Die Nacht Der Jaegerin

schließlich hinkniete, war es, als würde sie von Händen niedergedrückt. Merrily registrierte, dass Brigid Parsons scharf die Luft einzog und Jeremy Berrows seinen Blick unbewegt auf Clancy ruhen ließ.
    Merrily hielt sich an das Gefühl der Sicherheit, das von ihrem Magen aufstieg, als sie auf Clancy und die kaum wahrnehmbare Gestalt einer Frau hinter ihr zuging, die dunkle, unauffällige Kleidung trug, vielleicht ein zweiteiliges Kostüm, lockiges Haar hatte und Augen wie weiße Murmeln.
    Sie zog den Stöpsel aus der Karaffe. Lange Sekunden vergingen. «Widersagst du ... dem Bösen und jeder Empörung gegen Gott?»
    Nichts.
    «Sag: ‹Ich widersage.›»
    Sag es, verd...
    Clancy wirkte verwirrt. Ihr Gesicht sah in dem roten Licht, das durch das Buntglasfenster fiel, erhitzt und rosig aus.
    «Clancy, sag:
‹Ich widersage ihnen.›
Sag es, wenn ... wenn du willst.»
    Clancy schaukelte leicht vor und zurück, und die Worte kamen stockend aus ihrem Mund.
    «Widersagst du den Verlockungen des Bösen? Sag: ‹Ich ...›»
    «Ich ...
widersage.
»
    Die kalte Sonne hing in dem roten Feld des Buntglasfensters wie eine Blutblase. Als Merrily schließlich das Kreuz auf Clancys Stirn zeichnete, erwartete sie beinahe, das Weihwasser würde anfangen zu kochen und zu zischen. Aber das passierte nicht.
    Antiklimax. Alles ganz normal.
    Das war immer das Beste.
     
    Als sie nach der Taufe die Utensilien wegräumte, fühlte sich Merrily schwach, aber sie spürte immer noch ein an- und abschwellendes Kribbeln an ihrer Wirbelsäule, als würde eine Spannung nach Ausgleich suchen.
    Jane kam, um ihr zu helfen. Und irgendwann drückte sie Merrily – unglaublich – sogar die Hand.
    «Hey ... nicht schlecht.»
    «Hm ... danke. Nur war es nicht ...»
    «Ja, ich weiß. Es hat nicht an dir gelegen. Trotzdem hättest du es leicht versauen können. Mom ...» Jane begann die Tischdecken mit den Weinflecken zusammenzufalten. «Ist das ... ich meine ... war’s das jetzt?»
    «Bestimmt nicht. Ich komme bestimmt noch ein paar Mal wieder. Könntest du ... könntest du die Decken liegen lassen, Spatz? Nenn mich ruhig abergläubisch ...»
    «Oh ... in Ordnung.»
    Clancy stand mit Brigid und Jeremy am anderen Ende des Raumes, Bliss und Alma hielten sich ein paar Schritte entfernt, um ihnen ein bisschen Privatheit zu gönnen.
    Merrily schüttelte den Kopf, als sich der alte Radiator hinter ihr geräuschvoll anschaltete und mit seinem Gebläse ein bisschen Wärme nach Stanner Hall zurückbrachte.
     
    «Was ist mit Ihren Handgelenken passiert?», sagte Merrily, als sie neben Brigid in die Empfangshalle hinausging, während sich Bliss vor und Alma hinter ihnen hielt.
    Brigid sagte nichts.
    «Das ist in den Stanner Rocks passiert, oder? Gestern Abend.»
    Brigid zuckte mit den Schultern und begann zu zittern. Sie war sehr blass, so blass, dass man meinte, sie würde gleich in Ohnmacht fallen. Sie gingen zur Rezeption, an der Mumford stand, das Gesicht grau vor Bartstoppeln und Schlafmangel. In dem schwachen Licht sah die Empfangshalle genauso trübselig aus wie der Warteraum in einem heruntergekommenen Krankenhaus.
    «Brigid», sagte Merrily. «Erzählen Sie mir ...»
    «Na gut, es ist in den Felsen passiert.» Brigid wandte sich Merrily im Gehen zu. «Hören Sie, ich wollte noch sagen ... wissen Sie ... Danke. Ich weiß nicht, was Sie getan haben, aber vielleicht ist irgendetwas passiert. Sogar ich glaube das. Und ich bin nicht leicht zu beeindrucken. Schon lange nicht mehr.»
    «Wahrscheinlich ist wirklich etwas passiert», sagte Merrily.
    «Und ich wollte fragen, ob Sie manchmal ein bisschen nach ... Jeremy sehen können, weil er ...»
    «Ich weiß.»
    «Es hätte klappen können mit uns. Wir waren so nah dran.»
    «Das glaube ich auch.»
    Das Telefon an der Rezeption klingelte. Mumford nahm ab.
    «Ich wünschte, ich hätte es früher gewusst», sagte Merrily. «Ich wünschte, irgendwer hätte mir etwas gesagt.»
    Sie sah zu Jeremy hinüber, der in den letzten paar Stunden vermutlich mehr gesagt hatte, als in seinem ganzen bisherigen Erwachsenenleben.
    «Und Clancy ...», sagte Brigid.
    «Machen Sie sich keine Sorgen.»
    Mumford sagte zu Bliss: «Das ist DCI Annie Howe, Chef.»
    «Sagen Sie ihr, wir hätten gehört, die Schneepflüge wären durchgekommen, und wir wären unterwegs.»
    «Chef ...»
    «Sagen Sie ihr, wir wären schon weg.»
    Merrily sagte zu Brigid: «Diese Handgelenksverletzungen – ich habe sie auf Largos