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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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verstehe einfach nicht, warum du mir nie was davon erzählt hast. Und ich verstehe nicht, dass du diese Frau mit dem Kind zu Greta geschickt hast.»
    «Danny, es ...»
    «Ich fasse es einfach nicht.»
    «Danny, ich kenne sie seit mehr als zwanzig Jahren. Ich weiß über ihre sämtlichen Probleme Bescheid, ich weiß, warum sie getan hat, was sie getan hat, und ich weiß, was sie
niemals
tun würde.»
    «Du hast seit über zwanzig Jahren gewusst, dass sie eine Mörderin ist, und du wolltest sie trotzdem. Du hast sie hier ins Tal gebracht und nie ein Wort gesagt. Du hast gewusst, was sie mit Nathan gemacht hat, und immer noch nichts gesagt. Du hast gewusst, dass sie sich nicht geändert hat, verdammt. Diese Frau kann töten, und jetzt verwickelst du meine Greta in die Sache, und du hast nie einen Ton gesagt, und ich hab gedacht, du wärst mein Freund, und egal was passiert, das verzeihe ich dir nie.»
     
    In der sauberen, chromblitzenden Küche sah Lol Gegenstände, deren Anblick ihn seltsam beunruhigte. Zum Beispiel die einzelne, noch halbvolle Teetasse auf dem Küchentisch. Oder die offene Keksdose, die danebenstand.
    Diese Gegenstände beunruhigten ihn, weil alles andere in diesem Raum makellos aufgeräumt war.
    Er wollte nicht weiter als bis zur Küche gehen. Am Türrahmen blieb er stehen und rief: «Mrs. Meek?»
    An der Wand neben der Tür hing ein Kalender, und darüber hingen zwei gerahmte Fotografien. Auf dem einem waren drei grinsende Männer und ein jüngerer Dexter Harris zu sehen. Das andere war ein eher steifes Fotostudio-Porträt von einem kleinen Jungen mit kurzgeschorenem Haar. Roland?
    Roland und Dexter, nur von Darrin gab es kein Bild. Der böse Junge. Das schwarze Schaf.
    In Wahrheit aber der schwache Junge, der sich leicht verführen ließ und der ein bisschen Unterstützung von einer starken, selbstbewussten Tante gut hätte brauchen können.
    Gegenüber stand eine Tür offen, die anscheinend auf einen Flur führte, in dem Licht flackerte.
    «Alice?»
    Ein breiter Flur führte zu Vordertür. Vom Flur aus sah Lol, dass das Lichtgeflacker von einem Fernseher im Wohnzimmer stammte. Lol ging hinein.
    Es konnte ja sein, dass sie vor dem Fernseher eingeschlafen war.
    Aber hätte sie abends die Hintertür offen gelassen?
    Die Fensterfront des länglichen Raumes ging auf den Obstgarten hinaus. Alice war nicht da.
    Lol ging in den Flur zurück. Zu beiden Seiten gab es Türen, drei davon waren nur angelehnt. Badezimmer: leer. Hauswirtschaftsraum mit Waschmaschine und Trockner: leer. Duschbad mit Toilette: leer.
    An die geschlossenen Türen legte er ein Ohr, bevor er sie zögernd öffnete. Zwei waren Schlafzimmer, die offenbar nicht ständig benutzt wurden. Auch ein drittes Zimmer war ein Schlafzimmer. Lol schaltete das Licht an und sah eine weiße Kommode und einen Einbauschrank. Die Bettdecke war zurückgeschlagen, und der Raum war gut geheizt.
    Alices Zimmer. Niemand da.
    Der letzte Raum diente offenkundig als Büro. Gegenüber der Tür hing beim Fenster ein gerahmter Zeitungsausschnitt an der Wand, der eine junge Alice und einen Mann mit einer Schürze zeigte, der zwei Pommes-frites-Tüten hochhielt.
    Alice und Jim hatten sich jahrelang mit einem kleinen, unrentablen Bauernhof geplagt, bevor sie den Imbiss eröffneten, und als Jim starb, hatte sich der Imbiss zu einem der gewinnbringendsten Läden im Dorf entwickelt.
    Und zu einem wertvollen Erbe für irgendjemanden.
    Als Lol in die Küche zurückkam, saß Dexter Harris am Tisch und kaute an einem Schokoladenkeks. Er sah nicht einmal auf. Sein massiger Körper zeichnete sich als unscharfer Umriss in der Edelstahltür des Kühlschranks ab.
    «Egal, was du eingesackt hast, Freundchen», sagte Dexter relativ freundlich. «Leg es hier auf den Tisch. Sonst könnte ich dir zuerst mal den Arm brechen und mir dabei überlegen, was als Nächstes drankommt.»

41  Ein Leben am Rande des Abgrunds
     
    Weder Jane noch Amber bemerkten Beth Pollen, bis sie ganz die Küchentreppe heruntergekommen war.
    «Könnten wir uns kurz unterhalten?»
    Amber nahm den Keramikbecher, in den sie die heiße Schokolade gießen wollte, und sagte zurückhaltend: «Möchten Sie mit mir oder mit Jane sprechen?»
    «Mit Ihnen beiden.» Mrs. Pollen wirkte müde und ein bisschen zerzaust. Sie sagte zu Jane: «Und ich würde auch sehr gerne mit deiner Mutter sprechen.»
    «Sie ist hier.» Jane war es inzwischen ein bisschen peinlich, dass sie sich oben in den Stanner Rocks so an Beth

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