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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sein musste. War sie ein Medium, oder was?
    «Die Leute hier spinnen allesamt», sagte Clancy.
     
    Dieses Mal rief Frannie Bliss Merrily von zu Hause aus an. Sie hörte, wie sich seine Kinder im Hintergrund um irgendein piepsendes Spielzeug stritten.
    «Merrily. Gerade hat mich Melvyn angerufen. Er war ziemlich sicher, aber er überprüft es trotzdem nochmal. Es gibt tatsächlich was über Dexter Harris, auch wenn es nicht gerade das ist, womit Sie gerechnet haben. Außerdem ist die Sache Ewigkeiten her. Einen Verhörraum hat Dexter Harris vor ungefähr zwanzig Jahren das letzte Mal von innen gesehen.»
    «Mit
neun
Jahren?»
    «Zwölf, um genau zu sein. Und er sah älter aus, hat Melvyn gesagt, der bei der Vernehmung dabei war. Dexter war damals schon ziemlich groß ... Warten Sie mal eine Sekunde, Merrily ...
Ich habe nein gesagt ... Daddy repariert es später. Und jetzt raus hier, oder ich verhafte euch alle beide wegen schwerer Körperverletzung
 ... Ich mache lieber die Tür zu, Merrily.» Bliss legte den Hörer hin und sagte beim Zurückkommen: «Wenn’s nach mir ginge, könnte man das strafmündige Alter auf vier Jahre runtersetzen ... Könnte übrigens sein, dass Sie sich ein paar Notizen machen wollen.»
    Merrily nahm einen Stift und zog den Predigtblock zu sich heran.
    «Also», sagte Bliss. «Zuerst das Wesentliche: Dexter hat jemanden umgebracht.»

17  Dem Herrn ein Gräuel
     
    Als Jane und Clancy ins Haus gegangen waren, sahen sie Amber Foley an der Treppe zur Küche stehen. Amber hatte sie nicht hereinkommen hören. Sie starrte auf die geschlossene Tür zum Salon. Ihr Haar war hinten zusammengenommen, und ihre Haut ließ einen an dünne weiße Eierschale denken, die gleich zerbrechen würde. Als Amber Clancy sah, fuhr sie zusammen und zwang sich gleich darauf zu einem Lächeln.
    «O Clancy ... ich habe dir in der Küche einen Tisch frei geräumt, an dem du deine Hausaufgaben machen kannst. Deine Mutter hat gesagt ...» Nun nahm Amber auch Jane wahr, und die Verwirrung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Wenn Jane da ist, muss heute Freitag sein.
    «Ich habe am Samstag hier ein paar Sachen vergessen, Amber. Schulbücher.»
    «Aber die hätten wir doch Clancy mitgeben können ...»
    Amber musterte Jane, denn ihr war klar, dass sich Jane das auch selbst denken konnte. Bei einer der Wandlampen war die Birne durchgebrannt, und die ungewohnte Düsternis ließ die Empfangshalle trüb, bräunlich und halb verfallen erscheinen. Interessante Location, aber ein furchtbarer Platz zum Wohnen. Wie oft hatte Amber wohl schon allein in der Halle gestanden und sich gefragt, wie sie sich auf das alles hatte einlassen können – bevor ihr klarwurde, dass sie selbst sich eigentlich auf nichts eingelassen hatte. Das hatte Ben für sie beide erledigt.
    Amber warf Clancy einen Blick zu, und Clancy sagte: «Ich mache lieber mal meine Aufgaben. Wir sehen uns morgen, Jane.» Dann ging sie in die Küche hinunter.
Sie will nichts wissen
, dachte Jane.
Wenn etwas Schlimmes passiert oder es Streit gibt, verschließt sie einfach die Augen davor. Wir sind uns wirklich kein bisschen ähnlich.
    «Die
White Company
ist da, oder?», sagte Jane zu Amber.
    «Ja, Ben ist mit ihnen dadrin. Und Natalie auch. Mit Nat wäre er viel besser dran als mit mir, findest du nicht?»
    «Nein, das ist doch lächerlich.»
    «Du weißt, was sie in der
White Company
machen, oder?», sagte Amber.
    «Mmh ... ja. Haben Sie damit ein Problem?»
    Amber richtete sich auf und strich sich über die Schürze. «Du hast gewusst, dass sie kommen, stimmt’s? Deshalb bist du hier.»
    «Nein, eigentlich nicht.»
    «Du konntest dich nicht beherrschen, du musstest unbedingt kommen.»
    «Nein, es ...» Verdammt, es hatte keinen Sinn, es nicht zu sagen. «Na gut, wenn Sie die Wahrheit wissen wollen, Amber: Der eigentliche Grund, aus dem ich gekommen bin, ist, dass ich zufällig gestern Abend das Telefon abgenommen habe. Als Sie versucht haben, Mom anzurufen.»
    Höfliches Lachen drang durch die Tür des Salons.
    «Und als Sie bemerkt haben, wer am Apparat ist, haben Sie, so schnell es ging, das Gespräch beendet. Ich bin aber ziemlich gut im Stimmenerkennen.»
    «Jane, ich ...»
    «Wenn es also etwas mit mir zu tun hat, dann wüsste ich das gern, okay? Ich habe ihr nämlich von alldem hier nichts erzählt, und ich könnte deshalb eine Menge Ärger bekommen.»
    Ambers Puppenwangen färbten sich rot.
    Jane seufzte. «Ich vermute, Ben hat Ihnen erzählt, was

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