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Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Titel: Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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den Rücken freigehalten, bis Joaquin einem Wächter namens Raoul mit dem Ellenbogen die Zähne ausgeschlagen hatte und in Einzelhaft gekommen war. Später dann, nach dem Ausbruch der Vampirseuche, war Gus Joaquin beim Plündern eines Elektroladens wieder über den Weg gelaufen. Joaquin und Bruno hatten ihm geholfen, einen dieser großen Plasmafernseher und einen Karton Videospiele zu tragen.
    Gemeinsam hatten sie dann beschlossen, sich die Universitätsgebäude mal näher anzusehen. Während des Umsturzes hatten die Studenten und Professoren alle Fenster und Türen verrammelt, doch das hatte die Vampire nicht davon abgehalten, das Innere völlig zu verwüsten und überall ihre Ammoniakspuren zu hinterlassen. Jetzt war dort niemand mehr; die Menschen waren entweder tot oder verschleppt, und die strigoi waren weitergezogen.
    Das eigentlich Abgefahrene an der Columbia University aber waren die Keller. Aus einem Buch, das Joaquin in einer Vitrine in der Eingangshalle entdeckt hatte, hatten sie erfahren, dass der Campus ursprünglich auf dem Gelände einer psychiatrischen Anstalt aus dem neunzehnten Jahrhundert errichtet worden war. Die Architekten hatten damals die Anstaltsgebäude bis auf eines komplett eingeebnet und darauf die Universität gebaut. Die Keller aber waren unversehrt geblieben, und so erstreckte sich nun ein modriges Labyrinth aus Gängen und Kammern unter der Columbia University. Durch etliche dieser Tunnel verliefen Stromkabel und Gasrohre, und im Laufe der Jahre waren viele davon zugemauert worden, um zu vermeiden, dass sich dort unten abenteuer lustige Studenten oder urbane Höhlenforscher herumtrieben.
    Aber das war kein Problem für Gus Elizalde und seine Kumpels. Sie erklärten dieses unterirdische Labyrinth, das fast alle einundsiebzig Campus-Gebäude zwischen Broadway und Amsterdam Avenue auf der Upper West Side miteinander verband, zu ihrer Operationsbasis und richteten sich dort ein. Einige Bereiche ihres neuen Zuhauses waren allerdings nach wie vor unerforscht – sie hatten einfach nicht die Zeit, jeden Winkel zu durchstöbern.
    Gus hatte sich ein eigenes kleines Reich geschaffen: Es fing unter der Buell Hall an – das einzige Gebäude, das zur alten Klapsmühle gehört hatte –, führte unter der Low Memorial Library und der Kent Hall hindurch und endete an der Philosophy Hall, vor der eine Bronzestatue eines nackten Typen stand, der einfach nur rumsaß und nachdachte. Es war eine wirklich coole Hütte, fand er. Und da kein Dampf mehr durch die Rohre floss, konnte er auch in Räume vordringen, in denen bestimmt seit hundert Jahren keine Menschenseele mehr gewesen war – wo noch schwarze Borsten aus den Wänden ragten, Pferdehaare, die man damals verwendet hatte, um den Gips zu verstärken. Bis zu den unterirdischen Zellen des ehemaligen Irrenhauses. Dort, wo man die verrücktesten der Verrückten eingesperrt hatte. Es gab keine Skelette in Eisenketten oder so etwas, aber er entdeckte Kratzer an den Steinen, und es brauchte nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie die Verzweifelten hier mit den Fingernägeln an den Wänden geschabt hatten. Ja, ab und an meinte Gus sogar die Echos ihrer Schreie zu hören.
    Und hier hatte er sie schließlich untergebracht.
    Seine madre .
    In einem drei mal zwei Meter großen Eisenkäfig.
    Die Hände seiner Mutter waren mit klobigen Handschellen hinter ihren Rücken gefesselt, und über ihren Kopf war ein schwarzer Motorradhelm gestülpt, dessen Lackierung – da sie in den ersten Monaten der Gefangenschaft immer wieder wütend gegen die Wand gelaufen war – schon ziemlich mitgenommen war. Um zu verhindern, dass sie den Stachel ausfuhr, hatte Gus ihr den Nackenschutz des Helms mit Sekundenkleber an der Haut befestigt und so auch diesen ekelhaften purpurfarbenen Hautsack unter ihrem Kinn bedeckt. Außerdem hatte er das Plastikvisier durch eine Eisenplatte mit Scharnieren an den Seiten ersetzt und die Ohrenpolster im Inneren mit Baumwolle ausgestopft.
    Seine Mutter konnte also weder sehen noch hören – und trotzdem wandte sie sich ihm jedes Mal zu, wenn er ihre Zelle betrat. Drehte den Kopf. Folgte seinen Bewegungen. Gurgelte. Kreischte. Der jahrhundertealte Staub des Irrenhauses bedeckte ihren nackten Vampirkörper. Schon öfter hatte Gus versucht, ihr durch die Eisenstangen hindurch etwas überzuziehen: einen Mantel, einen Poncho, eine Decke. Aber sie hatte das alles abgeschüttelt; sie brauchte keine Kleidung mehr, sie hatte jedes Schamgefühl

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