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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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dass die Pfarrerin sich Sorgen gemacht hatte, weil Alice zwei Mal nicht ans Telefon gegangen war, und dass er deshalb rübergekommen war, um nach dem Rechten zu sehen, worauf er das Licht im Bungalow hatte brennen sehen und festgestellt hatte, dass die Hintertür offen stand und niemand im Haus war. Das war schließlich die reine Wahrheit.
    «Tut mir leid, dass ich einfach so eingedrungen bin, aber es hätte ja alles Mögliche passiert sein können.»
    «Was denn zum Beispiel?», fragte Dexter.
    «Ich meine ... wo ist sie?»
    «Woher soll ich das wissen? Ich bin vor ungefähr einer Stunde gekommen, nachdem ich den Imbiss abgeschlossen hatte, und sie war nicht da. Der Fernseher lief, aber keine Alice. Ich war draußen und hab nach ihr gesucht. Keine Spur. Keine Ahnung, wo sie hin ist. Vielleicht sitzt sie bei irgendeinem Nachbarn.»
    «Die scheinen alle schon zu schlafen.»
    Dexter zuckte mit den Schultern.
    «Hast du die Polizei benachrichtigt?»
    «Noch nicht. Alice würde an die Decke gehen. Abgesehen davon, wie sollte es die Polizei denn hierher schaffen, wo doch alle möglichen Straßen unpassierbar sind? Nein, die ist einfach irgendwo unterwegs. Kommt bestimmt bald wieder.»
    Lol dachte nach. Bis jetzt war er ehrlich gewesen, und es gab keinen Anlass, daran etwas zu ändern.
    «Sie hat einen Schock. Das hat mir die Pfarrerin erzählt.»
    «Wieso? Was hat sie dir erzählt?»
    «Das von deinem Cousin.»
    «Ja. Pech.»
    «Ihr wart nicht so dick miteinander, oder?»
    Dexter schüttelte den Kopf. «Abschaum, der Typ, wenn du’s genau wissen willst. Hat keinen Job behalten, ständig Probleme mit der Polizei gehabt und die ganze Familie in Verruf gebracht.» Er beugte sich zu Lol vor. «Und was hast du mit der Pfarrerin zu tun?»
    «Wir sind Freunde. Ich besuche sie übers Wochenende. Aber jetzt ist sie zu jemandem gerufen worden, der versucht hat, sich umzubringen.»
    «Hier?»
    «In Kington.»
    «Von dort kommt sie bestimmt nicht so leicht weg.»
    «Deswegen soll ich sie ja auch nochmal wegen Alice anrufen. Sie macht sich Sorgen.»
    Dexter starrte ihn an, als wollte er sagen:
Na und, was geht mich das an?
Dann drehte er sich zu dem Edelstahlkühlschrank um. «Willst du ein Bier?»
    «Nein, es ... Doch, ja. Danke.»
    Dexter nahm zwei Dosen Stella Artois aus dem Kühlschrank und warf Lol eine davon zu. «Du willst, dass ich dir suchen helfe, oder?»
    «Das wäre eine gute Idee.»
    «Okay.» Auf Dexters Lippen erschien ein hartes, wissendes Lächeln. Es wirkt eitel, dachte Lol, selbstgefällig.
    Dexter trank einen Schluck Bier, schnappte sich die Lederjacke von der Stuhllehne und zog ein Paar Lederhandschuhe aus einer der Jackentaschen. «Tja, dein Bett bleibt heute Nacht so oder so kalt.»
    «Was?»
    «Erzähl mir keinen Scheiß von wegen ‹Wir sind Freunde›.»
    Dexter schlug Lol auf die Schulter. Er benahm sich, als hätte er einen Höhenflug, als könnte für ihn nichts schieflaufen.
     
    Ja, Jane hatte von ihr gehört. Auch wenn das alles lange vor ihrer Geburt passiert war. Sie wusste von Brigid, wie man von einer Art mythischer Schauergestalt weiß.
    Brigid Parsons hatte kleine Jungen getötet.
    Es schien unwirklich, deswegen aber nicht weniger schrecklich. Jane hatte eine Vorstellung von dem Horror, der sich damals abgespielt hatte, seit sie einmal einen farbig bebilderten Artikel mit dem Titel
Wo ist Brigid Parsons
? gelesen hatte, der nach der Haftentlassung erschienen war. Brigid war unvorstellbar grausam vorgegangen. In dem Artikel waren Einzelheiten beschrieben worden, die direkt nach der Tat nicht in den Zeitungen gestanden hatten, die damals noch wesentlich zurückhaltender waren, wenn es um Sensationsberichterstattung ging. Zum Beispiel schrieb man nicht über ...
    ... Verstümmelungen.
    Jane saß auf ihrem Stuhl und sah auf ihre Hände hinunter, dann hob sie ihren Blick wieder zu Beth Pollen, die gerade das Unglaubliche ausgesprochen hatte. Und dann sagte Amber, die minutenlang unfähig gewesen war, eine Silbe herauszubringen, mit schwacher Stimme: «Weiß Ben davon?»
    «Ich glaube nicht», sagte Beth Pollen. «Allerdings schätze ich, dass in kürzester Zeit jeder darüber Bescheid weiß, wenn die Polizei sie findet oder die Presse mitbekommt, dass sie von der Polizei gesucht wird.»
    Jane sah zu dem Fenster, durch das man vor lauter Schnee inzwischen kaum noch etwas sehen konnte. Das erklärte Clancys Art. Warum sie so ruhig war, das große, schlaksige Mädchen hinter dem Bücherstapel. Warum

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