Die Nacht Der Jaegerin
Sache, das Herrenhaus zu übernehmen, das dein Architekt gebaut hat ... aber im Herrenhaus des Geliebten deiner Frau mit seinem Kind zusammenzuleben, ist etwas
ganz anderes.
»
«Und vielleicht ist es nicht wahr», sagte Beth Pollen ziemlich verzweifelt.
«Aber sie war eine ernsthafte Anhängerin der neuen Mode des Spiritismus.» Merrily atmete tief ein. «Ich glaube, als sie von dem Baby las, ist ihr die Idee gekommen, dass sie das Kind, Hattie, auf eine gewisse Art mit seinem Erbe bekannt machen sollte. Und mit seinem Vater. Das Medium ...»
«Hätte das Medium sie nicht verraten, Mrs. Watkins? Wenn Hatties Vater durch Erasmus Cookson gesprochen hätte?»
«Nein.»
Jane war aufgesprungen. «Weil Cookson aus London kam. Bella hatte ihn hierhergebracht. Das Medium musste ein Freund von ihr sein, jemand, dem sie vertrauen konnte, der nichts verraten würde.»
«Aber die Geistlichen ...»
«Reine Schönfärberei, vermute ich», sagte Merrily. «Bella trauerte, durfte es aber nicht zeigen, und sie sehnte sich verzweifelt nach irgendeinem Kontakt zu ihrem Geliebten. Angenommen, sie hatte irgendwann überlegt, ob sie Walter für Rhys verlassen sollte. Vielleicht hatte er ihr gesagt, wenn das Haus erst einmal fertig wäre ... Ich weiß auch nicht. Wir können es nicht wissen.» Sie sah zu Alistair Hardy hinüber. «Und ich habe keine Ahnung, was Conan Doyle damit zu tun haben soll.»
Beth Pollen seufzte. «Jetzt können wir ebenso gut versuchen, die Geschichte zu Ende zu erzählen. Meine Nachforschungen legen nahe, dass es Walter war, der Conan Doyle eingeladen hatte. Ich glaube, es kann sehr gut stimmen, dass ein prinzipienstrenger Mann wie Doyle entsetzt gewesen wäre, ein Baby bei einer solchen Versammlung vorzufinden. Und ich glaube, dass er – nach allem, was man von seinem Charakter weiß – keine Ruhe gegeben hätte, bis er wusste, was hinter dieser Sache steckte. Vielleicht hat ihn Bella gebeten, Stillschweigen zu bewahren, und so ...»
«Deshalb hat er den
Hund
nach Devon verlegt?», sagte Jane.
«Das ist unmöglich zu sagen, nicht wahr? Es könnte auch an etwas richtig Schockierendem gelegen haben, das während der Séance passiert ist.»
«Hat das Baby vielleicht angefangen, auf walisisch zu quaken?» Jane lächelte boshaft.
«Ich glaube, wir haben alle gehofft, dass wir an diesem Wochenende Klarheit finden», sagte Beth.
Alistair Hardy saß sehr aufrecht und mit verschränkten Armen auf seinem Stuhl. «Sie haben mir von alldem nichts gesagt, Beth.»
«Nein», sagte Beth beinahe feindselig, und Merrily vermutete, dass sie ihn hatte testen wollen. Dass Beths spiritistische Überzeugungen nicht so bedingungslos waren, wie ihre Vereinsfreunde von der
White Company
geglaubt hatten. Dass Alistair Hardy ihr möglicherweise Botschaften ihres Ehemannes übermittelt hatte, die sie gern glauben
wollte
, und doch ... Beth Pollen zweifelte an Alistair Hardys Fähigkeiten als Medium.
«Das ist alles, was ich weiß. Mehr kann ich dazu nicht beitragen», sagte Merrily.
Beth Pollen sagte: «Vielleicht ist es das Beste, wenn wir es dabei lassen.»
«Wollen Sie das wirklich?»
«Nein. Das können wir nicht, oder? Hinter der Tür dort sitzt eine Frau, die entweder ein durch und durch böser Mensch ist, oder ein Mensch, dem das Böse ... weitergegeben wurde. Wir können nichts mehr an dem ändern, was ihr geschehen ist, aber wir können
versuchen
, es hier zu beenden.»
Merrily nickte.
«Hattie war nicht getauft», sagte Beth. «Ich bin sicher, dass es dafür irgendeine psychologische Terminologie gibt, mit der jedermann leben kann, aber wir rückständigen Leute vom Land würden einfach sagen, dass sie in dieser Nacht den Fluch der Vaughans empfangen hat.»
Merrily warf einen Blick auf Jeremy Berrows.
«Warum stellen wir nicht fest, was Arthur Conan Doyle dazu zu sagen hatte? Was steht in dem Fluch der Baskervilles? Wer hat dem Bösen Zugang zu Baskerville Hall verschafft?»
«Hugo», sagte Jane. «Ein zügelloser, ruchloser und gottloser Mann aus der Zeit des Bürgerkriegs im siebzehnten Jahrhundert. Hugo sagt, dass er,
‹wenn er nur heute Nacht noch das Mädchen sein Eigen nennen könne, er Leib und Seele dem Bösen verschreiben wolle›.
Da gibt es eigentlich keine Übereinstimmungen, Beth.»
«Ja. Die deutlichste Parallele scheint mir zu Ellen Gethin zu bestehen. Ich habe mich oft gefragt, ob Ellen den Mächten des Bösen ihre Seele versprochen hat, wenn sie die Gelegenheit – und die
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