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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Roman hier geschrieben hat?»
    Amber schüttelte den Kopf. «Nichts Eindeutiges. Die Geschichte nutzt als Aufhänger die Legende von einem Geisterhund, der für die Familie Baskerville ein Todesbote ist. Es gab hier in der Gegend tatsächlich eine Familie Baskerville. Alteingesessen, vermögend ... Sie hatten ein Schloss oder so in Eardisley, ungefähr zehn Kilometer von hier. Außerdem gibt es einen Pub namens
Baskerville Arms
in Clyro, und das liegt direkt auf der anderen Seite von Brilley Mountain.»
    «Und hatten sie einen Geisterhund?»
    «Nein, aber zur Vaughan-Sippe gehörte einer. Sie lebten auf Hergest Court, was sogar nur zwei Kilometer von hier auf der anderen Talseite liegt. Es gab also einen Geisterhund, und wenn er gesehen wurde, kündete das den Tod eines Vaughans an. Und er wurde gesehen. Sagen die Leute. Lange Zeit.»
    «Bis heute?»
    Amber zuckte mit den Schultern. «Die Vaughans sind inzwischen ausgestorben. Jedenfalls war Conan Doyle offenbar entweder mit den Baskervilles oder den Vaughans verwandt – ich erinnere mich nicht genau –, und man nimmt an, dass er in diesem Haus gewohnt hat, als er die Hintergründe der Geschichte zusammentrug. Oder dass er die Geschichte erzählt bekam, während er hier war. Irgendwas in der Art.»
    Jane war beeindruckt. Wenn das stimmte, waren Bens sämtliche Anstrengungen mehr als gerechtfertigt. «Aber warum hätte Conan Doyle die Geschichte nach Devon verlegen sollen?»
    «Das weiß man nicht», sagte Amber. «Wie Kennedy in seinem Brief betont, lehnen viele Holmes-Jünger die Theorie ab, dass die Geschichte ihren Ursprung an der walisischen Grenze hat, und zwar, weil es auch in Devon eine Legende gibt, die passen könnte. Vielleicht hat Doyle der Name Baskerville so gut gefallen, dass er ihn benutzen wollte, und um die Familie Baskerville nicht hineinzuziehen, hat er den Roman in eine Gegend verlegt, in der es keine Baskervilles gab.»
    Jane dachte an die Steinhunde auf den Torpfosten. «Haben die Baskervilles irgendetwas mit diesem Haus hier zu tun?»
    «Nicht, dass wir wüssten. Stanner Hall wurde von einer Familie Chancery erbaut. Das Haus war noch recht neu, als das Buch 1902 herauskam. Aber es wurde ja so gebaut, dass es historisch aussah, also hat es Conan Doyle vielleicht für seine Beschreibung von Baskerville Hall inspiriert. Stanner Hall gleicht der Beschreibung von Baskerville Hall im Roman jedenfalls viel mehr als Hergest Court. Das ist heute einfach nur ein großes Bauernhaus.»
    «Meine Liebe, so arbeiten Schriftsteller eben», sagte Natalie. «Sie nehmen ein bisschen hiervon und ein bisschen davon und vermischen alles so, dass keine eindeutigen Rückschlüsse mehr möglich sind.»
    Jane fiel etwas anderes ein. «Eine Frau wollte bei dem Krimiwochenende mit Ben über den Roman sprechen. Aber er meinte, er wolle sich das Thema aufheben.»
    «Natürlich wollte er das», sagte Amber. «Er wollte es für die Jahreskonferenz der
Baker Street League
aufheben. Aber er hat sich ja auch nicht vorbereitet. Ben recherchiert nie ordentlich, wenn er eine Idee hat. Er wusste nicht mal, dass Kennedy die Herefordshire-Theorie in seinen neuesten Büchern rundweg abgelehnt hat.» An Jane gewandt ergänzte sie: «Wegen dieses Romans fahren viele Touristen nach Dartmoor. Und es ist genau wie bei König Artus in Cornwall – die Leute aus Dartmoor wollen nicht teilen.»
    «Und jetzt?», sagte Jane.
    Amber zuckte mit den Schultern. «Ben versucht weiter, Antony zu erreichen, weil er mehr Zeit zum Nachdenken haben will. Ben gibt nicht auf. Das kann er überhaupt nicht. Wir haben nicht mehr viel Geld, und wenn wir jetzt verkaufen, machen wir einen Riesenverlust.»
    «Wer ist Antony?»
    «Hm?» Amber schloss die Augen, öffnete sie wieder und schüttelte den Kopf. «Tut mir leid, Jane. Ich dachte, du wüsstest, wer Antony Largo ist. Einer von Bens alten Freunden aus Fernsehzeiten. Freier Produzent, macht Dokumentarfilme. Zurzeit dreht er eine Aussteigerserie über Leute, die im mittleren Alter nochmal was ganz Neues anfangen. Er wollte Ben dafür haben, aber Ben hat gesagt, das kann er vergessen.
Erstens
, weil Ben nicht findet, dass er schon im mittleren Alter ist, und
zweitens
, weil Ben immer irgendwo am Anfang steht.»
    Jane lächelte. Gerade das gefiel ihr an Ben so gut.
    «Aber der Vorschlag hat ihn zum Nachdenken gebracht», sagte Amber. «Und dann hat er Antony erzählt, dass er sich ein Stück vom Sherlock-Holmes-Touristenkuchen abschneiden will, und

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