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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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schenken schien. Als sie sich wieder
Orsen und seiner Familie zuwandte, war das Prickeln verschwunden. Sie hatte es
sich wohl nur eingebildet.
     
    Ash atmete erleichtert auf, als er feststellte, dass Wendy
den Raum verlassen hatte. Sie war noch nie lange geblieben, wenn es um
gesellschaftliche Anlässe gegangen war. Er konnte das verstehen, es musste ja
der reinste Spießroutenlauf für sie sein, dass sie den Platz nicht einnehmen
konnte, der ihr eigentlich zustand.
Als Tochter von Nathan und Enkelkind der Devena Thersites standen ihr
eigentlich alle Türen offen. Sie sollte ein anderes Leben führen, doch wer
sollte ihr das bieten?
    Innerlich wand er sich ungemütlich bei dem Gedanken. Sein
Unwohlsein wurde nur noch weiter verstärkt, als er Orsen mit seiner Familie
beisammen stehen sah. Jackie war in anderen Umständen und wurde von allen
Seiten umsorgt, wie es sich für sie gehörte. Nicht nur Orsen wünschte sich,
dass es damals nicht so gelaufen wäre, aber Ash hätte es niemals zugelassen,
dass Jackie wegen Bones Heldenmut eine weitere Fehlgeburt erleiden musste.
    Während der Gravida waren Frauen noch viel mehr als
sonst auf das Blut ihres Partners angewiesen und Bone hätte die Gesundheit
seiner Frau riskiert, wenn er versucht hätte, Wendy die Bluttaufe zukommen zu
lassen. Heutzutage hätte man das vielleicht mit dem Plasma umgehen können, aber
bestimmt nicht vor einhundert Jahren, als die Zeiten noch rauer gewesen waren.
    „Guten Abend, Ray… Nein, bleib ruhig! Ich möchte dich
bestimmt nicht vertreiben.“ Die liebliche Stimme seiner Mutter riss Ash aus
seinen Gedanken.
Devena Gwen war unbemerkt auf sie zugegangen, um ihren Sohn zu begrüßen, den
sie aufgrund ihrer Aufgaben, die sie sehr oft ins Ausland führten, nicht oft
genug sah. Ashur beugte sich zu ihr herunter und küsste sie sanft auf die
Wange. Niemand würde annehmen, dass sie seine Mutter war, der Altersunterschied
war einfach zu gering. Es war völlig untypisch für eine Immaculate-Frau so früh
Kinder zu bekommen, aber darauf nahmen die Aryaner keine Rücksicht. Sie mussten
sich an den jüngeren Frauen vergreifen, weil die älteren sich natürlich besser
gegen ihre Übergriffe wehren konnten. Deshalb wurden die jungen Mädchen in den
Familien auch gut beschützt. So wie Fiona Lancaster.
    Gwen strich ihrem Sohn zärtlich über die glatt rasierte Wange
und streifte mit einem bedauernden Blick seinen kahl rasierten Schädel. Er
hatte ihre Augen und ihr Äußeres geerbt nur nicht die honigblonden Haare. Als
Kind hatte er schier unglaublich helle platinblonde Locken gehabt, die er
seinem Vater zu verdanken hatte. Ash wollte ihm aber in keinem Fall ähnlich
sehen, weshalb er sich die Haare abrasierte, sobald auch nur ein Hauch
Weißblond durchkam. In seiner tierischen Form erschien er weiß, doch sein Fell
besaß genau die Farbe seines prächtigen Haupthaars, um das ihn wohl jede Frau
glühend beneidet hätte.
    Ash nahm ihre kleine Hand in seine und küsste sie ehrerbietig
auf den Handrücken. Er war mehr als dankbar, dass seine Herkunft niemals
zwischen ihnen gestanden hatte, was er durchaus hätte nachvollziehen können. Er
war bisher ihr einziges Kind, weil sie selbst noch so jung und noch nicht so
lange mit ihrem Soulmate verbunden war. Ash akzeptierte Nevin als väterlichen
Freund, nicht nur weil er seiner Mutter endlich Frieden und Erfüllung gebracht
hatte. Der Breed-Mann führte die Riege der Enforcer an und hatte sie gemeinsam
mit den Kriegern ausgewählt und ausgebildet. Ash war es eine große
Erleichterung gewesen, dass ein Mann wie Nevin nun für die Sicherheit seiner
Mutter sorgte, weil er selbst wegen seiner Aufgabe nicht immer vor Ort sein
konnte.
    „Es ist schön, dich wieder zu haben. Du warst sehr lange in
Asien, Mutter“, begrüßte Ash sie und dann fragte Ray auch schon nach
Einzelheiten des letzten Prozesses, dem Gwen als Richterin beigewohnt hatte.
Das war Ash nur recht, da ihm jede Ablenkung willkommen war. Er konnte sich
schließlich nicht sinnlos betrinken, dazu müsste er schon schwerere Geschütze
auffahren als Wodka-Lemon.
    Es geschah wie ein Überfall aus dem Hinterhalt, den er nicht
hatte kommen sehen. Die Ankündigung des Herolds platzte wie eine Bombe und Ash
explodierte gleich mit. Er konnte gar nicht anders bei dem Anblick von Awendela
in diesem traumhaften Kleid, das ihrer strahlenden Schönheit mehr als gerecht
wurde. Genau diese Farbe hätte er für sie gewählt, weil sie bei ihr nicht
unschuldig wirkte.

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