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Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Titel: Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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Maschine in sicherer Höhe über Manhattan blieb.
    Barnes saß in der Passagierkabine, den Gurt fest über die Schultern gezogen, und fühlte sich wie in einem kleinen Boot inmitten eines Hurrikans. Der Regen schlug beinahe waagerecht gegen die Fenster und brachte den Hubschrauber – ein Sikorsky, direkt aus der Fabrik in Bridgeport, Connecticut – immer wieder ins Schwanken. Barnes’ Magen machte das nicht allzu lange mit: Der ehemalige CDC -Direktor übergab sich in seinen Helm, den er gerade noch rechtzeitig vom Kopf ziehen konnte.
    Nach einer Weile, die Barnes wie eine Ewigkeit vorkam, drückte der Pilot den Steuerhebel nach vorne, und die Maschine ging in den Sinkflug über. Barnes hatte keine Ahnung, wo sie landen würden. Er sah dunkle Gebäude mit zerbrochenen Fenstern, dann kahle Baumwipfel. War das der Central Park? Eine Bö erfasste den Hubschrauber, und während sich der Pilot bemühte, die Kontrolle über die Maschine zurückzuerlangen, erhaschte Barnes einen kurzen Blick auf den aufgewühlten Hudson River. Sie waren nicht weit vom Fluss entfernt – also konnte es nicht der Central Park sein.
    Schließlich setzten sie mit einem Ruck am Boden auf. So schnell er konnte, löste Barnes den Gurt, öffnete die Tür und stieg aus. Heftiger Wind und Regen schlugen ihm entgegen. Er kniff die Augen zusammen und versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Dort auf dem Hügel – ein weiteres New Yorker Schloss.
    Geduckt – die Rotorblätter drehten sich noch – lief er über die Wiese auf eine Steintreppe zu. Er war völlig außer Atem, als er endlich die Eingangstür erreichte – vor der zwei Vampire Wache hielten. Obwohl ihre Haut geradezu dampfte, schien ihnen der Regen nichts auszumachen; sie würdigten Barnes keines Blickes und machten auch keine Anstalten, ihm die Tür zu öffnen.
    THE CLOISTERS stand auf einem Schild neben der Tür, und Barnes erinnerte sich daran, dass er früher schon einmal in dieser Zweigstelle des Metropolitan Museum of Art gewesen war: The Cloisters war eine aus Fragmenten fünf französischer Abteien und einer romanischen Kirche konstruierte Anlage – ein Stück Mittelalter, das man ins New York des zwanzigsten Jahrhunderts verfrachtet hatte.
    Barnes zog die Tür auf und trat ein. Lauschte. Außer dem Regen war nichts zu hören. »Hallo?«, rief er. Keine Antwort.
    Immer noch schwer atmend ging er die Eingangshalle hinunter, wobei er durch die Fenster einen Blick auf die Klostergärten warf: Ursprünglich dazu gedacht, die Gartenbaukunst des Mittelalters auszustellen, waren sie durch den vom Meister herbeigeführten Klimawandel und dem ständigen Ascheregen zu einem düsteren Sumpf verkommen. Barnes’ nasse Schuhe quietschten, während er an Wandteppichen, Glasmalereien und Fresken vorbeiging und dann die zwölf Stationen des Kreuzwegs ablief, die in den uralten Stein gemeißelt waren. Vor der Kreuzigungsszene hielt er kurz inne: Jesus hing am großen Kreuz in der Mitte, flankiert von zwei Dieben mit gebrochenen Armen und Beinen an kleineren Kreuzen. Die Inschrift lautete: PER SIGNUM SANCTECRUCIS DEINIMICIS NOSTRIS LIBERA NOS DEUS NOSTER . »Durch das Zeichen des Heiligen Kreuzes erlöse uns von unseren Feinden, unser Gott!«, übersetzte er mit seinem ziemlich eingerosteten Schullatein.
    Everett Barnes hatte der Kirche, hatte jeder Art von Glauben schon vor vielen Jahren den Rücken gekehrt, aber irgendetwas an diesen mittelalterlichen Wandtafeln berührte ihn – es waren die Überreste einer fernen Zeit, als es zwischen Religion und Leben noch keinen Unterschied gegeben hatte.
    Dann kam er zu einer zerbrochenen Vitrine, in der zwei alte illustrierte Bücher lagen. Die Pergamentseiten waren angerissen, das Gold auf dem Einband abgeplatzt, die Abbildungen von schmutzigen Fingern verwischt. Er bemerkte einen großen ovalen Abdruck, der nur vom krallenartigen Mittelfinger eines strigoi stammen konnte. Ja, warum sollten sich die Vampire um Menschenwerk scheren, und sei es noch so wertvoll?
    Schließlich ging er unter einem Torbogen hindurch und betrat die große romanische Apsis mit ihren massiven Steinmauern und dem tonnenschweren Dachgewölbe. Über dem Altar am Ende des Mittelgangs hing ein prächtiges Bild: die Jungfrau mit dem Kind; neben ihnen geflügelte Figuren, über deren Köpfen MICHAEL und GABRIEL stand; und unter ihnen, viel kleiner, die Menschenkönige.
    Einige Minuten stand Barnes vor dem Bild – als er spürte, wie sich etwas in dem höhlenartigen Raum

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