Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
sie macht. Ich meine, abgesehen von ihrem Job als ganz normale Pfarrerin.»
    Amber nickte.
    «Ich wusste überhaupt nicht, dass Sie religiös sind», sagte Jane.
    «Bin ich auch nicht. Bloß neurotisch.»
    Jane deutete zur Tür des Salons. «Deswegen?»
    Wieder drang Gelächter aus dem Salon bis in die Empfangshalle; Bens Stimme war deutlich zu erkennen.
    «Nichts davon macht ihm irgendwelche Sorgen», sagte Amber. «Im Gegenteil, es gefällt ihm, je dramatischer es zugeht. Er glaubt kein bisschen daran, aber das erzählt er den Leuten natürlich nicht, stattdessen tut er so, als fände er das alles unglaublich toll. So überzeugen Antony und er die Leute davon, vor der Kamera Dinge zu tun, mit denen sie sich vor aller Welt lächerlich machen.»
    Jane zog die Augenbrauen hoch. «Aber sie machen es doch nicht
jetzt
, oder? Ich meine, sie versuchen doch nicht
jetzt
, Kontakt mit Conan Doyle aufzunehmen.»
    «Das weiß ich nicht. Ich finde diese Leute einfach nur verantwortungslos. Noch dazu tun sie es nicht in
ihrem
Haus, sondern in
unserem.
» Amber ging ein paar Schritte Richtung Rezeption. «Ich weiß ja, dass wir das Geld brauchen. Aber muss man sich deshalb wirklich mit solchen Irren einlassen?»
    «Sie haben Mom angerufen, damit Sie Unterstützung bekommen, oder? Haben Sie sie eigentlich inzwischen erreicht?»
    Amber schluckte. «Als Ben mir erzählt hat, was deine Mutter macht, fand ich das ein bisschen zu viel für einen bloßen Zufall – ich habe es als
Zeichen
angesehen. So ist das eben mit uns Neurotikern ... Aber ich habe nicht nochmal versucht, sie anzurufen, nachdem ich dich am Apparat hatte.»
    «Na ja ...» Jane sah zu dem abblätternden Stuckfries unter der Decke hinauf. «Wenn Sie Unterstützung brauchen, ist das kein Problem. Sagen Sie einfach mir Bescheid. Ich kann Ihnen genau erzählen, was Mom in irgendeiner Situation sagen würde. Oder wann sie aus der Bibel zitieren würde. Nach dem Motto:
‹Dass nicht jemand unter euch gefunden werde, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lasse, oder ein Weissager oder Tagewähler oder der auf Vogelschrei achte oder ein Zauberer ...›
blablabla
‹... oder Beschwörer oder Wahrsager oder Zeichendeuter oder der die Toten frage. Denn wer solches tut, ist dem Herrn ein Gräuel.›
»
    «Das scheint mir ziemlich unmissverständlich zu sein», sagte Amber. «Aber ich bin natürlich bloß eine Köchin.»
    «Amber, also wirklich, das ist das
Alte Testament.
Da wird auch Männern empfohlen, ihre Frauen zu erwürgen, falls sie mal untreu waren. Das war alles
politisches Kalkül
 – alles Übernatürliche sollten die Priester Jehovas für sich behalten, sonst würde nämlich die Machtbasis zerbröckeln. Aber der Versuch, mit dem armen alten Arthur Kontakt aufzunehmen ...
echt.
»
    «Ich ...» Amber verschränkte die Arme vor der Brust. «Wie gesagt, ich bin nicht gerade religiös. Und ganz bestimmt habe ich keine übersinnlichen Fähigkeiten, auch wenn ich nicht bestreite, dass es so etwas geben kann.»
    «Also, ich habe heidnische Instinkte», sagte Jane stolz, «und ich glaube, dass es in dieser Gegend
wahnsinnig viel
wahrzunehmen gibt, wenn jemand nicht zu ängstlich ist, um ...»
    Sie beendete den Satz nicht, weil ihr klarwurde, wie eingebildet und beleidigend sie sich angehört haben musste.
    «Tja ...» Einen Moment lang flackerte in Ambers Augen untypischer Ärger auf. «Trotz deiner ganzen heidnischen Instinkte konntest du aber nicht schnell genug aus diesem Zimmer rauskommen, oder?»
    «Aus welchem Zimmer?»
    «Aus dem Turmzimmer. Ich wollte es dir eigentlich nicht geben, weil schon ein paar Leute ... Aber dann hat Ben gesagt: ‹Mach dir keine Sorgen um die kleine Jane. Die ist viel zu realistisch veranlagt. Jane wird sich in dem Zimmer
wohl
fühlen.›»
    «Also ... wussten Sie davon.» Jane hatte geglaubt, Ben hätte seiner Frau nichts davon erzählt, weil sie schon genügend Vorbehalte gegen Stanner Hall hatte.
    «Ich wünschte, es wäre nicht so», sagte Amber. «Ben lacht nur darüber. Er sagt, in jedem Hotel gäbe es so ein Zimmer, und manche Leute würden sogar extra zahlen, um darin zu übernachten. Uns hast du ja erzählt, du wärst bloß nicht daran gewöhnt, in so großen Räumen zu schlafen.»
    «Na ja, ich ...»
    «Nur habe ich mich erinnert, dass du mir einmal von dem riesigen Speicher im Pfarrhaus von Ledwardine erzählt hast, in dem du dein Apartment hast.»
    O Gott, sie konnte sich nicht mal ihre eigenen Lügen

Weitere Kostenlose Bücher