Die Nacht Der Jaegerin
war ... Kapierste?»
Lol lächelte schwach und schüttelte den Kopf.
«Jetz hör aber auf, Mensch! Un guck mich nich so an, Junge! Da sin heutzutage clevere Kerle bei der Polizei – ham studiert un alles. Wenn du heutzutage ’nen Einbrecher ins Haus kriegst, musste ihm noch’n Tee kochen un ’n Taxi für ihn bestelln, damit se dich nich für irgendwas drankriegen. Also: lieber ’n Schisser auf freiem Fuß als ’n Held hinter Gittern.»
«Ganz besonders, wenn du bei der Tat ein Gomer-Parry-Sweatshirt getragen hast», sagte Danny.
Dann registrierte er im Kerzenlicht, wie Lols Hand zitterte, als er die Katze streicheln wollte.
«Scheißsituation, in der du da warst», sagte Danny. «Und dann noch auf die Polizei warten müssen, während er dahinten liegt.»
«Schätze, ich hätt sein Gesicht auch zugedeckt», räumte Gomer ein. «Der muss ja ne Kerbe im Kopf ham, die du als Fahrradständer benutzen kannst.»
Darüber lachte Lol so sehr, dass er sich am Schreibtisch festhalten musste.
Es war aber kein normales Lachen, und Danny glaubte irgendwie nicht, dass die Kerbe im Kopf der Grund dafür war, dass Lol Dexters Gesicht abgedeckt hatte.
Es war das Richtige. Die wichtigste Regel, die sie bei dem Exorzistenkurs gelernt hatte, war: Man geht niemals, ohne etwas getan zu haben.
Nach einer halben Stunde begann die Öllampe zu blaken, weil kaum noch Öl darin war. Die Teilnehmerliste für Hatties Seelenamt bestand zurzeit aus: Beth Pollen, Jeremy Berrows, Jane – die Heidin Jane –, Amber und Ben Foley und möglicherweise Francis Bliss.
Sie brauchte noch einen oder zwei Teilnehmer, und zwar solche, die zur Kommunion gingen, wenn die Messe einen Sinn haben sollte.
Zunächst unterstützte sie Bliss sehr. Er stellte einen Land Rover samt Fahrer zur Verfügung, damit Beth Pollen zur Kirche St. Mary fahren und Hostien holen konnte – natürlich war der Pfarrer von Kington nicht da, wenn man ihn mal brauchte, also mussten sie den Kirchendiener stören.
Aber irgendwann hatte Bliss’ Kooperationsbereitschaft ein Ende.
«Merrily, sind Sie denn
von allen guten Geistern verlassen
?»
«Nein, ich meine es ernst. Es ist wichtig.»
«Gott ist mein Zeuge, ich habe schon oft genug meinen Kopf für Sie hingehalten, und ich würde es auch wieder tun. Und Sie haben sich für mich eingesetzt.
Aber es gibt Grenzen.
Nicht bei dem bestens bekannten Atheismus der Schneekönigin und diesem Kerl mit seiner Kamera in der Nähe.»
«Er wird nicht dabei sein, Frannie. Und Annie Howe auch nicht. Und falls das Geld doch stärker lockt und Ben Foley uns rauswirft, dann halte ich diesen Gottesdienst eben auf einer Lichtung im Wald ab.»
«Dann kann ich sie ja an einem Baum festbinden, was?»
«Verdammt, Frannie, ich glaube, sie durfte sogar zur Beerdigung ihrer Großmutter aus dem Gefängnis.»
«Merrily.» Bliss stand mit dem Rücken zur Tür des Salons, als wollte sie gegen seinen Willen hineinstürmen.
«Nein.»
In diesem Moment kam Mumford, um zu sagen, dass es an der Rezeption einen Anruf für sie gab.
Es war beinahe Viertel nach fünf, als Jane ihre Mom vorfand, wie sie bei Kerzenlicht in Bens Büro unter dem Bild von Holmes schnödester Tat saß. Sie sah echt fertig aus. Die Krähenfüße wirkten viel tiefer als sonst, und sie trommelte mit den Fingern auf der Schreibtischplatte herum.
«Mom, warum gehst du nicht rauf und legst dich ein bisschen hin?»
«Es geht schon. Ich muss ein bisschen ... meditieren.»
«Das wird nicht einfach, sogar ich merke das. Sie glaubt immer noch, sie wäre hier die Besitzerin. Sie wird nicht gehen wollen.»
«Entschuldige, vom wem redest du?»
«Mensch! Von Hattie Chancery natürlich!»
«Oh.» Mom lächelte merkwürdig. Müde. Halb abwesend.
«Wer hat dich angerufen?»
«Lol.»
«Er ist deinetwegen die ganze Nacht aufgeblieben? Weißt du überhaupt, was für einen tollen Typen du da hast?»
«So langsam dämmert es mir, Spatz.»
«Was wollte er? Geht’s ihm gut?»
«In gewisser Hinsicht schon.»
«Du wirst es mir nicht erzählen, oder?»
«Jetzt nicht. Aber ich werde es dir erzählen. Ich erzähle dir alles. Hab ein bisschen Geduld mit mir, Spatz.»
Jane fühlte sich ausgeschlossen, sie war beunruhigt, unsicher. «Es gibt doch keine Probleme zwischen dir und Lol, oder?»
«Absolut keine», sagte Mom. «Kannst du mir ein paar Minuten zum Nachdenken lassen?»
Jane ging hinaus, wanderte in der Eingangshalle herum und stellte sich einige Minuten später wieder
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