Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)
doch. Erinnerst du dich an Alfonso Creem? Hat früher Jersey klargemacht, großer fetter Kerl mit jeder Menge Silber im Maul? Ist immer noch im Geschäft. Ich hab ihn drauf angesetzt, und es sieht nicht übel aus. Das einzige Problem ist, dass der Kerl tief in seinem Herzen nach wie vor ein mieser kleiner Drogendealer ist. Der hat keine Ehre, Mann, dem kann man nicht trauen.«
»Naja«, sagte Vasiliy zu Quinlan. »Das alles ist ohnehin verlorene Liebesmüh, wenn wir kein Ziel haben, auf das wir schießen können. Und genau deshalb wolltest du einen Blick in das Buch werfen, richtig?«
Ihr alle habt das Zeichen am Himmel gesehen. Quinlan hielt kurz inne und fixierte Eph – ganz so, als wollte er in dessen Seele blicken. Was es war, das dort zur Erde stürzte, spielt keine Rolle. Es war ein seit Jahrhunderten prophezeites Omen, das die Herkunftsstätte des Meisters markiert. Denkt darüber nach – der Meister ist nicht ohne Grund hierher gekommen. Dies ist der richtige Ort. Und es ist die richtige Zeit.
»Vergessen wir doch den ganzen Blödsinn, Mann«, sagte Gus. »Wenn ihr alle in einem Buch blättern und nachlesen wollt, wie man einen Vampir killt, dann bitte. Ich sage, wir gehen zu diesem Motherfucker und sprengen ihn in die Luft. Der alte Professor hat uns schon die richtige Richtung gewiesen, aber dieses ganze mystische Blabla ist dran schuld, das wir sind, wo wir sind: unter der Erde, gejagt wie die Ratten. Ich hab den Meister auf Video. Er hat es sich im Belvedere Castle gemütlich gemacht. Ich sage, wir machen die Bombe startklar und gehen die Sache etwas direkter an.«
»Im Belvedere Castle ist auch mein Sohn«, sagte Eph.
Gus fuhr herum. »Meinst du, das interessiert mich auch nur einen müden Furz?«
»Bleibt ruhig, Leute«, ging Vasiliy dazwischen. »Wir haben genau einen Schuss frei. Wenn wir das vermasseln, ist die Sache endgültig gelaufen.«
Eph runzelte die Stirn. »Wir sprengen also an einer bestimmten Stelle ein Loch in den Boden – und der Meister verschwindet. Wenn es so einfach funktioniert, dann bin ich dabei. Aber was, wenn nicht? Geben wir dann auf?«
»Du vielleicht, Weißbrot«, sagte Gus. »Ich nicht. Nie!«
Eph wollte dem Mexikaner gerade etwas Entsprechendes erwidern, als sich in seinem Kopf ein ganz anderer Gedanke formte. »Vielleicht ist es ja doch möglich«, murmelte er.
»Was möglich?«, fragte Vasiliy.
»In die Nähe des Meisters zu gelangen, ohne das Schloss zu belagern und damit Zack in Gefahr zu bringen. Was, wenn wir nicht zu ihm kommen, sondern er zu uns?«
Gus grinste schief. »Plötzlich hast du einen Plan, hombre ? Na, hoffentlich taugt er was.«
Eph beachtete ihn nicht weiter, sondern fuhr fort: »Der Meister hat meinen Sohn. Was also, wenn wir ihm etwas zum Tausch anbieten?«
»Das Buch«, sagte Vasiliy leise.
»Das ist doch Bullshit, Mann«, rief Gus.
Eph hob die Hände, als wollte er sie alle um Geduld bitten. »Wir erstellen eine Kopie des Occido Lumen . Eine Attrappe. Dann sage ich dem Meister, dass ich es euch gestohlen habe und jetzt gegen Zack eintauschen will.«
Nora sah ihn besorgt an. »Bringst du damit nicht Zack in Gefahr?«
»Natürlich ist es ein Risiko. Andererseits könnte ich meinen Sohn wiederbekommen.« Eph blickte in die Runde. Niemand erwiderte etwas.
Nach einer Weile nickte Nora. »Wir sollten es versuchen.«
Vasiliy sah sie überrascht an. »Was sagst du da?«
»Ja, ich glaube, wenn einer von uns den Meister täuschen kann, dann Eph. Ich muss immer wieder an das Licht am Himmel denken.« Nora sah kurz zu Eph. »Irgendetwas ist da geschehen – und es hat mit dir zu tun.«
Eph spürte ein merkwürdiges Brennen in seinem Nacken. Was, wenn sie recht hatte?
»Es könnte funktionieren«, fuhr Nora fort. »Wir fälschen das Buch, Eph lockt den Meister aus seinem Versteck – und dann machen wir ihm den Garaus.« Wieder der Blick zu Eph. »Denkst du, du bist der Sache gewachsen?«
»Wenn es keine andere Möglichkeit gibt – ja.«
»Es ist verdammt gefährlich. Wenn es nicht funktioniert, dann ist es vorbei. Dann hat der Meister dich in seiner Gewalt und weiß alles, was du weißt – wo wir sind, wie er uns finden kann.«
Seht euch vor , erklang Quinlans Bariton in ihren Köpfen. Schon viele Jahrhunderte lang haben die Menschen den Fehler gemacht, den Meister zu unterschätzen.
Nora wandte sich dem Blutgeborenen zu. »Ich zweifle nicht daran, dass er uns an Schläue und Ruchlosigkeit weit überlegen ist. Aber wäre das nicht
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