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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Clancy Craven trotz ihrer teuren österreichischen Skijacke unheimlich fror.
    Jane senkte die Kamera. «Man kann beinahe den Hund jaulen hören, was, Clancy?» Sie warf den Kopf zurück und jaulte den Mond an. Das Geheul war erstaunlich klangvoll und wurde von den Mauern Stanner Halls zurückgeworfen.
    «Nicht», sagte Clancy.
    Sie hatte die Schultern hochgezogen und die Hände tief in die Jackentaschen vergraben. Obwohl Clancy jünger war als Jane, war sie ein gutes Stück größer. Zurzeit wirkte Clancy eher knochig, aber man sah ihr schon an, dass sie in ein oder zwei Jahren so aussehen würde wie Natalie, nur dass sie blond war. Clancy würde eine große Schönheit werden, aber sie war eindeutig kein so fröhlicher Charakter, wie sie es eigentlich hätte sein sollen.
    Erneut überlief Clancy ein Kälteschauer. «Du magst gruselige Sachen, oder, Jane?»
    «Tut das nicht jeder?» Jane steckte die Kamera zurück in ihre Reisetasche. Irene, der Arme, würde vermutlich tot umfallen vor Neid, wenn sie ihm erzählt hätte, dass ihr Antony Largo einen Hunderter für ihre Aufnahmen versprochen hatte.
    «Ich nicht», sagte Clancy. «Mir hat so was noch nie gefallen.»
    Sie hatten nicht die geringste Gemeinsamkeit, oder? Jane hängte sich die Tasche über die Schulter. Sie würde Mom natürlich irgendwann von dem Hunderter erzählen müssen. Vielleicht könnten sie das Geld ja in eine neue Waschmaschine stecken, um eine zweite Sintflut zu vermeiden.
    «Warum müssen die Leute auch noch Sachen erfinden, um anderen Angst einzujagen, wenn so schon genug ...» Clancy unterbrach sich kopfschüttelnd und begann die Einfahrt hinaufzugehen. Jane ahnte, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Schon die Tatsache, dass Clancy überhaupt mit ins Hotel kam, war ungewöhnlich. Normalerweise ging sie direkt zu Jeremys Bauernhof. Aber im Bus hatte sie Jane erzählt, dass Natalie wollte, dass sie von jetzt an zuerst ins Hotel kam, sodass sie später gemeinsam im Auto nach Hause fahren konnten. Jane fragte sich, ob es ein Problem mit Jeremy gab. Ein älterer Mann, eine Jugendliche im Haus ... so was kam vor.
    «Deine Mutter hat doch keine Angst vor irgendwas, oder?», sagte Jane, während sie zu Clancy aufschloss.
    Clancy blieb stehen und fingerte am Gürtel ihrer kostspieligen Skijacke herum. Clancy trug meistens teure Sachen. «Die einzige Sorge, die sie hat, ist, dass mir was passieren könnte.»
    «Davor haben alle Mütter Angst. Ähm ... ich hab mich nie getraut zu fragen.» Jane zog den Reißverschluss ihrer Fleece-Jacke hoch. «Was ist eigentlich mit deinem Vater?»
    Clancy ging weiter. «Das weiß ich nicht.»
    «Oh.»
    «Er war unwichtig. Einfach der Typ, von dem meine Mutter schwanger geworden ist.»
    «Du meinst bei einer Party oder so, wo alle komplett betrunken waren?»
    «So was in der Art. Dein Dad ist umgekommen, oder?»
    «Bei einem Unfall auf der Autobahn. Zusammen mit seiner Sekretärin Karen. Sekretärin und Geliebte. Er war Anwalt. Hatte was nebenherlaufen.» Jane war sich des Themenwechsels bewusst, aber sie konnte inzwischen ohne Probleme über dieses Thema reden. «War ein ziemlicher Mistkerl, mein Vater. Ich habe natürlich nur schöne Erinnerungen an ihn, aber besonders viele Erinnerungen sind es nicht, und außerdem war ich noch ein Kind, als er starb.»
    «Deine Mutter hatte vermutlich seitdem nicht viele Männer ... wo sie doch Pfarrerin ist, meine ich.»
    «Genau deshalb kommt sie auch in ihrer Beziehung zu Lol nicht weiter. Es gibt erst seit so kurzer Zeit weibliche Pfarrer, dass noch kein Präzedenzfall existiert.»
    «Wie bitte?»
    Weil Clancy so groß war, vergaß man leicht, wie jung sie noch war und dass sie mit kleinen Kindern im Klassenzimmer saß. «Ich meinte, es gibt anscheinend keine allgemeinen Regeln dafür, ob es für eine Pfarrerin in Ordnung ist, unverheiratet mit einem Mann zusammen zu sein.»
    «Sie könnten doch jederzeit heiraten.»
    «Eine Bindung fürs Leben eingehen? Hier geht es um zwei sehr ängstliche Menschen, Clancy.»
    Clancy sagte: «Es ist das erste Mal, dass wir mit einem Mann zusammenwohnen. Es ist komisch ... nicht so, wie ich’s mir vorgestellt habe.»
    Jane wollte fragen –
Wie? Warum
? –, aber sie waren schon zu nah am Haus, um mit so einem wichtigen Thema anzufangen.
    «Neulich abends ist auf dem Bauernhof was passiert», sagte Clancy. «Es war furchtbar.»
    Jane blieb stehen und legte Clancy eine Hand auf den Arm. «Meinst du zwischen Nat und

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