Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)
sie korrumpiert. Und er hat in all der Zeit eine Formel für seine neue Welt entwickelt: die perfekte Balance aus Vampiren, Vieh und Aufsehern. Die Mathematik der Macht.
Für eine Weile war es ganz still im Raum. Schließlich sagte Vasiliy: »Und jetzt? Deine Leute, die Alten, haben verloren. Unsere Leute, die Menschen, haben verloren. Was können wir da noch tun?«
Quinlan ging zu einer Art Altar in der Mitte des Raumes, auf dessen Steinplatte sechs runde Holzgefäße standen. Sie waren kaum größer als Getränkedosen und gaben im Grün des Nachtsichtgeräts ein schwaches Leuchten ab.
Ich habe zwei Jahre damit zugebracht, überall auf der Welt die Orte zu finden, an denen die Alten zugrunde gingen, und ihre Asche zu sammeln. Hier ist sie. In Gefäßen aus Weißeiche – so wie es geschrieben steht. So wie sie es selbst verlangt hatten.
»Du warst wirklich überall?«, fragte Nora. »In Europa? Asien?«
Quinlan nickte.
»Und ist es überall … so wie hier?«
Im Wesentlichen ja. Je entwickelter eine Region, je besser die vorhandene Infrastruktur – und desto rigider die neue Ordnung.
Eph stellte sich ebenfalls neben den Altar. »Wozu hebst du die Asche auf?«
Bisher hat das Buch nur gesagt, was wir tun sollen. Nicht weshalb.
»Du bist also um die ganze Welt gereist und hast unter Lebensgefahr diese Asche zusammengefegt – ohne eine Ahnung, wozu das überhaupt gut sein sollte?«
Die roten Augen des Blutgeborenen schimmerten im Dunkel. Ja.
Eph wandte sich ab. Nur allzu gern hätte er mehr über die Asche der Alten erfahren, aber … da war noch das Angebot des Meisters. Die Versuchung. Je mehr Eph wusste, desto mehr konnte er auch ihrem Feind verraten, wenn er sich doch entschied, seine Seele gegen die seines Sohnes zu tauschen. Er sah die anderen an. Seine Weggefährten. War einer von ihnen der Spion des Meisters? Oder hatte sein Widersacher einmal mehr ein Netz aus Lügen gesponnen?
»Also schön«, sagte Vasiliy nach einer Weile. »Warum hast du uns hierher gebracht, Quinlan?«
Jetzt, da ich die Asche gesammelt und das OccidoLumen studiert habe, bin ich bereit. Wir haben nur wenig Zeit, um den Meister zu vernichten.
»Aber das Ende des Meisters wäre doch auch dein Ende?«
Ja. Es gibt keinen anderen Weg.
»Du willst also sterben?«
Ich … ich bin müde. In all den Jahren hat die Unsterblichkeit jeglichen Reiz für mich verloren. Die Zeit ist wie ein riesiger Ozean – und ich möchte endlich Land erreichen. Das Einzige, was ich noch tun will, ist mich an demjenigen rächen, der mich erschaffen hat.
Und so erzählte ihnen Quinlan in so einfachen Worten, wie es ihm möglich war, alles, was er aus dem Occido Lumen erfahren hatte. Die drei Erzengel, Sodom und Gomorra, der Ursprung der Alten, die Herkunftsstätten, der »Dunkle Ort«, an dem der Meister geboren wurde …
Gus schlug die Hände zusammen und blickte in die Runde. »Was faselt der da, Mann? Engel als Gottes Schlägertrupp? Ist das euer Ernst?«
Vasiliy zuckte mit den Achseln. »Ich glaube an das, woran Setrakian geglaubt hat. Und er glaubte an das Buch.«
»Okay, Mann. Aber wenn es wirklich einen Gott gibt, der seine Engel wie ein Killerkommando auf die Erde schicken kann – worauf wartet Er dann noch? Nein, das sind doch alles nur irgendwelche Märchen, hermano .«
»Aber sie decken sich mit dem, was wir erlebt haben. Der Meister hat die Orte entdeckt, an denen die sechs Körperteile Ozryels verborgen waren – die Herkunftsstätten der Alten –, und hat sie mit der gewaltigsten Kraft vernichtet, die es auf der Erde gibt: mit einem Nuklearschlag.«
Ja. Einer gottgleichen Kraft. Und damit hat er nicht nur seine Konkurrenten vernichtet, sondern seine eigenen Kräfte auch um das Sechsfache gesteigert. Aber wir wissen, dass er immer noch nach seiner eigenen Herkunftsstätte sucht – nicht um sie zu zerstören, sondern um sie zu schützen.
»Also müssen wir nur diesen Ort vor ihm finden«, sagte Nora, »einen klitzekleinen Kernreaktor darauf errichten und zum Schmelzen bringen?«
»Oder einen Nuklearsprengkopf zur Explosion bringen«, erwiderte Vasiliy.
Nora konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Ja, klar. Die liegen ja überall in der Gegend rum.«
Die anderen sahen sie an. Niemand lachte.
»Scheiße, Leute«, sagte Nora. »Sagst bloß, ihr habt einen Sprengkopf?«
»Ja. Aber keine Zündvorrichtung.« Vasiliy blickte zu Gus. »Aber wir arbeiten an diesem Problem, nicht wahr?«
Der Mexikaner kratzte sich am Kopf. »Klar
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