blickte sich Nora um, ein Auge auf die Passagiere gerichtet, das andere auf die Transit-Cops auf dem Bahnsteig.
    Die jetzt auf sie zukamen.
    Und dicht hinter ihnen zwei Vampire.
    Es waren die beiden, die Nora vor einigen Minuten auf dem oberen Stockwerk gesehen hatte. Ihre roten Augen funkelten sie an.

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