Die Nacht der lebenden Trekkies
Muskulatur gestärkt. Sein Hirn arbeitete schneller. Jeglicher Stress und alle Unsicherheit schwanden.
Das ist ja viel besser als Xanax, dachte Matt.
Das einzige Thema, das ihn am meisten nervte, war Jim Pikes bevorstehende Ankunft. Dies und die deutliche Freude, die seine überlebende Crew, Gary und Rayna, angesichts dieser Aussicht zeigten.
Das ist ja Verrat wie aus dem Lehrbuch, dachte er.
Matt kannte ihre Pläne. Er wusste, dass irgendwo über ihnen irgendein Halbstarker dazu beitrug, die Zombies abzulenken. Dass sie herausgefunden hatten, welche Auswirkung ein Taser auf die Untoten hatte. Er wusste sogar, dass sie der verletzten T’Poc im Treppenhaus begegnet waren und über seinen Anteil an ihrer prekären Lage informiert waren.
Letztere Information machte Matt nachdenklich. Wieso wusste er das überhaupt? Doch ja, das Wissen war in ihm, irgendwo in seiner Großhirnrinde, wie irgendein willkürliches Wissen, auf das er beim Surfen im Netz gestoßen war. Wo hab ich das nochmal gelesen? Woher weiß ich das?
Auch wusste er irgendwie, dass Jim stinkwütend war. Dass er Matts Kopf auf eine Lanze gespießt sehen wollte.
Der Gedanke ließ ihn lächeln.
Matt stand auf und ging zur Schlafzimmertür. Aufgrund der zu ihm hereindringenden Geräusche wusste er genau, wo seine Gefährten standen. Rayna war an der Tür. Sie wartete darauf, ihren Bruder hereinzulassen. Gary befand sich gleich hinter ihr und wiegte sich aufgeregt von einer Seite zur anderen. Das leise Reiben seiner Halbschuhe erzeugte einen Ton, der für menschliche Ohren unhörbar, doch für Matt so deutlich wie ein Glöckchen war.
Sie begingen den niederträchtigsten Verrat überhaupt. Sie ließen hinter dem Rücken ihres kommandierenden Offiziers Besucher an Bord. Besucher, die nur eins planten: ihm Übles anzutun.
Matts Hand legte sich auf den Türknauf. Sein Körper spannte sich. Gleich würde es losgehen.
Zeit für die große Kampfszene, dachte er.
Er öffnete die Schlafzimmertür und trat ins Licht hinaus.
21
Insurrection
Der Gang wimmelte von frischen Leichen. Hoffentlich zu frisch, dachte Jim, um schon wieder aufzustehen. Aber sicher konnte man natürlich nie sein. Alles bisher Gesehene deutete auf eine höchst uneinheitliche Inkubationszeit hin: Manche Menschen verwandelten sich innerhalb von Minuten. Andere brauchten mehrere Stunden. Wieso?
Jim, Leia und Willy bahnten sich eine Gasse durch das Gemetzel, wobei sie sorgfältig auf alles achteten, was sich bewegte. Es war nicht einfach, denn die meisten Wandleuchten waren kaputt, wie die im dritten Stock. Auch dies war ihnen ein Rätsel. Jim meinte, dass die Zombies zum Öffnen von Türen zu dumm waren; wie also konnten sie die strategische Entscheidung treffen, eine Lampe nach der anderen kaputtzuschlagen? Die einzig mögliche Erklärung war, dass sie keine strategische Entscheidung trafen, sondern nach einem Urinstinkt handelten: Sie scheuten das Licht! Und jetzt, da die Sonne untergegangen war, kamen sie aus allen Löchern.
Jim schaute auf. Rayna, die noch immer die hellblaue Gesichtsbemalung der Andorianer aufwies, öffnete die Tür der Suite. Sie winkte ihm zu, er solle sich beeilen. Jim gab ihr auf die gleiche Weise zu verstehen, dass sie drinbleiben und warten sollte, bis er näher herangekommen war.
Etwas packte seinen linken Unterschenkel.
Jim schaute nach unten. Er sah das blutige Gesicht eines ungefähr vierzig Jahre alten Mannes. Seine blaue Uniformjacke war hochgerutscht und zeigte eine ungeheuer behaarte Wampe. Eine Wampe, auf der, genau über dem Nabel, ein blutroter Augapfel keimte.
Jim trat um sich, bis er wieder frei war, dann punktierte er das Auge mit dem Kar’takin.
Leia deutete den Gang entlang auf einen anderen frisch dem Ei entschlüpften Zombie – eine ältere Frau, die sich gerade aufrappelte und sich dann mit zahnlosem offenem Mund auf sie stürzte.
Als Jim sich seinem Ziel annäherte, fragte er sich kurz, welcher Rezeptionsschwachmat der alten Dame ein Zimmer auf einer Trekkie-Etage zugewiesen hatte. Dann erst erkannte er, dass sie eine blutige und zerfetzte Medizineruniform aus der Nächsten Generation trug.
Die Fanszene kennt keine Altersbeschränkung, dachte er.
Er schwang das Kar’takin. Sein Hieb durchschnitt die zerbrechlich wirkende Schädeldecke der Kreatur. Der Leichnam schlug zu Boden.
Jim suchte den Gang nach weiteren potenziellen Zielen ab. Er blickte zur Suite hin. Rayna hielt noch immer nach ihm Ausschau. Sie presste eine Hand an
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