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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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glimmende Zigarette von nicht viel mehr als einem Zentimeter Länge. Er nahm sie zwischen die Finger.
    «Die Polizei hat den Fuß einer Petroleumlampe rausgeholt, Frau Pfarrer. Das Lampenöl is als Brandbeschleuniger benutzt worden. Jemand hat es über irgendwelches Bettzeug und so weiter geschüttet un es angesteckt. Dann isser abgehaun.»
    Die beiden Flügel der Verandatür wurden von innen geöffnet, und gelbliches Licht strömte über den Schneematsch. «Ist alles verbrannt?», fragte Merrily.
    Ein Mann im Spurensicherungsanzug kam von der Veranda. Er trug eine ausgebeulte große Ledertasche zu einem Land Rover der Polizei.
    «So ziemlich, Frau Pfarrer. Nur Sebbie is übrig geblieben, un der sagt nich viel.»
    «Von wem haben Sie das?»
    «Von Les Thomas. Isn Cousin von Danny ... bei der freiwilligen Feuerwehr.» Gomer senkte die Stimme. «Un Les sagt, sie ham eine Fahndung nach Natalie Craven laufen.»
    «Mit welcher Begründung?», fragte Merrily.
    «Mrs. Watkins ...» Sie hatten nicht bemerkt, dass Sergeant Mumford zu ihnen gekommen war. Er bewegte sich erstaunlich leise für so einen trägen Dickwanst. «Der Chef möchte Sie jetzt gern sprechen.» Mumford warf einen Blick auf Jane. «Allein.»
    Lol hatte tiefe Fußspuren auf dem verschneiten Rasen gefunden. Es waren zwei Spuren: Eine kam und eine ging.
    Dexter Harris war vom Obstgarten aus durch das alte Gartentor gekommen, bis zum erleuchteten Fenster der Spülküche gegangen, hatte in den Raum gespäht und war auf dem gleichen Weg wieder verschwunden, bevor Lol ums Haus gelaufen war.
    Vielleicht war Lols Anblick eine Enttäuschung gewesen. Wenn er Merrily dort gesehen hätte, wäre er dann zur Haustür gegangen? Das war ein beunruhigender Gedanke, und ein noch weitaus beunruhigenderer Gedanke kam Lol, als er wieder am Schreibtisch vor dem Computer saß.
    Wie sicher konnte er sein, dass es wirklich Dexter gewesen war? Er hatte ihn schließlich nicht besonders genau gesehen, als er mit Merrily in der Küche gesessen hatte. Was, wenn das der andere gewesen war, Darrin? Das schwarze Schaf, der böse Junge? Lol hatte keine Ahnung, ob sich die beiden Cousins ähnlich sahen, aber er wusste, dass sie etwa gleich alt waren. Die Unterlippe war ihm vielleicht nur aufgefallen, weil sie gegen die Scheibe gedrückt hatte.
    Wie fühlte sich Merrily wohl in diesem Haus, nachdem Jane nun an den Wochenenden nicht mehr da war? Für ein Gebäude, das praktisch mitten im Ort stand, fühlte man sich im Pfarrhaus bei diesem Wetter überraschend abgeschnitten von der Welt.
    Es musste etwas geschehen.
    An diesem Abend allerdings konnte Lol nichts mehr tun. Also rief er Kanonikus Jeavons zurück.
     
    Die Tür zum Salon stand halb offen, und sie hörte Bliss telefonieren. Er klang verärgert. «Ja, das werde ich. Das hab ich schon. Ich frag sie jetzt.»
    Als er Merrily in das Zimmer geholt hatte, setzten sie sich an den Tisch beim Fenster.
    «Die Schneekönigin hat angerufen», sagte Bliss. «Dieses Wetter findet sie bestimmt traumhaft, was?»
    «Annie Howe? Kommt sie hierher?»
    «Gott bewahre. Nein, sie bearbeitet einen anderen Fall. Dieser Fall hier ... ist womöglich gar keiner, Merrily, aber Sie könnten uns möglicherweise helfen.»
    «Ich habe gehört, dass Sie nach Natalie Craven fahnden.»
    «Und wo haben Sie das gehört?»
    «Sie arbeitet hier, Frannie, wo sonst hätte ich es hören sollen? Anscheinend wird sie vermisst.»
    «Ja, das wird sie.»
    «Und Sie suchen nach ihr.»
    «Ja, das tun wir.»
    «Und ihre Tochter?» Wusste er, dass Clancy bei Danny Thomas war?
    «Nach der auch.»
    «Und das Wohnmobil, das in Brand gesteckt wurde, gehörte ursprünglich Natalie Craven, glaube ich.»
    «So ist es.»
    «Darüber möchten Sie mit mir nicht reden, oder?»
    «Nein, das möchte ich nicht. Es sei denn, Sie können mir sagen, wo sie ist.»
    «Nein, das kann ich nicht. Allerdings werde ich das Gefühl nicht los, dass Sie viel mehr über sie wissen, als Sie sagen.»
    Er lehnte sich zurück. «Ach ja?»
    «Zum Beispiel, dass sie in Wahrheit nicht Natalie Craven heißt.»
    «Und wie heißt sie in Wahrheit, Merrily?»
    «Brigid?»
    Er zeigte überhaupt keine Reaktion, und daraus schloss Merrily, dass er äußerst überrascht war.
    «Möchten Sie mit mir darüber reden?»
    «Sie sind unglaublich, verflixt nochmal», sagte Bliss. «Wer weiß sonst noch Bescheid?»
    «Bescheid worüber?»
    «Also, Merrily», sagte Bliss. «Dazu kommen wir noch. Aber klären wir zuerst das Andere.

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