Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)
begreifen.
Er drückte den Rücken durch. »Du willst also eine Antwort?«
Ich habe deine Antwort, Goodweather. Was ich will, ist deine Kapitulation.
»Hier ist meine Antwort!«
Blitzschnell holte Eph mit dem Silberschwert aus. Und schlug zu. Schlug den behelmten Kopf – und damit auch sein verräterisches Spiegelbild – vom Hals des Vampirs, der einmal Gus Elizaldes Mutter gewesen war.
Weißes Blut spritzte aus dem Rumpf, während der Kopf über den Boden rollte und an der Wand zum Liegen kam.
Eph senkte das Schwert. Er wusste, er hatte mit dem Hieb nicht nur den Meister treffen wollen – er hatte sich selbst treffen wollen: seine Angst, seine Schwäche. Er hatte den Mund vernichten wollen, aus dem die süßen Worte der Versuchung gekommen waren.
Aber die Versuchung blieb …
Plötzlich ertönten Schritte. Eph fuhr herum und trat schnell aus der Zelle heraus. Aus seiner Perspektive war das, was er getan hatte, ganz und gar gerechtfertigt – aber nun hatte er die Konsequenzen zu tragen.
Vasiliy kam als erster herein. Nach ihm Nora. »Eph! Was hast du …«
Und dann war auch Gus da.
Es schien, als ob der Mexikaner Eph erst überhaupt nicht wahrnahm. Er starrte auf das Innere des Käfigs. Starrte auf den kopflosen Körper am Boden, dessen Hände immer noch auf dem Rücken gefesselt waren. Starrte auf den Helm an der Wand … »Nein!«, schrie er, zog ein Messer aus dem Gürtel und schoss blitzartig auf Eph zu.
Im letzten Moment riss Eph das Schwert nach oben, um den Angriff abzuwehren – als wie aus dem Nichts ein dunkler wabernder Fleck zwischen ihm und Gus erschien und eine bleiche Hand Gus am Kragen packte. Eine andere Hand legte sich auf Ephs Brust.
Eine schwarze Kapuze. Ein vor Hitze glühender Vampirkörper. Quinlan.
Brüllend versuchte sich Gus aus dem Griff des Blutgeborenen zu befreien, aber seine Stiefel schwebten einige Millimeter über dem Boden. »Lass mich los, Quinlan! Ich bring das Schwein um!«
Immer mit der Ruhe , erklang Quinlans tiefer Bariton in Ephs Kopf.
»Lass … mich … los!«, schrie Gus.
Deine Mutter existiert nicht mehr. Sie hat schon vor langer Zeit aufgehört zu existieren – du wolltest es nur nicht wahrhaben.
»Aber es war meine Entscheidung, sie bei mir zu behalten. Es ging niemanden etwas an!«
Auf welche Weise ihr euren Streit beilegt, ist eure Sache. Aber nicht jetzt. Erst, wenn der letzte Kampf geschlagen ist.
Quinlans tiefrote Augen starrten den Mexikaner an – ein Rot, wie es Gus noch nie gesehen hatte, ein Rot wie ein Meer von Blut. Und doch war kein Zorn in ihnen. Noch nicht …
»Okay, Mann!« Gus beruhigte sich, und Quinlan ließ ihn los. »Aber wir sind noch nicht fertig miteinander, das schwör ich dir!«, rief der Mexikaner dann Eph zu.
Unsere Zeit wird knapp. Wir können den Meister besiegen – aber wir müssen es schnell tun. Und wir müssen es gemeinsam tun.
Gus deutete auf Eph. »Dieser Junkie da ist doch zu nichts nütze. Er ist schuld, dass sie die Lady hier erwischt haben und Bruno tot ist. Er ist eine verdammte Gefahr für uns alle, nein, schlimmer: ein Fluch. Ganz mieses Karma, hombre . Der Meister hat seinen Sohn adoptiert und hält ihn sich wie ein beschissenes Haustier.«
Jetzt stürmte Eph wütend auf den Mexikaner zu – aber Quinlans stählerner Griff hielt sie ein weiteres Mal von einander getrennt.
»Also, erzähl uns, was da gerade gelaufen ist«, rief Gus. »Was hat dir der Motherfucker ins Ohr geflüstert?«
Eph starrte den Gangbanger an. Die Gedanken wirbelten wild in seinem Kopf herum.
»Sag schon! Wir haben ein Recht, es zu erfahren.«
»Es war … Kelly. Ihre Stimme. Sie verfolgt mich.«
Gus spuckte aus. »Was für ein Schwächling!« Er blickte Quinlan an. »Siehst du, wie nutzlos er ist? Lass mich ihn töten. Ballast abwerfen, Mann.«
Wie ich sagte: Regelt das, wie ihr wollt. Aber später.
Niemand sprach es aus – doch jedem war klar, dass Quinlan aus einem bestimmten Grund seine schützende Hand über Eph hielt. Einem Grund, den nur er kannte.
Ich brauche euch, um ein letztes Puzzlestück zu finden. Euch alle.
»Okay.« Gus steckte das Messer weg und machte einige Schritte zurück, aber ließ Eph dabei nicht aus den Augen. »Dann also später.«
The Cloisters
Mühsam kämpfte sich der Hubschrauber durch den peitschenden Regen. Obwohl es stockdunkel war, trug der Stoneheart-Pilot eine Sonnenbrille – so dass Everett Barnes schon dachte, der Mann würde blind fliegen, und inständig hoffte, dass die
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