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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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inzwischen hat er ihn schon halb zu einem Dokumentarfilm über Doyles hiesige Inspirationsquellen überredet. So eine Fernsehdokumentation wäre eine tolle Werbung für uns.»
    «Außerdem», sagte Nat, «hätte das Filmteam irgendwo wohnen müssen.»
    Amber sah sie zweifelnd an. «Fernsehteams sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Manchmal kommt nur noch ein einziger Typ mit einer Handycam. Außerdem hätten sie sowieso hauptsächlich während der Konferenz der
Baker Street League
gedreht, und da wären wir ausgebucht gewesen. Aber jetzt ... wird aus alledem ja nichts. Wir sind am Ende.»
    Natalie ging zu Amber und legte ihr den Arm um die Schultern. Die große, erfahrene Schwester. «Noch können wir ja was machen. Es ist noch nicht vorbei.»
    «Wir brauchen mehr Zeit, und wir haben keine. Antony hat sich für heute Abend angemeldet. Ben kann ihn auf dem Handy nicht erreichen. Er könnte jederzeit auftauchen. Man muss sich hier bloß mal genauer umsehen, es ist beinahe so schäbig wie früher im Armenhaus.»
    «Nein, es ist cool hier, wirklich», sagte Jane.
    «Cool! Es ist eiskalt, Jane. Ben weigert sich sogar, sich um diesen feuchten Fleck an der Wand unter der Treppe zu kümmern. Anscheinend denkt er, Rohrbrüche würden sich auf irgendeine geheimnisvolle Art von selbst reparieren. Das ist der vierte Rohrbruch seit August. Soll das etwa ein gutes Zeichen sein?»
    Jane sah durchs Fenster zu einem der Grate der Stanner Rocks. Es war eine bewiesene wissenschaftliche Tatsache, dass die Stanner Rocks seltsam waren, und zwar wegen einer föhnartigen warmen Luftströmung, die dort ein besonderes Mikroklima entstehen ließ, wegen der verhältnismäßig dunklen Farbe der Felsen, die ein besserer Wärmespeicher waren als die Umgebung, und wegen der dünnen Erdschicht, auf der Pflanzen wuchsen, die nirgendwo sonst in England zu finden waren. Jane spürte, dass dieses Felsmassiv in alten Zeiten ein heiliger Ort gewesen war, wie eine düstere Miniaturausgabe des Ayers Rock in Australien.
    «Wirklich, solange man nicht in so einem Gemäuer lebt, hat man keine Ahnung von Wasserrohren», jammerte Amber. «Hier liegen Kilometer von Rohren ...
Kilometer

     
    Als Ben in der Küche auftauchte, schien er sich gefasst zu haben, beinahe wirkte es so, als würde er den Widerstand genießen, der ihm entgegengesetzt wurde.
    «Ich schlage vor, dass wir Antony das Turmzimmer geben.»
    «Konntest du ihm nicht sagen, dass er nicht kommen soll?», fragte Amber genervt.
    «Ich habe ihn einfach nicht erreicht. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr kommt es mir so vor, als bräuchten wir diese blöde
Baker Street League
überhaupt nicht. Was wir vorzuweisen haben, ist stark genug.»
    «Oje», sagte Amber.
    «Macht es dir etwas aus, für ein paar Nächte wieder in dein altes Zimmer zu ziehen, Jane?»
    «Das hat sie schon getan», sagte Amber. «Warum willst du Antony Largo im Turmzimmer einquartieren?»
    «Mehr Atmosphäre.» Ben lächelte Jane an. «Findest du nicht auch?»
    Jane errötete leicht, und Ben sagte grinsend: «Kannst du eben mal raufgehen, lüften und das Bett aufschütteln, Jane?»
    «Klar.»
    Klar ... rauf in die Eingangshalle, dann die herrschaftliche Treppe hoch ... und wenn man im ersten Stock war, rechts herum durch die Brandschutztüren in den schlecht beleuchteten Westflur. Es war kein Wunder, dass die Foleys in diesem Teil des Hauses die Angestellten untergebracht hatten, obwohl dort die besten Zimmer waren. An den Wänden klebten Raufasertapeten, vermutlich um die Feuchtigkeit zu verstecken, es war eng und staubig, und durch ein hohes, schmales Fenster am Ende des Ganges schimmerte schwaches Licht. In diesen Teil des Hauses musste noch viel Geld gesteckt werden. Die Foleys hatten vermutlich geglaubt, ihre Mittel würden dafür ausreichen, doch nun war schon der größte Teil ihres Geldes in den Versuch geflossen, die Feuchtigkeit draußen und die Wärme drinnen zu halten.
    «Jane!» Die Doppelflügel der Brandschutztür wurden aufgestoßen. Es war Ben. «Ich habe vergessen, dir den Schlüssel zu geben.»
    Er ging vor ihr den Flur entlang, bis beinahe zum Ende, und schloss die letzte Tür auf der rechten Seite auf. Jane war richtig froh, dass Ben da war. Dumm, oder?
    Hinter der Tür befand sich eine Treppe, die in den eigentlichen Turm hinauf und dort zu einer weiteren Tür führte. Als Jane angefangen hatte, in Stanner Hall zu arbeiten, war sie richtig stolz und aufgeregt gewesen, weil sie das

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