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Die Nacht der Schakale

Die Nacht der Schakale

Titel: Die Nacht der Schakale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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darauf.«
    »Gut, Sir«, erwiderte ich.
    »Hinterher können wir über alles sprechen«, beteuerte die Mumie.
    Es war nichts gegen eine solche Vereinbarung einzuwenden; Gregory hatte recht, aber es wäre für mich nur ein Ansporn mehr, so rasch wie möglich mit der Klärung voranzukommen.
    Noch in der gleichen Nacht wollte ich nach München abfliegen, falls der CIA-Gewaltige nicht noch einmal in seine Wundertüte griff.

6
    Ein kurzes Zwischenhoch lockte sonnenhungrige Großstädter in das Naherholungsgebiet. Seit dem frühen Morgen wurde das malerische Isartal von Ausflüglern aus München überschwemmt. In Rudeln durchzogen sie die sattgrüne Landschaft, in der einst die ›alten Rittersleut‹ zu ihren Raubzügen aufgebrochen sein sollen; sie waren blicklos für das abgesperrte, streng bewachte 60.000 Quadratmeter große Areal hinter einer eineinhalb Kilometer langen Mauer zehn Kilometer südlich von München. Hier, im hausintern so benannten ›Camp Nikolaus‹, hatte sich die Zentrale des Bundesnachrichtendienstes eingenistet, und so blühten, mitten im Grünen, die Geheimnisse im Verborgenen.
    Dem Hoheitsadler, der den Eingang bewachte, war von der ersten Nachkriegsbesatzung – amerikanischen Postzensoren – das Hakenkreuz aus den Klauen geschlagen worden, und er gemahnte so noch lange als Pleitegeier an Tatsachen, die mancher Insasse des Camps – inzwischen zum Erfüllungsgehilfen der amerikanischen Besatzungsmacht aufgerückt – nur zu gern verdrängt hätte. Daß es nicht ganz geschähe, dafür hatte zu Zeiten der Organisation Gehlen (ORG) eine Crew von etwa 50 US-Kontrolloffizieren gesorgt, die täglich ins Camp eingerückt war, um ihren umgefärbten ›Camel‹-und ›Candy‹-Spionen auf die Finger zu sehen.
    Nunmehr hielten sich nur noch einige CIA-Leute in der BND-Zentrale auf, als Gäste, nicht als Fronvögte, aber nach wie vor bestand zwischen Pullach und dem Wald von Langley eine direkte Nachrichtenbrücke, die dafür sorgen sollte, daß Verbündete auch Informierte blieben, selbst wenn das Bestreben – zumindest in einem gewissen Stadium –, Geheimnisse voreinander zu bewahren, legitim und beiderseitig ist.
    Ein Fallstrick, in dem sich Nachrichtendienste immer wieder verfangen. Um den Kreis der Mitwisser klein zu halten, erhält man wichtige und nötige Informationen selbst als Partner normalerweise meistens nur dann, wenn das Kind im Brunnen liegt oder wenn die Geheimaktion bereits ruchbar geworden ist.
    Innerhalb des Nachrichtenkrieges stehen nicht nur Westen kontra Osten, sondern tragen die Nato-Länder gelegentlich auch unter sich einen Grabenkampf auf sozusagen nationaler Ebene aus. Aber noch nicht einmal da endet das Fiasko: Selbst im eigenen Land konkurrieren subversive Organisationen, und das heißt, daß sie oft mehr gegeneinander als miteinander arbeiten, zumal die Kompetenzen meistens nur ungenau geregelt sind. Zum Beispiel der Verfassungsschutz gegen den Bundesnachrichtendienst in Deutschland oder in den Staaten das FBI gegen die CIA, von den militärischen Abschirmdiensten, die es hüben und drüben gibt, gar nicht zu reden.
    Steve E. Cassidy, eine in Pullach zunächst freundlich beargwöhnte CIA-Leihgabe für die Dauer des Falls Sperber, erwies sich sehr bald als eine mehr angenehme Überraschung. Der mittelgroße untersetzte Mann mit dem breiten Gesicht, den schütteren Haaren und der Hakennase konnte zuhören, ohne zu unterbrechen. Er äußerte keine Befehle, sondern Bitten, gab keine unerwünschten Ratschläge, stellte keine überflüssigen Fragen und bewies durch Randbemerkungen, daß er im subversiven Fach eine Koryphäe war.
    Er saß bei den Besprechungen einfach mit am Tisch, in der Art eines Ehrenpräsidenten, der still und aufmerksam die Tätigkeit des amtierenden Clubvorstandes verfolgt. Der Verein war staatlich geschützt, immens groß und so kostspielig, daß die Gelder, die er fraß, im Bonner Etat nur verschleiert ausgewiesen wurden, etwa eine halbe Milliarde Mark pro Jahr, vielleicht auch noch viel mehr.
    Außer dem Amerikaner, dem ständig hier stationierten CIA-Beauftragten und dem BND-Präsidenten waren nur noch drei hochrangige Experten des Hauses mit allen Einzelheiten des im großen Stil sich anbahnenden Ost-West-Duells im Untergrund vertraut: die Ressortchefs der Auswertung, der Gegenspionage und der Zentralkontrolle, der die Abriegelung nach außen und die Verschlüsselung nach innen oblag. Daneben gab es noch eine Reihe von Zulieferanten, die jedoch

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