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Die Nacht der Schakale

Die Nacht der Schakale

Titel: Die Nacht der Schakale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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gesprochen?«
    »Ja«, antwortete ich. »Er ist Ihrer Meinung, Sir.«
    »Wann fliegen Sie?« fragte er, viel zu selbstherrlich, um sich zu vergewissern, ob ich überhaupt nach Deutschland abreisen würde.
    »Sowie Sie es für angebracht halten, Sir.«
    »Thanks, Lefty«, entgegnete der Vice. »Ich werde Ihren Eifer bei der abschließenden Beurteilung nicht vergessen.« Er schob seinen Teller beiseite. »Nunmehr sehe ich mich auch in der Lage, einige Ergänzungen nachzutragen«, schönte er die Tatsache, daß er mir gestern ein unvollständiges Dossier zur Analyse übergeben hatte. »Der Verrat Nummer drei in den Flugzeugwerken bei München hat eine natürliche Erklärung gefunden. Ihrem Freund Steve war aufgefallen, daß der anonyme Anrufer nicht – wie bei den vorhergehenden Hinweisen – mit einer neutralen Kunststimme gesprochen hatte, sondern mit seiner natürlichen. In Zusammenarbeit mit den BND-Leuten ließ Cassidy in der Kantine verbreiten, der Informant könne mit einer hohen Belohnung rechnen, wenn er zum Vorschein käme. Schon einen Tag später meldete sich ein Mann aus dem Ingenieurbüro und gab an, der Anrufer zu sein. Er habe nicht als Denunziant seiner Arbeitskollegen dastehen wollen, umgekehrt aber auch nicht zusehen können, wie seine Firma Schaden erleide.«
    »Und die Stimme war identisch?« fragt ich.
    »Kein Zweifel.«
    Ich wunderte mich, daß Gregory trotz dieser eigentlich negativen Sachlage so optimistisch war.
    »Aber die Kunststimme hat sich inzwischen wieder gemeldet«, klärte er das Rätsel. »Auf einer Tonbandkassette, die Pullach zugesandt wurde«, berichtete der große Gregory. »Ein Unbekannter hat sich als der Sperber und als ein Stasi-Spitzenmann vorgestellt, der, unzufrieden mit den DDR-Verhältnissen, sich unter Umständen in den Westen absetzen wolle.«
    »Welche Umstände?« fragte ich. »Geld?«
    »Sie Hellseher«, entgegnete er. »Fünfhunderttausend Dollar.«
    »Wo und wie sollen die Übergabeverhandlungen stattfinden?«
    »Soweit sind wir noch lange nicht. Es gibt gewisse Hinweise, daß in Bonns Auswärtigem Amt eine undichte Stelle sein muß. Wir werden als Vorleistung die Nennung eines potentiellen Verräters verlangen. Erst nach diesem Test sollen BND und CIA in einer Gemeinschaftsaktion dem Angebot nähertreten.«
    »Und wenn es keinen AA-Maulwurf gibt?« fragte ich. »Schließlich sind das ja bis jetzt erst unbewiesene Gerüchte.«
    »Dann werden wir einen anderen Test veranstalten. Leider gibt es reichlich Nüsse, die zu knacken sind.«
    »Sie wollen also bezahlen, Sir?«
    »Unter Umständen«, entgegnete der Vice. »Aber ich will nicht die Katze im Sack kaufen. Ich bin mit Steve Cassidy der Meinung, daß vielleicht Sie, Lefty …«
    »Ich übernehme ungern die Verantwortung für eine halbe Million Dollar, die der US-Steuerzahler wahrscheinlich zum Fenster hinauswirft.«
    »Das wäre noch das wenigste«, erwiderte Gregory. »Vielleicht geht es um eine ganz andere Größenordnung. Wenn der Sperber im Auftrag von General Lupus handelt, dann wollen diese Hundesöhne noch weit mehr von uns als eine halbe Million Dollar.«
    Er sprach nur aus, was ich längst dachte. Es war wirklich eine vertrackte Lage. Lehnte man das Sperber-Angebot von vornherein ab, drohte Gefahr, daß eine einmalige Chance versiebt würde; stieg man ein, mußte man damit rechnen, in eine Falle zu stolpern, deren Ausmaß man nur ahnen konnte. Ich war lange genug in der Branche, um das Dilemma zu erfassen, und das bedeutete fast automatisch, daß es mich natürlich auch reizte.
    »Haben Sie schon gehört, Lefty«, wechselte Gregory sprunghaft das Thema, »Barry Wallner ist tot.«
    »Ich habe es noch nicht gehört, Sir«, erwiderte ich.
    »Wie gut haben Sie ihn gekannt?«
    »Gut genug, um nicht gleich in Tränen auszubrechen«, antwortete ich.
    Barry Wallner war ein vielgelesener Enthüllungsjournalist, der für zahlreiche US-Blätter schrieb und in aller Welt nachgedruckt wurde. Er war ungemein einflußreich, und häufig wurden ihm besondere Beziehungen zum State Department, zu Agency und auch zum FBI nachgesagt. Manchmal sah es tatsächlich so aus, ganz bin ich nie dahintergekommen, aber der smarte Barry war uns auch schon ein paarmal in die Quere gekommen, und es hatte Ärger gegeben. Unser Verein hatte so viele Feinde, daß es nur gut sein konnte, wenn es einen weniger gäbe.
    »Schlimme Sache«, fuhr Gregory fort. »Abgestürzt mit einer Privatmaschine.« Seine Redseligkeit machte mich hellhörig.

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