Die Nacht der lebenden Trekkies
Ibuprofen-Packung mitbringen, die neben dem Waschbecken steht.«
Jim öffnete seinen Rucksack, schob eine Kassette in seinen Taser und verstaute ihn im Beutel. Nach kurzem Nachdenken warf er auch den Spielzeugphaser hinein. Dann hielt er Leia eine Pfeilkassette hin.
»Wollen Sie ein Ersatzmagazin?«, fragte er.
»Gleich«, sagte sie.
Mit beachtlicher Anstrengung griff sie unter Dexters gewaltigen Leib, öffnete seinen Waffengurt und riss ihn los. Sie schwang ihn sich über ihre Schulter und befestigte die Schnalle an der Hüfte. Als sie den Taser in das Holster zurückschob, befand er sich knapp unter ihrer linken Brust. Die chemische Keule kam in eine Taillentasche.
»Von mir aus können wir«, sagte sie.
»Nichts dagegen.« Jim reichte ihr das Ersatzmagazin.
»Wie kommen wir jetzt hier raus? Schießen wir uns den Weg in die Empfangshalle frei?«
»Ich hab eine andere Idee.« Jim deutete auf die Wand, die sie vom gleich nebenan liegenden Zimmer 306 trennte. »Haben Sie in dem Zimmer in den letzten Stunden irgendwelche Geräusche gehört?«
»Keinen Pieps. Es sei denn, man zählt das Gestöhn und Geschrei mit. Deswegen ist mein Freund Donnie eigentlich rübergegangen. Er wollte nachsehen, was es zu bedeuten hat. Er ist nie zurückgekommen.«
Jim deutete auf die Wand gegenüber. »Und in dem Zimmer da?«
»Stille«, sagte Leia. »Ehrlich.«
»Es steht möglicherweise leer. Trotz der Trekkie-Versammlung ist das Wochenende für uns recht flau. Und diese Etage ist nur halb belegt.«
Jim begutachtete seine Schlüsselkarten, fand die, die er brauchte, und schob sie in die nach nebenan führende Verbindungstür. Er schob die Tür ein Stück weit auf und leuchtete mit Dexters starker Taschenlampe in den Nebenraum.
»Sehen Sie was?«, fragte Leia.
»Ist leer«, sagte Jim. »Keine Reisetaschen, die Vorhänge zugezogen, alles an seinem Platz. Wir haben echt Schwein.«
Er wandte sich der Tür zu, die zum Gang hinausführte. Leia war dicht hinter ihm.
»Wollen Sie einfach so rausgehen?«, fragte sie. »Vielleicht stehen Hunderte von denen da draußen rum.«
Jim peilte durch den Türspion. Er sah zwar keine Zombie-Hundertschaft, aber mehr als genug, um innezuhalten.
»Warten Sie hier«, sagte er. »Und seien Sie darauf vorbereitet, sich zu bewegen.«
Er eilte ins Zimmer 308 zurück, wo die Kreaturen noch immer an die Tür schlugen. Diesmal schlug Jim zurück.
»He, ihr doofen Missgeburten!«, schrie er. »Wir sind hier drin! Erzählt es überall rum!«
Draußen wurde ein Chor stöhnender Stimmen laut. Das Klopfen nahm zu. Es wurde wütend und unnachgiebig. Das metallene Portal wackelte in den Scharnieren.
Jim wartete eine Weile. Dann atmete er mehrmals tief durch, löste den Riegel und drehte den Türknauf. Das massierte Gewicht der rasenden Toten drückte die Tür sofort auf. Sie knallte gegen die Wand. Jim sprang gerade noch rechtzeitig beiseite, um der ersten Angreiferwoge zu entgehen. Da sie das Gleichgewicht verloren, torkelten sie nach vorn und fielen vor seinen Füßen in einem Haufen auf die Nase. Während andere versuchten, über sie hinwegzusteigen, floh Jim durch die Verbindungstür und verschloss sie.
Er fand Leia an der Zimmertür, wo sie die Entwicklung auf dem Korridor noch immer durch den Spion verfolgte.
»Eine gute Idee«, sagte sie. »Sie quetschen sich alle ins Nebenzimmer.«
Jim reichte ihr die Taschenlampe.
»Wir hauen ab, wenn ich es sage«, sagte er. »Wenn wir draußen sind, schalten Sie das Ding ein und leuchten Sie durch den Gang. Passen Sie auf, wohin Sie treten. Es liegen eklige Sachen auf dem Boden.«
»Verstanden.«
Jim prüfte seine Armbanduhr. Es war schon weit nach 21 : 00 Uhr. Er konnte nur hoffen, dass Rayna in ihrem Zimmer in Sicherheit war. Und dass Matt nicht irgendetwas Blödes versuchte.
Jim entsicherte die Glock. Leia nahm ihren Posten am Türspion wieder ein.
»Ich glaube, die Luft ist rein«, sagte sie. »Jedenfalls soweit ich es sehe.«
Leia trat beiseite. Jim schloss die Tür auf und drehte den Knauf. Er öffnete die Tür um einige Zentimeter – gerade so weit, um zu sehen, dass ihnen keine Gefahr drohte. Dann ging er hinaus. Leia war so dicht hinter ihm, dass er ihren Atem in seinem Nacken spürte.
Die Zombies, offenbar damit beschäftigt, das Zimmer nebenan zu zerlegen, bekamen von ihrer Flucht nichts mit. Leia schaltete die Taschenlampe ein und leuchtete ihnen den Weg, als sie den Gang entlangliefen. Als sie am Aufzug ankamen, sahen sie, dass zwei
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