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Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Titel: Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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ihnen. Vielleicht ist unser Überlebensinstinkt gar nicht so eine tolle Sache, wie wir immer gedacht haben. Vielleicht bedeutet Überleben ja auch, Kompromisse eingehen. Es ist schon schwierig genug, Widerstand zu leisten, wenn man allein ist – aber wenn ein Kind in deinem Bauch heranwächst …« Nora sah Eph an. »Ich will damit sagen, dass ich es nun besser verstehe. Was es heißt, eine Mutter zu sein. Ein Vater zu sein.«
    Eph nickte.
    »Und trotzdem … Warum bist du nicht rechtzeitig in die Gerichtsmedizin gekommen, so wie wir das vereinbart hatten? Dann wäre das alles nicht passiert.«
    »Es tut mir leid. Ich hatte noch etwas zu erledigen.«
    »In Kellys Haus …«
    »Hör zu, Nora, es ist nicht meine Schuld, dass sie dich dort entdeckt haben. Natürlich, ich hätte da sein sollen. Vielleicht wäre dann einiges anders gelaufen. Aber ich habe die strigoi nicht dorthin gelockt.«
    »Aha. Und wer hat sie dann dorthin gelockt?«
    »Du.«
    »Ich?«
    »Der Laptop. Du hast mit Vasiliy Nachrichten ausgetauscht.«
    Jetzt hatte er es also doch ausgesprochen … Nora setzte sich im Bett auf und legte die Arme um die Knie. »Stimmt das wirklich? Der Computer?«
    Vasiliy wandte sich Eph zu. »Du riskierst eine ziemlich dicke Lippe, mein Freund.«
    »Ach, tatsächlich?«, erwiderte Eph. »Ich bin in dem Gebäu de monatelang ohne jegliche Probleme ein- und ausgegangen. Sie kontrollieren das Internet. Und das weißt du auch.«
    Nora griff nach Vasiliys Hand. »Du willst also damit sagen, dass ich mir das alles selbst zuzuschreiben habe? Dass das die gerechte Strafe dafür war?«
    Eph sah ihr wütendes Gesicht. Sah Vasiliys überraschtes Gesicht. Sah die beiden ineinander gelegten Hände – mit denen Nora das Ende ihrer Beziehung verkündete. »Unsinn! Das wollte ich damit nicht sagen.«
    »Das glaube ich aber schon.«
    »Was ich sagen wollte …«
    »Weißt du, Eph, das alles passt nur zu gut zu dir.« Nora war jetzt so in Fahrt, dass sich ihre Stimme fast überschlug. »Du kommst immer erst dann, wenn alles vorbei ist. Und damit meine ich: Du verstehst es immer erst, wenn es zu spät ist. Dir ist klargeworden, wie sehr du Kelly liebst – nachdem ihr euch getrennt habt. Du hast begriffen, wie wichtig es ist, dass Kinder einen Vater haben – nachdem du ausgezogen bist. Und jetzt … Jetzt wird dir vermutlich gerade bewusst, wie sehr du mich brauchst.« Ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen. »Du kommst immer ein paar Minuten zu spät. Läufst ständig der Vergangenheit hinterher. Du denkst, wenn man nur hart genug arbeitet, kann man alles reparieren, was kaputt ist – du denkst nicht mal daran, die Dinge so zu behandeln, dass sie erst gar nicht kaputt gehen. Aber wenn wir eines gelernt haben, seit das alles hier begonnen hat, dann, dass so ziemlich alles kaputt gehen kann. Alles. Vor allem andere Menschen.«
    Eph sah sie reglos an – so reglos, dass Nora ins Zweifeln geriet, ob ihn ihre Worte überhaupt erreicht hatten. Dann, nach einigen Minuten, in denen niemand etwas sagte, drückte er sich von der Wand ab und verließ den Raum.
    Ohne ein bestimmtes Ziel streifte Eph durch die düsteren Tunnel des unterirdischen Labyrinths. Die Gedanken wirbelten wie wild in seinem Kopf herum. Warum hatte er ihr nicht geantwortet? Warum war er einfach so gegangen?
    Er hätte ihr erwidern können, wie oft sie alle wegen ihrer Mutter beinahe gefasst oder verwandelt worden waren. Wie sehr Mrs. Martinez’ Demenz die Widerstandsaktivitäten in den vergangenen Monaten behindert hatte. Und dass sie, Nora, selbst immer wieder gesagt hatte, sie könne sich nicht mehr um ihre Mutter kümmern … Aber nein. All das war ja jetzt seine Schuld.
    Hatte es ihn überrascht, wie nahe sich Nora und Vasiliy in all der Zeit tatsächlich gekommen waren? Vermutlich hatte Vasiliys heldenhafte Rettungsaktion die beiden endgültig zusammengebracht. Und warum auch nicht? Eph hatte Nora vor allem deshalb aus dem Lager befreit, weil er herausfinden wollte, ob es auf dieselbe Weise gelingen könnte, Zack zu befreien. Aber die Aktion hatte lediglich seine größte Angst freigelegt: dass er seinen Sohn wiederfinden könnte – nur um zu erfahren, dass er verwandelt war und er ihn für immer verloren hatte.
    Ein Teil von ihm war überzeugt, dass es längst zu spät war. Jener Teil, den er mit aller Macht zu unterdrücken versuchte – und sei es, indem er Medikamente zu Hilfe nahm. Er tastete nach seiner Tasche und öffnete den Reißverschluss. Die letzte

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