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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Liebe!“
    Ash schaffte etwas Abstand zwischen sich und Wendy, indem er
sich Jackie zuwandte, um sie freundschaftlich zu begrüßen, weil sie von Anfang
an zu ihrem verschworenen Kreis gehört hatte, selbst wenn sie niemals den
Ehrgeiz gehabt hatte, sich ins Kampfgetümmel zu stürzen. Sie war eine
ausgezeichnete Krankenpflegerin und Köchin, so dass man sich gerne von ihr
verwöhnen ließ, wenn es einem nach einem Einsatz einmal schlecht gehen sollte.
Im Stillen gab er seiner Mutter Recht, es gab nicht viele Frauen, die sich mit
Nathans Tochter messen konnten. Sie hatte etwas, das vielen verwöhnten
Immaculate-Töchtern fehlte: Substanz .
     
    Das Prickeln, dieses unbestimmte Gefühl in ihrem Hinterkopf
war wieder da. Alles in ihr zog sich zusammen. Eine Sekunde glaubte Wendy,
nicht mehr atmen zu können. Warum auch immer? Sie hatte keine Erklärung dafür.
War Acantha irgendwo in der Nähe und versuchte, sie erneut negativ zu
beeinflussen? Es konnte auch einfach daran liegen, dass es im Raum mit einem
Mal tierisch heiß war als hätte jemand im Hochsommer die Heizung aufgedreht.
Ohne, dass sie es beeinflussen konnte, stellten sich ihre Instinkte
sekundenlang auf Jagdbetrieb um. Sie schnupperte einem Tier nicht unähnlich an
der Luft, wohl darauf bedacht, dass ihr Onkel oder die Devenas nichts merkten,
doch dank des Vollmonds lagen so viele Gerüche in der Luft, dass sie nichts
darin ausmachen konnte, was ihr hilfreich erschienen wäre. Hatte sie etwa etwas
oder jemand Bestimmten erwartet? Nein. Ihr Vater war weg. Catalina ebenso. Kein
Grund zur Beunruhigung. Tatsächlich ließ die innere Unruhe ein klein wenig
nach.
    Dafür gesellte sich Devena Gwénaëlle samt Raynor und Ashur zu
ihnen. Wendy verbeugte sich tief und lief bei dem erneuten Kompliment, das man
ihr machte, ein wenig rot an. Die zusätzliche Farbe in ihrem Gesicht hauchte
ihr Leben ein, ließ ihre Augen glänzen und machte sie noch schöner.
    „Danke, verehrte Patrona des Hauses Fontanus. Wenn Ihr das
sagt, bin ich fast versucht, es widerspruchslos anzunehmen. Ihr seht ebenfalls
großartig aus.“
    Das war die absolute Wahrheit. Im Gegensatz zu Wendy sah man
Gwen nicht eine Sekunde lang an, was sie durchgemacht hatte. Sie war wirklich
wunderschön. Und zudem eine große Stütze für ihren Vater im Prozess gegen die
Vijaya gewesen. Sie hatte so sehr gekämpft. Es war ein Schlag ins Gesicht für
alle Beteiligten, als man Acantha und deren Mutter damals von allen Vorwürfen
der Mittäterschaft freigesprochen hatte. Das war nicht Gwens Schuld. Wendy war
ihr auf ewig dankbar für das, was sie getan hatte.
Bevor die Sache zu emotional wurde, wandte sich das Mädchen lieber den Kriegern
zu. Es war immer eine Freude, sie zu sehen. Freunde ihres Vaters. Brüder.
Einander treu ergeben bis in den Tod. Ihr Vater war ein gesegneter Mann.
    „Hallo Raynor! Du hast dich die letzten Jahre über kaum
verändert. Gut siehst du aus. Machst du immer noch diese Technikgeschichten?“
Wendys bunt schimmernde Augen leuchten erfreut auf, als er sich vorbeugte, um
ihr vor ihr einen stummen Diener zu machen. Er nickte wortlos und Wendy gestand
ihm ebenfalls ohne Worte mit einem gedanklichen Austausch ein, sich immer noch
nicht einmal mit einer alten Schreibmaschine auszukennen, geschweige denn mit
einem Laptop. Ray grinste vielsagend. Sie war eindeutig Tochter ihres Vaters,
wenngleich Nathan sich von Berufung wegen schon mit mehr als nur mit Waffen
auskennen musste. Schließlich gab er in seiner Kirche auch Straßenkindern
Unterricht.
    Höflich wie sie war, wandte sie sich auch dem letzten im
Bunde zu, obwohl die Frostigkeit, die Ashur ihrer Großmutter gegenüber zur
Schau gestellt hatte, schon etwas zu wünschen übrig ließ.
Hatte Thersites etwa etwas getan, was den Krieger verärgert haben könnte? Wohl
kaum. Es konnte einem Krieger schlecht bekommen, einer Patrona zu zürnen. Aber
das mussten die beiden unter sich ausmachen.
Wendy streckte Ash die Hand entgegen. Er war mehr der Typ für einen festen
Händedruck denn einer Verbeugung. Noch dazu der Blick, mit dem er sie bedachte.
Das Blau seiner Augen ging ihr durch und durch und machte sie zuerst blinzeln.
Es brachte sie dazu, die Hand in einem plötzlichen Anfall von erneut
unerklärbarer Schwäche sinken zu lassen, doch er fing sie geschickt auf,
überraschte sie nur noch mehr, in dem er sich darüber beugte und einen Handkuss
andeutete, der sie aus irgendeinem Grund noch schwächer in den Knien

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