Die Nacht Der Jaegerin
Zimmer im Hexenhut-Turm bekommen hatte. Okay, es war groß, sehr schlecht geheizt und noch schlechter eingerichtet, aber es war ... es war eben einfach
das Zimmer im Hexenhut-Turm.
Ben schaltete das Licht an. Das Zimmer war mit einer dunklen rotbraun gemusterten Velourstapete ausgestattet, und mit nicht einmal der Hälfte des Mobiliars, das nötig gewesen wäre, um einen so großen Raum einigermaßen gemütlich wirken zu lassen: einem Bettsofa, einem Holzstuhl, der als Nachttisch diente, und einem Mahagonischrank mit einem gesprungenen Spiegel.
Vom Fenster aus hatte man allerdings eine überwältigende Aussicht über den Hergest Ridge hinweg nach Wales. Ben stand mitten im Raum und rieb sich die Hände.
«Du hast es nicht ausgehalten, oder, Jane?»
«Wie bitte?»
«Du wolltest hier raus.»
«Na ja, wissen Sie ... sehen Sie sich doch mal um. Das hier ist zum Schlafen ... einfach viel zu groß.»
«Und das ist alles?»
«Alles?»
«Es gibt keinen anderen Grund?»
«Wieso? Sollte ich denn noch einen anderen Grund haben?» Von wegen – sie würde überhaupt nichts verraten; stattdessen würde sie
ihn
dazu bringen, es zu sagen.
Ben wippte mit verschränkten Armen leicht vor und zurück. «Also hast du hier völlig ungestört geschlafen?»
«Tun das die Leute denn normalerweise nicht?»
«Einer unserer Bauarbeiter hat bei der Renovierung hier drin geschlafen, und er hat sich geweigert, eine zweite Nacht in diesem Zimmer zu verbringen.»
«Ach ja?»
«Er hat gedacht, hier geht ein Geist um.»
«Was ist denn passiert?»
«Oh ... er hat Geräusche gehört. Atmen. Und er sagte, dass er im Gegenlicht den Umriss einer Frau im Fenster gesehen hat. Am nächsten Morgen hatte er ziemlich schlechte Laune. Er meinte, wir hätten ihn auf den Arm genommen.»
Jane zwang sich zu einem Lächeln. «Und haben Sie
mich
auch auf den Arm genommen?»
«Ich dachte ... na ja, du interessierst dich doch für solche Sachen, oder? Für merkwürdige Erscheinungen.»
«Soso. Geister sind ... normalerweise sind sie nichts weiter als
Abdrücke.
Ein emotionaler Widerhall, der sich in der Atmosphäre verfangen hat. Nichts, weswegen man sich Sorgen machen müsste.» Sie war wütend. «Sie hätten mir wenigstens sagen können ...»
«Dann hättest du doch mit irgendetwas gerechnet. So hätte es keinen Zweck gehabt. Es würde dir also nichts ausmachen, wieder hier zu übernachten?»
«Wissen Sie, meine Mutter ...»
Er hob eine Augenbraue. Wusste er Bescheid?
«Meine Mutter ist Pfarrerin. Da stören einen solche ... Erscheinungen nicht.»
«Aha», sagte Ben.
Das war nah dran gewesen. Jane wollte nicht, dass ihre Mom irgendetwas mit Stanner Hall zu tun hatte. Das hier war
ihr
Ding.
«Und jetzt wollen Sie diesen Typen hier übernachten lassen.»
«Antony Largo. Tja, der hält sich auch für unheimlich cool.»
«Ich halte mich nicht für unheimlich cool!», sagte Jane giftig und drehte sich weg, um das Bett zu richten.
Ben ging lächelnd hinaus.
Jane schüttelte das Bett auf und dachte daran, wie sie das erste Mal in dieses Zimmer gekommen war, um ihre Sachen abzustellen, und anschließend nach unten zum Essen gegangen war. Als sie wieder zurückgekommen war, hatte sie festgestellt, dass die Bettdecke grob weggerissen worden war, als hätte jemand angefangen, das Bett zu machen, und mittendrin alles liegen lassen.
Das war vielleicht Ben gewesen, oder? Um sie zu irritieren.
Oder es war doch nur ein Abdruck gewesen. Ein emotionaler Widerhall, der sich in der Atmosphäre verfangen hatte.
Jane strich die Bettdecke glatt und hielt sich nicht unnötig lange in dem Zimmer auf.
5 Alkoholproblem
Sie hatten das Bett umgestellt, sodass sie durch das Fenster die Lichter der Malvern Hills sehen konnten. Von dieser Position aus wirkte es im Dunkeln, als schwebten die Lichter wie große Sterne am Himmel.
Lol sagte nachdenklich: «Bedeutet das, dass du eine eigene Sekte gründest?»
Merrily setzte sich auf.
«An sämtlichen Straßen Richtung Ledwardine alles voller Stöcke und Krücken, weggeworfen von all den Geheilten», fuhr er fort.
«Das findest du wohl lustig.»
Und dann musste sie selbst unbändig lachen. Wahrscheinlich, um die Spannung abzubauen. Ein heilendes Lachen.
O Gott.
Vor etwa zwei Stunden hatte sie Ethel, der Katze, etwas zu fressen hingestellt und war zu Lol in den alten Kornspeicher auf dem Gelände von Prof Levins Tonstudio gefahren. Der Kornspeicher hatte zwei Stockwerke und eine Außentreppe. Lols
Weitere Kostenlose Bücher