Die Nacht Der Jaegerin
Problem hat.›»
«Allerdings scheint es eine ziemlich zusammengeschusterte Aktion gewesen zu sein», sagte Merrily. «Und sie hatten garantiert keine zwölf Geistlichen.»
«Andererseits hatten sie aber, wie sich Sir Arthur ganz richtig erinnerte, ein Baby.»
Zwanzig Jahre jünger als Gomer, aber viel zaghafter, ging Danny als Erster die Zufahrt hoch. Die Taschenlampe hatten sie wieder ausgeschaltet. Der Gedanke an Dexter Harris gefiel ihm nicht.
Vor dem Pfarrhaus, wo die Büsche rechts und links enorme Schneehauben trugen, blieb er stehen. Es war hell genug, um tiefe Fußspuren auf dem Weg zu erkennen, genauso wie Spuren, die aussahen, als sei hier jemand durch den Schnee geschleift worden.
Verdammt.
Danny knipste die Lampe an. Er sah, dass die Haustür einen Spalt offen stand.
«Da war jemand drin», flüsterte er.
«Na dann steh hier nich dumm rum!» Gomer schnappte Danny die Taschenlampe weg, pflanzte den Fuß an die Haustür und stieß sie auf. «Lol! Lol, mein Junge! Bist du da?»
«Verflucht nochmal», murmelte Danny, und Gomer betrat polternd das Pfarrhaus. «Gomer?», rief er hinter ihm her.
«Verdammich», kam Gomers Stimme von drinnen. «O verdammich.»
«Was ist denn?»
«Das siehste dir besser selber an.»
Danny betrat die Eingangshalle. Er konnte rechts eine Tür ausmachen, dann eine Treppe und vor sich einen Flur. Gomer stand in dem Durchgang auf der rechten Seite. Über Gomers Schulter hinweg sah Danny im Licht der Taschenlampe eine große Küche mit einem alten Herd und einem langen, umgekippten Tisch, und das eine Tischbein war rot verschmiert, und dieses Rot sah nicht nach Ketchup aus.
«Das is Blut, Danny.»
«Seien Sie vorsichtig, Gomer.»
Die Tür am gegenüberliegenden Ende der Küche war nur angelehnt.
«Lol!», rief Gomer. «Bist du da, Junge?»
«Das sieht nicht gut aus, Gomer. Wir dürfen nichts berühren.»
«Ach, Quatsch.» Gomer durchquerte die Küche und zog mit dem Fuß die Tür auf.
Hinter der Tür lag ein kurzer Flur mit einem schweren, niedrigen Deckenbalken, einem kleinen Fenster auf der einen Seite und einer engen Treppe auf der anderen.
Und auf dem Boden lag ein Mensch.
Merrily erstarrte.
Es war eine Frau mit einem Neugeborenen anwesend, dessen Unschuld und Reinheit bei einem Exorzismus vermutlich als starke Unterstützung angesehen wurden.
So etwas wurde inzwischen natürlich keinesfalls mehr in Betracht gezogen. In den Regeln hieß es ausdrücklich:
Sorgen Sie dafür, dass weder Kinder noch Tiere in der Nähe sind.
«Man müsste also davon ausgehen», sagte Merrily zu Mrs. Pollen, «dass das Baby in dieser Geschichte getauft war, denn sonst wäre es nicht als Symbol der Reinheit angesehen worden. In der mittelalterlichen Kirche wurde die Taufe selbst als ein grundlegender Exorzismus angesehen. Ein Baby wurde so schnell wie möglich getauft, weil man glaubte, dass es vor der Taufe zum Opfer satanischer Mächte werden oder dass gar der Teufel selbst in das Kind fahren könnte.»
«So habe ich es auch verstanden, Mrs. Watkins. Man nahm an, dass ein Kind, das vor der Taufe starb, nicht in den Himmel kommen konnte. Bei der Taufe wurde mit Weihwasser ein Kreuz auf seine Stirn gezeichnet, und man umwickelte seinen Kopf mit einem weißen Tuch, in dem es begraben wurde, falls es starb. Und es starben damals sehr viele Säuglinge. Aber man ging davon aus, dass die unsterbliche Seele des Babys auf diese Weise gerettet war.»
Merrily nickte. Diese Frau hatte ihre Hausaufgaben gemacht.
«Also», sagte Mrs. Pollen, «ich weiß nicht, welchen Bericht Sie über den Vaughan-Exorzismus gelesen haben, aber in dem, der in Mrs. Leathers Buch steht, wird
nicht
gesagt, dass das Baby getauft war.»
«Nein», bestätigte Merrily. «Allerdings ...»
«Und ich bin sicher, dass Hattie Chancery auch nicht getauft war, als ihre Mutter sie zu dem Exorzismus brachte.»
«Oh.» Merrily sank auf ihren Stuhl. Sie hatte das Offensichtlichste übersehen.
«Das gibt’s doch nicht!» Ben Foleys Stuhl knirschte, als er sich überrascht umdrehte. «Sie sagen, das Baby war
Hattie
? Wie glaubwürdig ist das, Beth?»
«Nun, es ist nirgendwo aufgeschrieben, soweit ich weiß», sagte Mrs. Pollen. «Die Dienstboten von damals haben es erzählt. Wir haben vier Kinder beziehungsweise Enkelkinder ehemaliger Angestellter von Stanner Hall gefunden, die an der Zeremonie teilgenommen hatten. Drei von ihnen kannten die Geschichte, und zwei haben sogar gesagt, ihre Eltern wären
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