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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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seufzte.
    «Ich meine, soweit ich es beurteilen kann, weiß niemand
genau
, ob er ein direkter Abkömmling der Vaughans von Hergest war, aber
er selbst
war ganz sicher davon überzeugt», sagte Merrily.
    «Nun, er war ein walisisch sprechender Waliser, und die Vaughans waren eine bedeutende Familie. Sie stammten von den Prinzen von Brecknock ab, die sich sehr um das walisische Erbe verdient gemacht haben ... im Mittelalter wurde in ganz Kington walisisch gesprochen. Also muss es Rhys Vaughan sehr wichtig erschienen sein, das Haus an einer herausgehobenen Stelle und so nahe wie möglich bei Hergest zu bauen. Zuvor hatte er versucht, Hergest Court zu kaufen, und als ihm das nicht gelang, war er entschlossen, etwas ebenso Beeindruckendes zu bauen, wie es Hergest Court einst gewesen war.»
    «Und wo wäre es besser gewesen als in den berühmten Stanner Rocks.»
    «Die Stanner Rocks waren damals noch nicht berühmt, Mrs. Watkins. Die seltenen Pflanzen wurden erst vor kurzem entdeckt. Dennoch war es eine sehr eindrucksvolle Stelle für ein Herrenhaus, und es gelang ihm außerdem, recht viel Land dazuzukaufen. Land war damals nicht übermäßig teuer. Das Ganze zog sich lange hin, weil ihm öfter das Geld ausging und er zurück in die Midlands musste, um Fabrikgebäude für Auftraggeber wie Walter Chancery zu entwerfen.»
    «Das hat Ihren Mann bestimmt interessiert, wo er doch für die Verwaltung von Powys gearbeitet hat.»
    «Das große walisische Herrenhaus, das es niemals gegeben hat, ja. Rhys war ein höchst romantischer Charakter. Und ein großer Patriot. Ganz offensichtlich gefiel ihm die Vorstellung sehr gut, von seinem Besitz aus die Grenze zu kontrollieren, so wie es nach seiner Überzeugung auch seine Vorfahren getan hatten.»
    «Und dadurch, dass er für Walter arbeitete», sagte Merrily, «hatte er oft mit der sehr viel jüngeren Mrs. ... Chancery zu tun.»
    «Ach du meine Güte», sagte Mrs. Pollen. «Das sind alles bloß Gerüchte. Mein Mann lehnte all diesen Klatsch und Tratsch absolut ab und ...»
    «Es war damals aber ein bisschen mehr als das, nicht wahr? Hattie Chancery sah Walter, nach allem, was ich gehört habe, kein bisschen ähnlich, und der einzige Mensch, der das nicht bemerkte, war Walter selbst.»
    «Verdammt nochmal!»
, flüsterte Jane vor sich hin.
    «Es wird erzählt, dass das mehr war als nur ein bedeutungsloser Flirt. Bella hatte sich ernsthaft in Rhys verliebt, und als er umkam, litt sie schrecklich. Walter hat das vermutlich ihrer Schwangerschaft zugeschrieben.»
    «Mom, wo
zum Teufel
hast du das alles her?»
    Merrily sah Jane mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
Sie sind alle Vaughans
, hatte Jeremy gesagt. Hattie und Paula und Margery und Sebbie und Brigid. Alle Vaughans, und alle schleppten das Erbe der Vaughans mit sich herum.
    «Bella war also schwanger mit Rhys’ Kind und wild entschlossen, die Vision ihres Geliebten wahr werden zu lassen, und so setzte sie Walter unter Druck, damit er ein Gebot für das halbfertige Wahnsinnsprojekt abgab.»
    «Es war
beinahe ganz
fertig», sagte Beth Pollen. «Bella musste nur noch einen ihrer Inneneinrichterfreunde aus London mitbringen. Das alles hat Walter so viel gekostet, dass er schließlich sogar eine seiner Firmen verkaufen musste, um die Rechnungen bezahlen zu können. Dieses Haus scheint wirklich niemandem Glück zu bringen.»
    Merrily sah zu Amber Foley hinüber, die so unbeweglich wie eine Kleiderpuppe dasaß, das Gesicht ein einziger Ausdruck der Bestürzung.
    «Was uns wieder zu der Séance zurückbringt», sagte Merrily. «Ich nenne es Séance, weil ich glaube, dass diese vermeintliche Black-Vaughan-Exorzismus-Geschichte nur vorgeschützt wurde ... womöglich zu Walters Beruhigung. War es so ungefähr?»
    «Das sind alles nur Vermutungen, oder?», sagte Beth Pollen.
    «Ist es in Ordnung, wenn ich weitermache?»
    Beth Pollen breitete die Hände aus. Natürlich ... das war der Teil der Geschichte, mit dem sie sich identifizierte, als Frau, die ihren innig geliebten Mann, ihren Seelenfreund verloren hatte.
    «Wenn wir davon ausgehen, dass Bella die Vaughan-Legende gelesen hatte, was wäre ihr dann wohl am meisten aufgefallen?»
    «Das Baby», flüsterte Jane.
    «Und nun hatte sie selbst eines. Eine kleine Vaughan. Eine echte Erbin für all das – für die ganze lange Tradition. Ein winziger Abkömmling der Prinzen von Brecknock. Doch sie durfte es
niemals
bekennen. Ich weiß nicht viel über Walter Chancery, aber es ist eine

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