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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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warum ist es ausgerechnet ein Hund?»
    «Weil ein Hund dem Menschen folgt?»
    «Ha! Genau. Der schwarze Hund, der einer Familie über Generationen hinweg folgt. Und immer da draußen ist.»
    «Nur, dass dieser Hund als dämonisch beschrieben wird», sagte Lol.
    «Dieses Wort lässt sehr vielfältige Interpretationen zu. Ich würde sagen, sie ... repräsentieren eine Existenzebene, auf die man besser nicht zu stark vertraut. Ich glaube daran, dass diese Abbilder existieren, und dass wir das einfach akzeptieren müssen, allerdings sollten wir niemals versuchen, mit ihnen Verbindung aufzunehmen. Denn eine solche Verbindung kann
niemals
fruchtbar sein.»
    «Es sei denn, jemand interessiert sich für einen bevorstehenden Todesfall», sagte Lol.
     
    Bliss sagte zu Merrily: «Sie müssen sich das nicht ansehen.»
    Sebbie Dacres Körper lag unter einem Spurensicherungszelt, das wie eine Insel in einem bewegten Meer aus Schneematsch zu treiben schien. Die Luft war von Lärm, grellem Licht und Auspuffgasen erfüllt. Nichts war still, mit Ausnahme von Sebbie Dacre und dem zerklüfteten, gefurchten und mit frischem Schnee bestäubten Felsenantlitz hinter ihm.
    Aber sie musste ihn ansehen. Weil Jane ihn gesehen hatte. Weil Jane die Erste gewesen war, nach den Füchsen und den Dachsen, die ihn entdeckt hatte. Merrily musste wissen, was Jane gesehen hatte.
    Zwei Bogenlampen erhellten die Szenerie. Sie wurden mit einem kleinen, ächzenden Generator betrieben. Bliss hielt eine Eingangsklappe des Segeltuchzeltes auf.
    «Aber übergeben Sie sich bitte nicht hier.»
    Der Kopf des Mannes ragte aus dem Kordsamtkragen einer abgetragenen alten Barbour-Jacke heraus. Sein Gesicht, das der Decke des Zeltes zugewandt war, sah aus wie das Innere einer aufgeschnittenen Tomate. Außerdem verdeckte das Zelt ein Areal mit undefinierbaren rotverschmierten Stückchen im Schnee.
    Das reichte. Merrily wandte sich ab. Bliss ließ den Zipfel wieder fallen.
    «Vom zweiten Absperrband bis rüber zur Hecke hat es praktisch überhaupt keinen Zweck», sagte eines der Ganzkörperkondome. «Die Feuerwehrleute sind auch überall rumgetrampelt und haben dabei ihre verdammten Schläuche über den Boden gezogen. Das ganze Stück bis zu der Hecke kann man abschreiben.»
    «Du schaffst das schon, Jacko.» Bliss wandte sich an Merrily. «Das ist Jacko von der Spurensicherung.»
    «Ich habe Ihnen die ersten Fotos und das Video schon zum Hotel runterbringen lassen», sagte Jacko zu Bliss. «Sie haben doch ein Laptop dort, oder? Hey, Achtung, er kommt.»
    Ein bärtiger Mann kam zu ihnen herüber und schob die Kapuze seines Overalls zurück. «Francis, Sie verdammter Mistkerl. Ich hatte ein ganz tolles langes Wochenende geplant. Anfangen sollte es damit, dass ich es mir mit einer kleinen Krankenschwester, einem Glas Remy und der
Blair-Witch-Project
- DVD vor dem Kamin gemütlich mache.»
    «Der Film hält überhaupt nicht, was er verspricht, Billy», sagte Bliss. «Also habe ich Ihnen eine Riesenenttäuschung erspart. Los, überraschen Sie mich – nennen Sie mir innerhalb von zwei Wochen den Todeszeitpunkt.»
    Der Pathologe zog den Reißverschluss seines Overalls auf und holte ein Mars aus der Jackentasche. «Zuerst mal muss ich mich um meinen Blutzuckerspiegel kümmern, mein Freund.»
    So wurden sie damit fertig, dachte Merrily. Vermutlich war es so ähnlich wie im Krieg. Frannie Bliss und Dr. Grace lebten permanent in einem Kriegsgebiet, und dort warfen sie mit harten Witzen und Einwickelpapier von Marsriegeln um sich.
    In Allensmore gab es eine ähnliche, wenn auch vielleicht weniger spektakuläre Szene.
    Wie Bliss erzählt hatte, war Darrin Hook von einem großen Laster, der mit einer Ladung Teppiche unterwegs war, überfahren worden. Der Fahrer hatte gesagt, er hätte Darrin nicht gesehen, und das war sehr verständlich, denn als er kam, lag Darrin schon im tiefen Schnee auf der Straße, den Kopf einen halben Meter von der Mittellinie entfernt. Bei diesem Wetter, mit all den Warnhinweisen und Umleitungen, war der Verkehr auch auf den Hauptstraßen sehr spärlich.
    Darrin hatte sich mit einem Bekannten eine Mietwohnung in einem ehemaligen Hotel in der Nähe von Wormelow geteilt, und nur wenige Kilometer entfernt hatte er den Tod gefunden. Möglicherweise hatte er gerade nach Hause gewollt, zu Fuß oder per Anhalter. Eine halbleere Flasche hatte in Darrins Jackentasche gesteckt, und er hatte sehr stark nach Alkohol gerochen.
    «Merrily, er war ein Arschloch»,

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