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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Laptops.
    «Rufen Sie damit E-Mails aus dem Jenseits ab?»
    Matthew beäugte sie durch sein schwarzes Brillengestell. «Mir ist klar, dass du viel zu cool bist, um dich mit Spiritisten und Medien einzulassen. Ich war in deinem Alter genauso.»
    «Und was hat sich inzwischen geändert?»
    «Das willst du gar nicht wissen. Bleib einfach bei deiner Filmerei.»
    «Nein, wirklich. Es interessiert mich», sagte Jane.
    Matthew starrte sie an, und sie erwiderte seinen Blick. Dabei fiel ihr auf, dass er älter war, als er zuerst wirkte. Er konnte in Moms Alter sein.
    «Ich glaube», sagte er, «mich hat der Tod eines Freundes verändert. Es war Steve Pollen, Beths Mann, und er war mein Vorgesetzter. Im Bezirksarchiv. Steve ist sehr überraschend gestorben.»
    «Das tut mir leid.»
    «Bloß hat ihn das nicht daran gehindert, weiter zur Arbeit zu kommen. Man bekommt etwas Interessantes in die Hand – zum Beispiel eine vermisste Grundbesitzakte – und sagt automatisch:
Hey Steve, sieh dir das an
, und dann denkt man:
Er ist doch tot
, und dann realisiert man, dass man ihn gerade einen winzigen Augenblick lang bei den Akten hat stehen sehen. Menschen, die plötzlich ohne jede Vorahnung sterben, bemerken oft nicht, dass sie tot sind.»
    Auf einmal fühlte sich Jane sehr einsam. «Eigentlich glaube ich auch, dass ich einmal eine Frau gesehen habe. Ich meine, nach ihrem Tod. Aber da wusste ich noch nicht, dass sie tot war, also habe ich mich nicht gefürchtet. Ich meine ... ich war ziemlich sicher, dass ich sie gesehen hatte, aber ... verstehen Sie?»
    Matthew nickte. «Die meisten Geister, die wir sehen, sind vollkommen Fremde, also bemerken wir überhaupt nicht, dass da ein Geist ist. Nur, wenn wir jemanden an einem Ort sehen, an dem gerade niemand sein kann, wie in einer abgeschlossenen Kirche, denken wir
Hoppla
 ...»
    Jane runzelte die Stirn. Das wurde ihr langsam ein bisschen zu kumpelhaft.
    «Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich glaube immer noch, dass Spiritismus reiner Quatsch ist. Da muss man doch nur an diese Medien denken, die zu irgendwem aus dem Publikum sagen:
‹Erinnern Sie sich an den blauen Anzug Ihres Vaters? Er meint, es ist in Ordnung, ihn zur Kleidersammlung zu bringen.›
»
    Endlich war es ihr gelungen, Matthew ein bisschen zu ärgern. «Menschen, die einen Angehörigen verloren haben, wollen keine Lektion in Metaphysik, sondern einfach nur einen Beweis dafür, dass es nach dem Tod weitergeht – irgendeine Kleinigkeit, die einer Intellektuellen wie dir natürlich vollkommen trivial erscheint, aus der man aber schließen kann, dass ein Verstorbener immer noch in der Nähe ist.»
    Jetzt war sie also jung und herzlos.
    «Und kommt er ... immer noch ins Büro?»
    «Steve? Nein, er ist seinen Weg weitergegangen. Beth und ich dachten, wir sollten ihn darin unterstützen. Man soll ihnen helfen, ihren Zustand zu akzeptieren. Sie drücken sich in der Nähe der Menschen herum, die sie kannten, und das verwirrt sie. Aber wenn man es ihnen erklärt hat, drehen sie sich einfach um und sehen das Licht – buchstäblich. Und sie sehen Menschen – normalerweise ihre Verwandten, die vor ihnen gestorben sind –, Menschen, die sie willkommen heißen. Und das ist wundervoll.»
    Der Typ meinte das tatsächlich ernst. «Das kommt mir ein bisschen zu einfach vor.»
    «Es ist überhaupt nicht einfach, aber es ist normal. An diesem Fall war allerdings interessant, dass Steve vor seinem Tod an einer Zusammenstellung von Berichten über Hergest und Stanner gearbeitet hat, die er im Archiv ausfindig gemacht hatte. Ich habe diese Arbeit zusammen mit Beth für ihn beendet. So hab ich von der
White Company
gehört.»
    «Sie haben von Walter Chancerys Familiengeschichte aus diesen ... Berichten erfahren?»
    Das Telefon an der Rezeption klingelte.
    «Und was haben sie an dem Abend damals tatsächlich gemacht, an dem Conan Doyle hier war?»
    «Willst du nicht ans Telefon gehen?», sagte Matthew.
    «Hören Sie, ich weiß alles über Hattie Chancery ...»
    Matthew lächelte, drehte sich um und ging weg. Jane schnappte sich den Telefonhörer.
    «Stanner Hall.»
    «Was ist mit deinem Handy?»
    «Irene!»
    «Du wolltest doch unbedingt mit mir reden», sagte Eirion.
    «
Jane
 ...» Amber kam aus der Küche herauf. «Oh, entschuldige ...»
    Jane bat mit zwei Fingern um ein paar Minuten Zeit und fischte den Brigid-Text aus ihrer Jeanstasche.
    «Ist dir eigentlich klar, dass wir morgen früh losfahren?», sagte Eirion, als sie mit

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